Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rose von Darjeeling - Roman

Die Rose von Darjeeling - Roman

Titel: Die Rose von Darjeeling - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Lott
Vom Netzwerk:
die Sabotage in der Baumschule Jonas geht?«
    »Oh!« Ein empörtes Raunen erfüllte den Stall. In Jürgens Augen blitzte eine böse Schadenfreude auf, die Max’ Verdacht nur bestätigte. »Sie haben den Temperaturregler verstellt, damit Ihr Konkurrent blöd dasteht.«
    Jürgen zuckte mit den massigen Schultern. »Un’ Hein ist doch ’n Döspaddel.«
    »Das gibt gleich noch ein paar Anzeigen mehr«, sagte der Polizist, »zum Beispiel wegen Sachbeschädigung und wegen Einbruchs.«
    »Ich bin so froh, dass diese Sache endlich aufgeklärt ist.«
    Julia seufzte erleichtert, als der Polizeiwagen mit Jürgen unter großer Anteilnahme der Dorfbevölkerung vom Festplatz fuhr und die Aufregung sich endlich gelegt hatte. Max’ Augen wirkten heute mehr grün als blau, vielleicht lag es an der grünen Wiese … Liebevoll lächelten sie Julia an.
    Max nutzte die Gelegenheit, ihren Waffenstillstand in Frieden zu wandeln. »Vielleicht mindert das meine Vergehen und du kannst mir meine Schwindelei verzeihen?«
    Julia sah kleine Fältchen in seinen Augenwinkeln, die sie hinreißend fand und gern geküsst hätte. Viel zu lange schon schaute sie ihn an, aber sie schaffte es einfach nicht, ihren Blick loszureißen. Jetzt lächelte auch sein Mund, was für schöne weiße Zähne … Dieses Lächeln verschlug ihr die Sprache. In ihren Blutbahnen schäumten plötzlich wilde Stromschnellen, und in ihrem Bauch kitzelte es wie beim Rafting. Sie spürte eine kribblige Ahnung von Glück und Leichtigkeit, von Befreiung und Wolkenflug.
    Heftig atmete Julia aus.
    Eine Lautsprecheransage verhinderte ihre Antwort. Julia fühlte einen Kloß im Hals, und es schmerzte wieder unangenehm. Erneut nahm sie drei der angeblichen Zauberkügelchen.
    Das Rennen startete ohne Heins Favoriten. Im Gedränge an der Rennstrecke legte Max seine Hände auf Julias Hüften und schob sie vor sich, damit sie mehr sehen konnte. Er stand direkt hinter ihr, seine Wärme kroch ihr unter die Haut, sie spürte seinen Atem in ihrem Nacken, seine starke Brust an ihrem Rücken – und seine Lust auf sie. Sekundenlang wollten ihre Beine wegsacken in süßer Schwäche. Am liebsten hätte sie sich einfach fallen und von ihm auffangen lassen. Max schnupperte an ihrem Haar. Aber da hüpften und klatschten auch schon die Leute um sie herum vor Begeisterung, die Masse tobte, und sie konnten nicht anders, als mitzujohlen.
    Sofort nach der Bekanntgabe des Siegers setzte sich Julia in Bewegung. »Komm! Wir müssen Hein suchen, bevor er uns entfleucht!« Sie ging voran und hoffte, dass Max ihre Verwirrung nicht bemerkte.
    »Es tut mir wirklich leid für dich«, sagte Julia wenig später ihrem Kalfaktor. »Da habt ihr euch so lange auf dieses Rennen vorbereitet …« Sie saßen bei Kaffee draußen an einem Biergartentisch.
    »Och …« Hein schmunzelte, »Pech im Spiel, Glück in der Liebe …« Gerda saß selig an seiner Seite, die beiden warfen sich immer wieder feurige Blicke zu. »Und die Schweine haben morgen ihren Rausch ausgeschlafen.«
    »Hein, ich möchte dich gern etwas fragen …« Julia erklärte ihm, um was es ging. Und dass Max in Wahrheit wegen dieses Gerüchts gekommen war. »Woher hattest du die Information über den letzten Originalrhodo, Hein?«
    »Ha!«, schaltete sich Gerda mit geröteten Wangen ein. »Von mir!«
    »Wie bitte? Das wird ja immer verrückter«, sagte Julia. »Mal ganz langsam, der Reihe nach …« Sie wandte sich wieder an Hein.
    »Wieso hast du denn nicht nach diesem letzten Original gesucht, wenn du davon wusstest? Ich mein, du arbeitest nun schon so lange bei uns, und du kümmerst dich jeden Tag um unsere Nachzüchtung. Und warum hast du mir kein einziges Wort gesagt?«
    »Also der Reihe nach«, wiederholte Hein. »Ich hab nicht danach gesucht, weil ich nicht wusste, wo ich suchen soll. So richtig hab ich das sowieso nicht geglaubt.«
    »Und warum hast du dem Taxigast davon erzählt?«
    »Jau, weil ich dachte, das ist so ’ne Geschichte wie die mit dem Wels im Meer. Wat für dumme Touristen.« Hein grinste. »Wenn ich solche Geschichten erzähl, gibt’s immer mehr Trinkgeld.«
    Julia schüttelte den Kopf. Ein bisschen Recht hatte Jürgen ja. Der Hellste war Hein fürwahr nicht.
    Doch Hein setzte nun seine ganz schlaue Miene auf. »Außerdem, Julia, musst du ja Folgendes bedenken: Wir haben die beste Nachzüchtung. Aber ein Original ist immer besser als die beste Nachzüchtung. Hätte ich etwa riskieren sollen, dass wir den Preis nicht

Weitere Kostenlose Bücher