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Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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je gesehen habe. Du hast in mir Gewühle geweckt, zu denen ich geglaubt hatte nie wieder fähig zu sein, und andere in mir ausgelöst, die ich nie gekannt habe. Es mag töricht von mir sein, aber ich habe Angst, dass diese Gefühle wieder erlöschen könnten. Ich habe Angst, dich zu verlieren.«
    Sie holte tief Atem, machte Anstalten, ihm zu versichern, dass seine Furcht unbegründet war, doch er hielt sie mit einem langen Kuss davon ab, und als er sich von ihr löste, gestand er: »Vielleicht vertraue ich ja dir, traue aber mir selbst nicht.«
    »Ich verstehe nicht …«
    »Mein Vater ging mit Frauen grob und rücksichtslos um«, erwiderte er tonlos. »Meine Mutter hasste ihn wegen all der kleinen Grausamkeiten, die er ihr zufügte, und Gundreda gleichfalls. Ich hege keine Liebe für Gundreda, aber ich habe gesehen, was sie von ihm zu erdulden hatte, und ich habe mir geschworen, niemals eine Frau so zu behandeln, wie mein Vater es getan hat. Es lag an seinen eigenen Erfahrungen, nehme ich an, und am Ende tat er mir leid. Er konnte sie nicht dazu bringen, Zuneigung für ihn zu empfinden, er wusste nicht, wie er das anstellen sollte, und so hat er den entgegengesetzten Weg gewählt und sie gewaltsam zum Gehorsam gezwungen …« Roger strich mit dem Daumen über ihr Gesicht, zog die zarte Knochenstruktur nach. »Ich möchte dich am liebsten wie einen kostbaren Ring in einem Kästchen einschließen, und zugleich möchte ich dich voller Stolz vorzeigen, aber ich habe Angst, du wirst mir gestohlen und jemand anders trägt dich als Ring am
Finger. Ich frage mich, was Henry empfindet, wenn er die kahle Stelle an dem Finger anschaut, an dem er dich einst als Ring getragen hat.«
    Ida zog seine Hand zu ihrem Gesicht und biss sacht in seinen Daumen.
    »Henry ist nicht wie du«, sagte sie. »Er hat eine neue Mätresse, mehrere sogar, und er hatte immer viele Frauen zur gleichen Zeit. Ich übe keinen Reiz mehr auf ihn aus, außer vielleicht den der Erinnerung, weil ich nicht mehr das unschuldige, unerfahrene Mädchen bin, zu dem er sich einst hingezogen gefühlt hat. Ich bin jetzt älter, klüger … und stärker. Und nach dem, was er getan hat …« Ihre Stimme brach, sie beugte sich über ihn und küsste ihn auf den Mund. Er wusste, dass sie Trost im körperlichen Kontakt suchte. Es war leichter, als nachzudenken, sehr viel leichter.
    »Mama … Mama ….« Hughs Stimme klang vom Schlaf heiser, als er erhitzt und verwirrt in ihre Kammer tappte und sich die Augen rieb. »Ich habe einen Bären gesehen, einen großen schwarzen Bären mit langen Zähnen! Ich mag ihn nicht!«, wimmerte er. Ida und Roger lösten sich voneinander, und Roger legte einen Arm über die Augen, während Ida sich beeilte, den Jungen in die Arme zu schließen und zu trösten.
    »Schschtt, ganz ruhig. Es war nur ein böser Traum, sonst nichts. Du hast auf dem Markt einen Tanzbären gesehen, und der spukt dir noch im Kopf herum. Niemand wird dir etwas tun. Wir passen auf dich auf.«
    Hugh hüpfte von einem Fuß auf den anderen und verriet so, dass viel von seinem Unbehagen von einer vollen Blase herrührte. Ida zog den Nachttopf unter dem Bett hervor und hob seinen Kittel. Hughs Zielgenauigkeit ließ noch zu wünschen übrig, aber das meiste landete dort, wo es hingehörte.
    Roger ließ den Arm sinken und betrachtete Ida und seinen
Sohn. Im Kerzenschein und aus einiger Entfernung konnte er erkennen, wie fleckig und geschwollen ihr Gesicht war. Sie musste lange und heftig geweint haben. Erneut stiegen Schuldgefühle in ihm auf.
    Als Hugh fertig war, nahm Ida ihn bei der Hand und wollte ihn in sein Bett zurückbringen, doch er sträubte sich und wimmerte immer noch. Ida nahm ihn auf den Arm, trug ihn zum Bett zurück und legte ihn zwischen sich und Roger in den warmen Kokon aus Decken und Laken. »Hier sind keine Bären«, versicherte sie ihm. »Du bist ganz sicher.« Hugh kuschelte sich in die Decken. Sein Zittern ebbte ab, seine Lider wurden schwer, er schob den Daumen in den Mund und war kurz darauf eingeschlafen. Sein Haar glänzte golden auf dem Kissen, sein kleiner Körper zeichnete sich kaum unter dem Bettzeug ab. Roger dachte, dass Henry etwas Derartiges nie erlaubt hätte. So etwas mochte bei Bauern und Fischern, die nur ein einziges Bett besaßen, an der Tagesordnung sein, nicht aber bei Männern von Rang. Er konnte sich auch nicht vorstellen, dass der König so viel Geduld mit einem verängstigten Kind aufgebracht hätte.
    »Geh morgen an den Hof«,

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