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Die Rose von Ernstthal. Erzgebirgische Dorfgeschichten

Die Rose von Ernstthal. Erzgebirgische Dorfgeschichten

Titel: Die Rose von Ernstthal. Erzgebirgische Dorfgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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dachte einige Augenblicke über denselben nach und schritt dann hastig vorwärts.
    »Ja, das ist das Best’, was ich thun kann, und es ist verwunderlich, daß ich net schon längst darauf gekommen bin. Seit ich dies Mad’l gesehn hab’, läßt mir’s weder Ruh noch Rast. Ich bin der Lump, ja der Lump bin ich, so sag’n sie hier im Ort’, und auch fast alt geword’n; und sie ist reich und schön, so schön und vortrefflich und noch so jung; doch wenn ich den Teichhof wieder bekommen könnt, so wär’ ich gleich wieder der Mann, vor dem sie die Mütz’ abziehn, und dann wollt ich dem Vorsteher ‘mal zeig’n, wer mein Vorgesetzter ist. Ich geh’, es bleibt dabei!«
    Er schritt dem Teichhof zu. Es sah dort jetzt weit anders aus als zu seiner Zeit, und man merkte auf den ersten Blick, daß hier trotz der Krankheit der Herrin Alles sich im richtigen Zustande befand.
    Unter der Thür stand Alma und fütterte aus einer Schüssel voll goldgelber Körner das um sie herumflatternde Geflügel. Als sie ihn erblickte, glitt es halb wie Furcht, halb wie Unmuth über ihr liebliches Angesicht.
    »Grüß Gott, Jungfer! Ist die Bäu’rin zu Haus’?«
    »Ja. Was wollt Ihr?«
    »Ich hab’ mit ihr zu sprech’n.«
    »Sagt’s mir, was Ihr begehrt! Es ist so gut, als hört’s die Mutter.«
    »Ich muß mit ihr selber red’n.«
    »Sie ist unwohl und läßt darum niemand zu sich, wenn’s net nöthig ist.«
    »So sagt, daß es pressirt!«
    »Wartet hier, bis ich wiederkehr’.«
    Er setzte sich auf die vor der Thür stehende Bank. Seine Augen blickten zornig im Hofe umher.
    »Das ist der Teichhof, der mir gehört’, und nun darf ich net ‘mal eintret’n, sondern muß vor der Thür wart’n wie der Bettelbub’, dem nix gehört, als der Pfennig und aan finster Gesicht. Aber wart’ nur, mit dem Balzer ist’s noch lange net Matthäi am Letzt’n; er kommt schon wieder zu Courasch’, und dann pfeift die Flöt’ wieder nach seiner Art und Weis’.«
    Das Mädchen kehrte zurück.
    »Kommt herauf!«
    Sie führte ihn die Treppe empor und öffnete eine Thür.
    »Hier tretet ein!«
    Die Fenster des Zimmers, in welchem er sich jetzt befand, waren von reichen Gardinen verhüllt, und die blauen Rouleaux, welche tief herabgelassen waren, dämpften das Tageslicht so weit, daß Dämmerung in dem Raume herrschte. In einem dunkelsammetnen Fauteuil ruhte, in leichte, weite Falten gehüllt, eine Frauengestalt, deren feine, blasse Züge kaum zu erkennen waren. Eine leise Stimme frug: »Wer seid Ihr?«
    »Der Balzer.«
    »Ah, der frühere Besitzer meines Gutes! Ich sah Euch noch nicht, weil ich den Hof von der Gantkommission und nicht direkt aus Eurer Hand kaufte. Was wollt Ihr?«
    »Ich wollt’ Euch meinen Dienst anbiet’n. Ihr seid krank und habt kaane Mannsperson bei Euch, die zum Recht’n sieht; da geht gar Viel’s derquer und der Schad’n bleibt net aus. Ich kenn’ jed’n Schrittbreit von dem Teichhof und dem, was zu ihm gehört, und waaß genau, was er verlangt. Die Leut sag’n all’, daß Euch der rechte Hausmeister fehlt, der für Euch sorgt und Aufsicht führt.«
    »Sagen sie auch, daß Ihr der richtige Mann zu diesem Posten seid?«
    Die Stimme klang lind und weich, aber es lag etwas in ihrem Tone, was den Balzer mit der Antwort zögern ließ. Sie fuhr fort: »Ich will nicht bestreiten, daß ich einer männlichen Kraft bedarf, die den fehlenden Herrn ersetzt, doch grade Euch kann ich nicht dazu wählen.«
    »Warum?«
    »Es müßte Euer Ehrgefühl beleidigen, da Stellvertreter zu sein, wo Ihr früher Herr waret.«
    »So nehmt mich wenigstens zum Knecht: ich will einmal gern auf den Hof!«
    Er bemerkte nicht, daß er mit diesen Worten einen doppelten Fehler beging.
    »Das geht ja noch viel weniger, mein Lieber, denn jeder Befehl, der Euch ertheilt würde, müßte Euch bitter treffen, und das will ich Euch nicht anthun.«
    »Auch net als Taglöhner?«
    »Ebenso wenig. Ich glaube doch, daß es Euch nicht schwer werden kann, im Dorfe zu finden, was Ihr sucht. Ich bin hier fremd und kenne Eure Ansprüche und Leistungen nicht so, wie Eure Bekannten.«
    Es war eigenthümlich, diesem schwachen, kranken Wesen gegenüber fühlte Balzer nicht den Muth zur Gegenrede. Es war eine Art von Beklemmung plötzlich über ihn gekommen, die ihm das Geständniß entriß:»Die mög’n nix von mir wiss’n und ich komm’ in das Armenhaus, wenn ich hier bei Euch net Hülf’ und Unterstützung find’.«
    Es entstand eine Pause, während welcher

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