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Die Rose von Ernstthal. Erzgebirgische Dorfgeschichten

Die Rose von Ernstthal. Erzgebirgische Dorfgeschichten

Titel: Die Rose von Ernstthal. Erzgebirgische Dorfgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Du mich net fortschickst, nein! Meine Zeit ist um und ich mag net weiter dienen. Zwar hat es mir ganz gut gefallen und ich bin auch vorgerückt; darum haben sie mir viel zugesprochen, daß ich bleiben soll, aber die Emma ist mir lieber als die Muskete, und die Eltern brauchen mich auch notwendiger als der König. Ich könnt’ wohl’ ‘mal ‘ne gute Versorgung haben, doch das liegt noch weit im Feld’, und hier wird sich wohl auch ‘was für mich finden. Wenn Du in Noth und Sorgen bist, so mag ich net fort sein, sondern will bei Dir bleiben!«
    »Dir kann’s ja nimmer fehlen! Du bist ein tüchtiger Bauer, das ist besser als Soldat, und dann hast Du ja auch den Antheil von den Packeten, die Du damals den Paschern abgenommen hast. Das ist ein schönes Stückchen Geld, denn der Köpfle-Franz hat seinen Part net annehmen wollen und Dir überlassen, net wahr?«
    »So ist’s. Aber es geht mir auch wie ihm: ich mag’s net haben. Zwar ist’s kein Sündengeld, aber es brennt mir in die Hand und wird nie Segen bringen. Der, dem’s gehört, soll’s wieder haben!«
    »Kennst Du ihn denn?«
    »Ich werd’ ihn schon erfahren. Und nachher ist – –«
    »Geh’ fort!« unterbrach sie ihn. »Der Vater! Mach schnell,« fügte sie ängstlich hinzu, »sonst sieht er Dich!«
    Er drehte sich ruhig und ohne ein Zeichen des Schreckens nach dem Eingange um. Dort erschien ein Mann, dem, ganz wie dem Köpfle-Franz, die Beine fehlten, und welcher auch wie dieser den Oberkörper in einen Rollkasten geschnallt hatte. Der schwarze, dichte Bart war lange Zeit nicht verschnitten worden, hing ihm fast bis auf die Brust herab und bildete einen höchst auffallenden Kontrast zu dem schneeweißen Kopfhaare, welches sich lang und glatt über den bleichen, hohläugigen Schädel legte. Es war der Dukatengraf; eine einzige Nacht hatte sein Haar erbleicht, eine einzige Nacht hatte ihn aus der Höhe, in der er sich wähnte, in die Tiefe gerissen. Sein Auge hatte die Gruppe erfaßt.
    »Bleib’ steh’n, Wilhelm, brauchst Dich net zu fürcht’n, denn ich kann Dir nix mehr anhaben!«
    Er schob sich mit den beiden Hölzern, welche er, gerade wie der Köpfle-Franz, in den Händen hielt, herbei und wandte sich an Emma:
    »Ich werd jetzt meine erste Ausfuhr machen, net mit der Staatskaross’ und net mit dem Braunen, den mir der Baron abgenommen hat, sondern hier auf dem Bußwagen, den ich mir wohl erworben hab’. Laß die Thür offen; ich werd’ erst spät wieder zu Haus sein!«
    Dann legte er das Holz auf die Erde und hielt dem jungen Manne die Rechte entgegen:
    »Wilhelm, Du hast ‘mal zu mir gesagt, daß die Ohrfeig’, die ich Dir gegeben hab’, mit auf die Rechnung kommen soll. Sie hat net d’rauf gestanden, sie konnt’ net d’rauf steh’n, und darum hast hier meine Backe oder meine Hand. Schlag zu, oder, wenn Du mir verzeihen willst, so reich’ mir Deine Hand.«
    Der Angeredete war so erschüttert von dem Anblicke des einst so stolzen und der Demuth des einst so selbstgerechten Mannes, daß er kaum zu reden vermochte. Er gab ihm beide Hände.
    »Herr Graf, ich hab’ Ihnen ja längst verzieh’n; Gott gebe, daß ich es Ihnen beweis’n kann!«
    »Das kannst Du, Wilhelm. Sei gut gegen die Emma und verlaß sie net, wenn ich fort sein werd’! Sie ist besser als ihr Vater, tausendmal besser, und Ihr werdet glücklich mit ‘nander sein. Jetzt aber muß ich fort. Geht nur immer hinein in die Stub’, und Du, Wilhelm, grüß’ mir auch Deine Mutter, die Marie; ich bin net werth, daß solch’ Gesind’ in meinem Haus gewesen ist!«
    Vier Augen blickten ihm nach, als er sich jetzt mühsam und unbeholfen entfernte, aber die Thränen, welche sie füllten, ließen seine Gestalt in’s Undeutliche fließen. Emma schluchzte laut und krampfhaft, und Wilhelm hatte sich an den Zaun gelegt, als müsse er gegen die auf ihn einstürmenden Gefühle eine feste Stütze suchen.
    Graf schob sich das Dorf hinauf. Auf beiden Seiten der Straße eilte der Ruf von Haus zu Haus: »Der Dukatenbauer kommt; paßt auf! Wo wird er hinfahren?!« Er nickte, still grüßend, nach rechts und links und verfolgte unbekümmert um die ihm in einiger Entfernung nachkommenden Neugierigen seinen Weg bis an das Haus des Köpfle-Franz.
    Thüre und Läden waren geschlossen. Er klopfte an.
    »Wer ist drauß’n?« frug der Besitzer des Häuschens von innen.
    »Mach’ auf, Franz; ich bin’s, der Heinrich!«
    »Welcher Heinrich?«
    »Nun, der – der – der vom

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