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Die Rose von Ernstthal. Erzgebirgische Dorfgeschichten

Die Rose von Ernstthal. Erzgebirgische Dorfgeschichten

Titel: Die Rose von Ernstthal. Erzgebirgische Dorfgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Versteigerung.«
    »Schau, das ist bös! Was sagt Dein Vater dazu?«
    »Der sagt nix, gar nix. Er sitzt von früh bis Abends droben in seiner Stub’, starrt vor sich hin und spricht kein Wort. Und wenn ich auf ihn red’, so antwortet er net, sondern nimmt mich nur immer bei der Hand und blickt mich an mit Augen, mit solchen Augen – ach, es ist zum Herzbrechen!«
    Sie legte ihren Kopf an seine Brust und schluchzte laut. Auch er war tief bewegt, und seine Stimme zitterte, als er nach einer stummen Pause frug:
    »Kannst Du Dir denken, wer schuld ist an dem Unglück, Emma?«
    »Wer?«
    »Ich!«
    »Du?« Sie blickte unter Thränen erstaunt zu ihm empor.
    »Ja, ich! Wenn ich den Pascherkönig net hätte fangen wollen, so wär’ gar nix von alledem passirt. Aber die Prämie hat mir in die Augen gestochen, und nachher – – nachher hab’ ich sie doch net haben mögen!«
    »Das hat doch nix mit dem Vater zu schaffen!«
    Er schwieg. Sie ahnte nichts von dem wahren Sachverhalte und fuhr zögernd fort:
    »Und die Geschichte von dem Lieutenant und dem Köpfle-Franz hast wohl auch noch net gehört?«
    »Daß der ihn erschossen haben soll? Warum soll ich das noch net gehört haben? Das weiß doch jedes Kind!«
    »Nein, es ist anders gewesen! Jetzt ist der Richtige heraus, der’s gethan hat.«
    »Ist’s wahr?« klang es rasch und erfreut. »So ist der Pathe endlich gerechtfertigt! Wer ist’s gewesen?«
    »Ach, Wilhelm,« schluchzte sie mit erneuter Heftigkeit, »nein, das kann ich Dir gar net sagen!«
    »Warum?«
    »Es ist – so fürchterlich, und ich, ich konnt’ es gar net glauben. Ich hab’ geweint Tag und Nacht und mich vor den Leuten versteckt, als ob ich’s selbst gewesen wär’.«
    Er ließ erschrocken seinen Arm von ihr gleiten, denn ihm ahnte, was ihr das Sprechen so schwer machte.
    »Sag’s net, Emma, sag’s net; ich werd’s auch so erfahren!«
    »Siehst Du,« jammerte sie, als sie sich von ihm losgelassen fühlte, »daß Du nun gleich auch nix mehr von mir wissen magst! Und ich kann doch net dafür!« Sie verbarg ihr Gesicht in die Schürze und wendete sich von ihm ab.
    »Emma, bleib da. So hab’ ich’s net gemeint! Es ist ja nur der Schreck gewesen, nix Anders! Komm’ her und sei ruhig; Du weißt doch, daß ich Dich lieb hab’ und niemals von Dir lassen werd’!«
    Er nahm sie wieder an sich und zog ihr die Hände vom Gesicht. Erst jetzt bemerkte er, wie blaß und leidend dasselbe geworden war, und mit inniger Theilnahme küßte er ihr die Thränen aus den Augen.
    »Auch net, wenn – wenn der Vater in – in das Zuchthaus muß?« forschte sie stockend.
    »Auch dann net; das darfst Du sicher glauben! Aber vielleicht kommt’s net so weit. Wissen’s denn die Leut’ und auch schon die auf dem Gericht’!«
    »Ja, der Vater hat sich doch selbst angezeigt! O, Wilhelm, diese Zeit werd’ ich nimmer vergessen! Das kam Alles Schlag auf Schlag: erst das Unglück mit dem Klotz, nachher die Anzeige wegen dem Mordloch, dann nahm uns der Agent die Ernt’, und das Vieh mußte deshalb aus dem Stall; nun ist der ganze Hof verloren, und wer weiß, was Alles noch weiter folgen kann!«
    »Daß es so schlimm steht, hab’ ich mir net gedacht! Ich bin damals gleich wieder fort, und von den Eltern hab’ ich keinen Brief erhalten. Aber sei doch ruhig; der liebe Gott wird schon helfen, daß es besser geht, als wir jetzt denken. Komm’, nimm den Korb, wir wollen nach Hause gehen!«
    Er half ihr die Last aufnehmen, und dann schritten sie langsam dem Dorfe zu.
    »Ich bin später eingetroffen, als ich eigentlich wollt’,« begann er, um ihren Gedanken eine andere Richtung zu geben; »aber ich war erst drüben im Bad, weil ich den König gern sehen wollt’.«
    »Ist er da?«
    »Ja. Die Königin gebraucht die Kur, das hast Du wohl auch schon gehört, und heut’ hat er sie besucht, um einige Tage bei ihr zu bleiben. Der Ort war voller Menschen, die von allen Seiten herbeigekommen sind, grad’ wie zum Jahrmarkt, und die Herrschaften sind Arm in Arm durch das Volk gegangen und haben im ganzen Gesicht gelacht vor Freud’, als die Hüt’ und Mütz’n ringsum in die Höhe geflogen sind und Alles ›Vivat hoch!‹ gerufen hat.«
    Er erzählte weiter und es gelang ihm, sie in eine weniger traurige Stimmung zu versetzen. Bei dem Dukatenhofe angekommen, hemmten sie ihre Schritte.
    »Wie lange bleibst Du jetzt da?« erkundigte sich Emma.
    »Für stets.«
    »Ist’s wahr?« rief sie erfreut. »Gehst net wieder fort?«
    »Wenn

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