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Die Rose von Ernstthal. Erzgebirgische Dorfgeschichten

Die Rose von Ernstthal. Erzgebirgische Dorfgeschichten

Titel: Die Rose von Ernstthal. Erzgebirgische Dorfgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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den heil’gen Christ, oder wie – wie der Teufel auf die Seel’, die ihm verschrieben ist!«
    »Wie meinst Du das?«
    »Wie ich es mein’?« fragte er. Sein Auge öffnete sich weit dem scharfen, haßsprühenden Blicke, welcher auf den Anderen fiel, und als breche eine lange Zeit gewaltsam niedergedrückte Leidenschaft nun plötzlich mit vervielfachter Wuth hervor, so riß es ihn vom Stuhle auf. Er stand auf den geschwollenen Füßen, ohne mit der Wimper zu zucken, und seine geballte Faust stemmte sich mit dröhnendem Schlage auf die Platte des vor ihm stehenden Tisches. »Weißt Du noch, als Du in das Thal gekommen bist, um die Niedermühl’ zu bauen, was ich Dir damals für gute Wort’ gegeben hab’, mir nicht die Nahrung hinwegzunehmen? Und als das Bitten nichts gefruchtet hat, da hab’ ich Dich verklagt und nachher gar noch die Kosten bezahlen müssen. Du hast die dreifältige Mühl’ gebaut für Getreide, Oel und Sägewerk und mich um das armselige bischen Brod gebracht, das ich mir bisher verdiente. Und nun Du die gerechte Strafe bekommst für diese Schlechtigkeit, glaubst Du, daß ich Dir das Geld vorstreck’, Dich zu retten? Geh’, Niedermüller, Du bist wirklich der Albernste von den Albernen!«
    Der Genannte fuhr zurück, wie von einer Natter gestochen.
    »Klaus, was hast Du mit mir vor? Wenn Du im Ernste sprichst, so bist Du noch schlechter und gottloser, als der ›Geldmarder‹, der mich zu Grund’ gerichtet hat!«
    »Wer weiß, was Du auch ihm gethan hast, daß er in Deinen Säckel so verliebt gewesen ist!« Und mit schadenfrohem Lachen fügte er hinzu: »Du wirst nun vor ihm Ruhe haben, denn in Deiner großen Tasche ist kein Heller mehr zu finden!«
    »Aber Du hast mir ja die Summe versprochen, die ich brauch’, um die Subhaste los zu werden! Ich hätt’ vielleicht auch anderweit noch Rettung gefunden, aber Du hast mich von Tag zu Tag vertröstet und noch gestern gemeint, daß das Geld bis heut’ früh ganz sicher kommen werd’!«
    »Es ist nicht gekommen, sondern es liegt bereit schon lange, lange Zeit, aber nicht für Dich, sondern für mich, und wozu es bestimmt ist, das wirst Du wohl noch heut’ erfahren!«
    »So willst Du wohl gar die Niedermühl’ erstehen und hast mich nur die lange Zeit hinausgehalten, damit ich Keinen find’, der sich mein’ erbarmt?!«
    »Denk’ wie Du willst! Von dem Augenblick an, da ich den Proceß verlor, hab’ ich mich gesehnt nach der jetzigen Stund’ und nach dem Tag, an welchem Du wieder aus dem Thale mußt, ärmer noch, als Du gekommen bist. Dieser Tag ist vor der Thür, und Deine Niedermühl’ bekomme ich ebenso gewiß, wie ich Heilung find’ in Mariahilf!«
    »O Du schlechter, zehn-und hundertfältig schlechter Mensch! So ist Deine ganze Freundschaft eitel Heuchelei gewesen! Du hast nach dem Proceß gethan, als ob Du der liebe Frieden selber wärst, hast die Mahlgäst’ angenommen, die ich von mir wies, weil ich mich Dein erbarmte, als Du krank und vor Noth und Plage hinfällig wurdest; ich bin nicht dagegen gewesen, daß Dein Bube zu meinem Mädchen kam, und obgleich Du Dich deshalb schon meinen Schwager nanntest, habe ich nicht einen Pfennig von Deinem Lotteriegelde zu leihen begehrt, als der ›Marder‹ mich so nach und nach ins Elend brachte. Erst als es mir endlich an die Kehle ging, bin ich zu Dir gekommen, und nun es Matthäi am Letzten mit mir steht und mir kein andrer Ausweg mehr bleibt, als nur allein Dein Versprechen, da nimmst Du die Larv’ vom Gesicht und zeigst mir, wer Du eigentlich bist. Du elender Judas Ischarioth, denk’ nicht etwa, daß der Niedermüller jetzt vor Dir niederkniet und Dich um Gnad’ und Erbarmung bittet! Bei einem Menschen, der so teuflisch handelt, hilft kein Bitten und kein Fleh’n. Ich muß aus der Mühl’ und werd’ auch geh’n, da hast Du recht gerechnet, aber der liebe Gott wird Dir heimzahlen, was Du an mir sündigst. Er hat Dich schon gestraft, aber es wird noch schwerer kommen. Du fühlst die Höll’ schon jetzt in Deinem Leibe; ersteh’ die Niedermühl’, ersteh’ sie nur, aber glaub’ nur nicht, daß Du beim wunderthätigen Marienbild Erhörung findest. Du bist ein Satan, bist ein wahrer Teufel; die heilige Jungfrau hat nichts mit Dir zu schaffen!«
    »Schimpf’ so viel Du willst, immer schimpf’ und raisonnir’, Du machst mich doch nicht bange. Je größer Dein Zetern ist, desto besser hab’ ich Dich getroffen. Du hast nicht auf meine Bitt’ gehört, so ist’s nur richtig und

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