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Die Rose von Ernstthal. Erzgebirgische Dorfgeschichten

Die Rose von Ernstthal. Erzgebirgische Dorfgeschichten

Titel: Die Rose von Ernstthal. Erzgebirgische Dorfgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Ihr dürft mitkommen. Wer mich aber anrührt, den schlag’ ich zu Pulver. Ihr kennt mich, und damit Punktum!«
    Er ging auf das Forsthaus zu, und der Webel folgte ihm mit den Seinen auf dem Fuße. Er getraute sich doch nicht, sich an dem »Goliath junior« zu vergreifen. Der Förster war eben erst von der Schießhütte nach Hause gekommen und blickte allerdings verwundert auf, als er seinen Freund unter solcher Begleitung bei sich eintreten sah.
    »Frieder, Du? Wie kommst’ zu dieser Stund’ zu mir?«
    »Er ist unser Gefang’ner,« schnitt der Feldwebel die Antwort ab. »Er gehört zu der Bande des Waldkönigs.«
    »Der Frieder? Sind Sie bei Sinnen, Herr Feldwebel?«
    »Sogar sehr! Wir hab’n ihn auf der That ertappt.«
    »Auf welcher That? Wie kann der Frieder zum Waldkönig gehör’n, der seinen Bruder erschoss’n und seinen Vater geblendet hat!«
    »Das geht mich nix an! Er hatt’ eine Larv’ im Gesicht und den gelad’nen Revolver bei sich, als wir ihn fand’n.«
    »Und hat Ihnen Beides ohne Geg’nwehr übergeben?«
    »Die Wehr hätt’ ihm nix geholf’n!«
    »Das muß ich sehr bezweifeln, wie ich ihn kenn’. Den Revolver hab’ ich ihm erlaubt; er ist freiwillig mein Gehülf’ im Forstwes’n und darf in den Wald wenn und wie er will, bewaffnet oder net, ganz wie es ihm gefällt. Ich werds verantwort’n.«
    »Da kann ich nix dageg’n sag’n. Aber die Larv’?«
    »Das ist seine Sach’.«
    »Oder auch net. Der König geht mit der Larv’ und seine Leut’ all’ mit ‘nander auch. Wer sich im Wald maskirt, wird arretirt.«
    »Wo steht’s geschrieb’n?«
    »Das versteht sich von selber! Er soll mich net umsonst heut aus dem Fenster und aus der Thür geworfen hab’n. Er bleibt Arrestant und wird aufs Gericht transportirt!«
    »Also net weg’n der Mask’, sondern aus Rachsucht. Zeig’n Sie ‘mal den Revolver und die Larv’!«
    Der Buschwebel reichte ihm Beides hin. Er nahm die Gegenstände und gab sie dem Freunde, welcher der Verhandlung lächelnd zugehört hatte, zurück.
    »Hier hast’ die Sach’n, Frieder. Geh’ nach Haus’. Und wer ‘was dageg’n hat, der mag auch mich vor Gericht verlangen!«
    »Halt,« gebot der Webel; »her mit dem Corpus delicti! Es gehört mir und der Gefang’ne dazu!«
    Da legte ihm Frieder die Hand auf die Schulter.
    »Feldwebel, jetzt will auch ich ‘mal sprech’n! Sie hab’n gehört, was der Förster sagt. Er bürgt für mich, und das ist mehr als genug, denn er und ich, wir sind jederzeit zu find’n. Ich werd’ vielleicht doch noch Wen durch’s Fenster werf’n und mit der Martha tanz’n, wenn mir’s paßt. Jetzt aber geh ich nach Haus’, und wer nur die Mien’ verzieht, mich d’ran zu hindern, der wird sogleich seh’n, was passirt. Ich lass’ mich weder zur Schießhütt’ noch ins Bockshorn jag’n. Merkts, und nun gut’ Nacht!«
    Er ging, und Keiner getraute sich, ihm den Weg zu vertreten. – – –

IV.
In der Falle
    Der Buschwebel hatte doch die Anzeige gemacht und eingesandt, und die Folge davon war, daß Frieder vom Amte einen Bestellzettel erhalten hatte und heut in die Stadt geritten und im Verhör gewesen war. Dieses schien einen für ihn befriedigenden Verlauf genommen zu haben, wie die Miene zeigte, mit welcher er das Pferd bestieg, um wieder heimzukehren.
    Ein gut Theil über die Hälfte des Wegs war zurückgelegt, und er gelangte an ein einsames Wirthshaus, welches mitten im Walde an der Straße lag. Ein hochbeladener Heuwagen hielt vor der Thür, und er erkannte das Gespann als Eigenthum des Feldbauern. Er konnte annehmen, daß derselbe Leute genug habe, um dergleichen Fuhren nicht selbst unternehmen zu müssen; jedenfalls führte ein Knecht das Geschirr, und es war dann kein Grund vorhanden, auf den frischen Trunk zu verzichten, welchen er hier zu sich nehmen wollte.
    Er stieg daher ab, befestigte die Zügel an das Staket und trat in die Stube. Er hatte sich getäuscht. Außer einigen Holzhackern, welche im Winkel ihr mageres Brod verzehrten, befanden sich der Feldbauer und einige Soldaten in dem Zimmer. Sie waren auf einem Patrouillengang durch den Forst hier eingekehrt und wurden von dem sonst nicht sehr freigebigen Bauer auf das Beste traktirt. Frieder setzte sich an einen separaten Tisch, ließ sich sein Bier geben und wandte sich von den Anwesenden dem Fenster zu.
    »Trinkt immer, trinkt,« meinte der Feldbauer mit einem giftigen Blicke auf den Neuangekommenen. »Ehrliche Leut’, die ohne Larv’ sich sehen

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