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Die Rose von Ernstthal. Erzgebirgische Dorfgeschichten

Die Rose von Ernstthal. Erzgebirgische Dorfgeschichten

Titel: Die Rose von Ernstthal. Erzgebirgische Dorfgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ist mein Bescheid. Ich wüßt’ net, was Du dem Feldbauer für Heimlichkeit zu sag’n hätt’st. Bleibt da!« gebot er den Frauen, welche Miene machten, sich zurückzuziehen. »Nun heraus damit und so kurz wie möglich! Was bist’ für eine heil’ge Personnag’ geword’n?«
    »Ich bin als Freiersmann auf den Feldhof gesandt – – –«
    »Als Freiersmann? Ein blinder Brautwerber; das müßt einen schönen Eh’stand geb’n. Willst etwa die Düngermagd für Deinen Student’n hab’n? Nimm sie hin und schau, daß ich Dich nun los werd’!«
    »Halb hast’ recht gerath’n: Der Frieder ist’s, der mich schickt, doch net um die Magd, obgleich das keine Schand’ sein würd, wenn sie brav ist und ihre Sach’ versteht.«
    »So wüßt’ ich weiter net, wen Du begehrst. Ich brenn’ vor Neugierd’; sag’ rasch, wem solch’ ein Glück bescheert werd’n soll!«
    Er setzte sich mit einer Miene auf den Stuhl, als erwarte er eine vergnügte Unterhaltung. Martha war bleich geworden, und die Bäuerin zitterte beinahe vor Sorge um das Kommende. Der Bachbauer war der Einzige, der seinen Gleichmuth bewahrte.
    »Feldbauer, es ist Feindschaft zwisch’n uns gewes’n seit langer, langer Zeit; Du weißt wohl, warum. Ich hab sie net begonnen und brauch’ sie also auch net zu end’n, doch die Unversöhnlichkeit bringt nix als Unheil, und darum bin ich ‘kommen, um Dir die Hand zum Frieden darzureich’n.«
    »So, also das willst’? Meinst’, ich bin ein Bettelbub’, dem man den Pfennig hinwirft, der nix gilt? Ich brauch’ Deine Hand net und Deinen Fried’n net; ich hab Hand genug, und den Fried’n schaff’ ich mir schon selber, zum Beispiel wenn Du ihn mir jetzt störst. Der, den Du bringst, ist Bachgutfried’n, der paßt net auf den Feldhof. Und bezahl’n soll ich ihn doch auch, net wahr? Was willst dafür?«
    »Den – den Buschwebel!«
    Der Spott seines Gegners hatte die mühsam festgehaltene Ruhe des Bachbauers erschüttert. Seine Antwort enthielt den ersten Pfeil, den er versendete.
    »Den Buschwebel? Bist’ verrückt?«
    »Nein. Ruf den Lieutenant her, so will ich ihm sag’n, wo der Webel steckt und wer ihn herausgeb’n kann! Merk’ Dir Eins, Feldbauer: ich komm, um in Ruh’ mit Dir zu red’n; zeigst Du Vernunft, so bleib ich das Kind, mit dem sich gut sprech’n läßt, bist’ aber widerhaarig, so bin ich der Goliath, der Keinen fürchtet, obgleich er blind ist, selbst den Waldkönig net, der den Bachgutfried’n net gebrauch’n kann!«
    Der Feldbauer war erbleicht, doch faßte er sich schnell und stand vom Stuhle auf.
    »Bachbauer,« donnerte er, »wahr’ Deine Zung’, sonst schlag’ ich den Goliath nieder, so lang und groß er ist!«
    »Das thust’ net, Feldbauer, denn auf die Faust kannst’ Dich net verlass’n; das hast’ ja wohl gemerkt. Steck lieber die Perrück’ auf und den Bart, bind’ die Larv’ vor und schieß mir das Pulver in die Aug’n, das bringst’ besser zu Weg’, grad so gut, hörst’, grad so gut wie der Waldkönig da unt’n im Stoll’n!«
    Auch er hatte sich erhoben; der Haß hatte wieder die Oberhand über ihn gewonnen; er blitzte aus jedem seiner Züge, er grollte aus seinem Tone, er streckte und reckte sich in jeder seiner Muskeln. Der Feldbauer hatte Miene gemacht, sich auf ihn zu stürzen, sank aber unter der Wucht der gegen ihn geschleuderten Anklage in den Stuhl zurück. Der Bachbauer hörte diesen krachen.
    »So ist’s recht! Setz Dich nieder und hör’ mich ruhig an; dann magst’ thun, was Dir beliebt!« Auch er nahm wieder Platz. »Du kennst den Frieder. Er ist ein Bursch’, dem’s Keiner in keinem Stück gleichthut. Das ist die Summ’ von ihm; im Einzeln brauch ich weiter nix zu sag’n. Er hat die Martha lieb, und – – –«
    »Die Martha?« brauste der Andre auf, doch beherrschte er sich wieder. »Sprich weiter, Bachbauer, dann kommt auch die Summ’ von mir!«
    »Also er hat die Martha lieb und sie ihn auch. Sie ist ein Madel, fünfzig Feldhöf’ werth, so daß ich geg’n seine Wahl net das Mindest’ einzuwend’n hab. Du bist nun zwar weder der Vater noch der Vormund und hast net über sie zu bestimmen, aber weil ich Versöhnung will, komm ich dennoch zu Dir, um Dir die Sach’ vorzutrag’n. Gieb Dein Wort dazu, und es soll All’s vernichtet sein, was zwisch’n uns so wild und wirr emporgewachs’n ist!«
    »Bist’ fertig?«
    »Ja.«
    »So kommt jetzt mein Bescheid; der lautet: Fort, hinaus!«
    »Ich mein’ – – –«
    »Nix

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