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Die Rose von Darjeeling - Roman

Die Rose von Darjeeling - Roman

Titel: Die Rose von Darjeeling - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Lott
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Liebe deine Kinder und Musik und gutes Essen und, ach, das Leben, jede Minute. Du wirst mir damit nicht untreu. Im Gegenteil. Außerdem haben wir uns ja doch für immer … Forever and thereafter.«
    »Mein Gott, bist du klug! Dieser Auftrag würde dem weisen Lama gefallen – bleib mir treu, indem du das Schöne genießt.«
    »Lass es uns versuchen, ja?«
    »Ich weiß nicht, ob ich es kann. Aber ich verspreche dir, dass ich es versuche. Gib mir bitte deine Anschrift auf Jersey.«
    Sie gab sie ihm, aber sie bat ihn: »Es wäre mir lieber, ich wüsste, dass du mir nie mehr schreibst. Sonst würde ich jeden Tag auf einen Brief von dir warten, und das könnte ich nicht aushalten … Wenn einer käme, wäre ich ganz bei dir, statt in meinem gegenwärtigen Leben. Und wenn keiner käme, wäre ich traurig …«
    »Wir werden uns nicht schreiben«, antwortete Carl bestimmt. »Ich will nur Bill Landsbury bitten, dir die Rose von Darjeeling zu schicken.«
    »Oh, danke …«
    »Du wirst nicht auf eine Botschaft von mir warten, und ich werde nicht auf eine Botschaft von dir warten.«
    »Nein, wir werden nie wieder Kontakt miteinander aufnehmen.«
    »Weder per Telefon noch per Telegramm. Schwör es.«
    »Weder per Trommel- noch per Rauchzeichen«, schwor Kathryn mit erhobener Hand. Sie flüsterte: »… nur … nur für mein Herz kann ich nicht garantieren.«
    Carl fehlten die Worte. Er atmete schwer. »Mein Herz …ist … immer … bei dir.« Mehr konnte er nicht sagen.
    Er hörte ihren Atem. Langsam legte er den schweren Hörer auf die Telefongabel zurück.
    Noch am selben Nachmittag wurden alle Mutterpflanzen und Abkömmlinge der Rose von Darjeeling in der Baumschule Jonas auf einen großen Haufen geworfen. Kalfaktor Hinnerk, inzwischen um die sechzig, schüttelte unentwegt verständnislos den Kopf. Er führte das Ziehpferd und musste die Pflanzen verbrennen. Auch Bruno, der mittlerweile als Obergärtner über mehr als vierzig Jonas-Mitarbeiter das Sagen hatte, verstand die Welt nicht mehr.
    Gesine überwachte schweigend mit Argusaugen, dass ihre Forderungen umgesetzt wurden. Als der vierzehnjährige Gerd aus der Schule kam und wissen wollte, was da und weshalb es geschah, sagte seine Mutter nur: »Eine Fehlentwicklung …«
    »Aber …«
    »Wir wollen nicht mehr darüber reden.« In ihrer Stimme lag eine ungewohnte Schärfe.
    Carl sah anfangs noch zu, doch er ertrug es nicht lange. Nun hatte er sie doppelt verloren, seine Queen, ein zweites Mal. Endgültig. Er ging ins Moor und weinte bitterlich.

Ammerland
    Mai 2010
    Max hatte nach ihrem Jadebusenabenteuer noch nichts von Julia gehört, also beschloss er, sie anzurufen.
    »Wie geht’s dir? Alles gut überstanden?«
    Julia gähnte. »Abgesehen von Halsschmerzen, ja.« Sie hatte bis mittags geschlafen. »Es ist warm und trocken hier, was will man mehr … Und du?«
    »Danke, alles okay. Musst du nicht zur Rhodo-Eröffnung?«
    »Meine Mutter hält die Stellung.«
    »Julia, ich hab gerade einen Anruf von meinem Vater bekommen. Er ist übrigens in Westerstede eingetroffen, im Hotel. Wegen des Gerüchts …«
    »Ja?«
    »Du glaubst es nicht.«
    »Erzähl!«
    »Jetzt gleich?«
    »Mach mich nicht wahnsinnig!«
    »Ach, das würde ich ja zu gern mal …«
    »Max, bitte!«
    »Also, diesen ominösen Hinweis auf den letzten Original-Rose-von-Darjeeling-Rhodo in einem alten Ammerländer Bauerngarten hat er von Ludwig Brunken. Der gehört zum Vorstand der Deutschen Rhododendron-Gesellschaft und war neulich zu einem Gespräch im Park der Gärten. Er ist mit dem Zug von Bremen nach Bad Zwischenahn gefahren und hat vom Park zurück zum Bahnhof Bad Zwischenahn ein Taxi genommen.«
    »Und?«
    »Der Taxifahrer hat es ihm erzählt. Und da Herr Brunken ein ordentlicher Mensch ist, hat er seine Taxiquittung für die Steuer aufgehoben. Mein alter Herr hat heut Morgen mit ihm telefoniert. Und der Name des Taxifahrers lautet … Na …?« Max machte eine bedeutungsvolle Pause.
    Julia schwante etwas. »Nein, das glaub ich jetzt nicht …«
    »Hab ich doch gesagt!«, feixte Max. »Genau der!«
    »Unser Hein?«
    »Genau. Heinrich Brunßengerdes.«
    »Nun versteh ich überhaupt nichts mehr.«
    »Am besten fragen wir Hein selbst. Weißt du, wo er jetzt ist?«
    Julia schaute auf die Uhr.
    »Ach, heute ist ja sein großer Tag – das Schweinerennen. Es fängt in gut einer Stunde an.«
    »Ich hol dich ab. Bis gleich!«
    Julia wartete schon vor dem Haus auf Max, und sie fuhren sofort weiter. Die kleine

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