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Die Rose von Ernstthal. Erzgebirgische Dorfgeschichten

Die Rose von Ernstthal. Erzgebirgische Dorfgeschichten

Titel: Die Rose von Ernstthal. Erzgebirgische Dorfgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Hos’ntasch’, und ich will Dich in den Glasschrank setz’n; da bist’ gut aufbewahrt! Aber nimm den Rath von mir, daß Du die Sach’ zur Anzeig’ bringst. Man hat sich an des Königs Rock vergriff’n, und da ist große Straf’ darauf gesetzt!«
    »Du redest wie ein Buch – aber was für eins! Die Martha hat sich versagt, und ich hab’ sie auf Deine Aufmunterung net hergegeb’n, sondern vielmehr meine Leut’ zum Kampf geruf’n. Ich allein bekomm’ die Schuld und muß nur noch froh sein, wenn ich net selber angezeigt werd’. Und wer ist Schuld daran? Das Madel und Du! Sie ist in ihn vernarrt, das hab’ ich gleich geseh’n, und Du hast den groß’n Mund aber die kleine Faust. So sind wir abgezog’n wie der Fuchs, der den Schwanz im Eis’n läßt!«
    »In ihn vernarrt? Bist’ recht gescheidt! Meine Tochter vernarrt in den Bachfrieder, dem ich das Gesicht und noch viel mehr verdank? Das wär’ mir die Lotterie, in der er die große Niet’ bekommt und Andres obendrein! Das weiß er auch, und das machst’ nur Dir weiß, aber net mir!«
    »Schon gut! Wirf sie ihm an den Hals und den Feldhof dazu. Der Buschwebel findet schon Eine, die zu seinen dreißigtausend Thalern paßt. Aber ich will, mich mit Dir gar net streit’n, ich hab’ andre Ding’ vor, denn wenn ich den König fang, so bekomm’ ich die Prämie und steig’ ganz sicher zum Lieutenant empor!«
    »Dann bin ich der Erst’, der Dir gratulirt,« meinte der Bauer mit zweideutigem Lachen. »Und dann wird auch die Martha anders sein. ›Herr Lieut’nant‹ klingt doch noch ganz anders als ›Buschwebel.‹ Mach nur schnell. Vielleicht ergreifst’ ihn heut’ an der Schießhütt’, wenn Dir’s glückt!«
    »Es wird schon glück’n. Ich hab’ meine zwanzig Mann, und der Offizier kommt mit zwanzig, das macht Vierzig, die Grenzer und Jäger gar net gerechnet. Er muß unser werd’n! Jetzt geh’ ich fort zum Rendezvous; ich hab’ net viel Zeit zu verlier’n.«
    »Zum Rangtewuh? Was ist das für ein Kerl?«
    »Feldbauer, Du bist ein Esel! Rendezvous ist französisch und heißt der Ort, wo man sich versammelt. Aber das kannst’ ja net wiss’n, weil Ihr Bauern überhaupt die Klugheit net löffelweis’ verschlungen habt!«
    Er ging. Der Bauer sah ihm durch das Fenster nach.
    »Feldbauer, Du bist ein Esel! So ist’s gemeint? Ob er den Waldkönig wohl auch für einen Esel hält? Ich mein’, der wird’s ihm zeig’n, wer die Klugheit mit Löffeln verschlingt, er oder der Prahlwebel, der Alles fangen will und sich doch vom Saal fortwerf’n läßt!«
    Er verzehrte sein Abendbrod und gab dann vor, schlafen zu gehen.
    Frieder hatte nach ihm den Saal verlassen und war, um nicht bemerkt und abgehalten zu werden, vom Garten aus in den Bachhof getreten und hatte auch ungesehen sein Zimmer erreicht. Dieses war ganz wie das Studirzimmer eines Gelehrten eingerichtet, und auch die Möbels boten eine Bequemlichkeit, wie sie sonst auf dem Dorfe nicht gebräuchlich ist. Er zog sich um und steckte außer dem Revolver noch eine Maske zu sich, die er aus dunklem Stoffe sich heimlich angefertigt hatte.
    »Die Larv’ brauch ich heut, damit mein Gesicht net hell von der Umgebung absticht, und auch für den Fall, daß ich Jemand’ begegne. Der Waldkönig darf net erfahr’n, daß ich nach ihm geh’, sonst läßt er mich bewach’n und der Anstand wird mir doppelt schwer gemacht.«
    Es gelang ihm, den Hof wieder unbemerkt zu verlassen, und eine halbe Stunde später war er vor dem Trichter angelangt. Der Abend hatte sein Dunkel bereits über den Wald gelegt, doch spendete die Sichel des abnehmenden Mondes so viel Helle, daß man einige Schritte weit zu sehen vermochte.
    Er verbarg sich heut nicht am Rande des Einsturzes, sondern glitt die Senkung hinab bis an die Stelle, wo er das Licht hatte aufblitzen sehen. Dort gab es ein dichtes Himbeerstrauch-und Farrengewirr, in welches er sich verkroch. Die vorgebundene Maske machte es unmöglich, sein helles Gesicht zu erkennen, und so fühlte er sich trotz der Verwegenheit seines Unternehmens vollständig sicher. Die Pascher mußten hart neben ihm den Eingang suchen, und da er tief am Boden lag, so war anzunehmen, daß sich jede ihrer Bewegungen deutlich gegen den helleren Himmel abzeichnen werde.
    Der Erste kam und stieg hernieder. Nachdem seine Hand einen grad oberhalb Frieders Kopf liegenden Punkt berührt hatte, bückte er sich nieder; ein leises Rollen ließ sich hören, dann verschwand er, auf den Knieen

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