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Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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diese Weise anzusehen; er war wütend auf Ida, weil sie ihm Mitleid entgegenbrachte, und es fraß an ihm, dass sie den Jungen, den Henry mit ihr gezeugt hatte, so voller Qual und Sehnsucht beobachtet hatte. Es bereitete ihm keinerlei Probleme, dass Ida Hugh und die Mädchen bemutterte, und wenn sie ihm einen weiteren Sohn gebären würde, würde er ihm auch nicht ihre Zuneigung neiden, denn diese Kinder waren ein Teil seiner selbst. Er war ihr Vater, sie waren aus Liebe entstanden. Als sie ihr erstes Kind so verlangend
angeblickt hatte, hatte er nicht umhingekonnt, sie sich mit Henry vorzustellen und sich auszumalen, wie dieselben Gefühle zwischen ihnen knisterten. Stöhnend rieb er sich die Augen. Eigentlich hatte er mit ihr über die neue Aufgabe sprechen wollen, die ihm übertragen worden war. Stattdessen hatte er sich wie ein Narr benommen und ihr eine völlig unbegründete Szene gemacht.
    Seufzend leerte er seinen Weinbecher, stand von seinem Platz am Feuer auf und folgte Ida in die Schlafkammer. Sie hatte die Laterne auf dem Regal brennen lassen, damit er etwas sehen konnte, wenn er seine Kleider ablegte. Sie selbst hatte ihr Gewand abgestreift, ihr Hemd aber anbehalten. Ihr Zopf hob sich wie ein dunkles Seil von den hellen Kissen ab. Roger setzte sich auf seine Bettseite. Er hasste das Gefühl, schuld an der Kluft zu sein, die sich zwischen ihnen aufgetan hatte. Vielleicht sollte er mit dem Kaplan darüber sprechen, doch er verwarf diesen Gedanken sofort wieder. Dieses Problem musste er selbst lösen, außerdem bezweifelte er, dass ein im Zölibat lebender Mann ihm eine große Hilfe sein würde.
    Er zerrte an seinen Stiefeln. Da er zum Schutz vor der Kälte dicke Socken trug, ließen sie sich nur schwer von den Füßen ziehen. Für gewöhnlich half ihm Ida in solchen Fällen, aber heute kehrte sie ihm den Rücken zu, ohne sich zu rühren, und er hatte nicht die Absicht, einen Diener zu rufen. Endlich gelang es ihm unter Flüchen und mit viel Mühe, sich von dem Schuhwerk zu befreien. Danach musste er seine Hose aufschnüren. Auch hierbei waren Idas Finger wesentlich geschickter als seine, und oft führte diese kleine Dienstleistung zu anderen intimen Freuden. Während er mit den Knoten kämpfte, dachte er, dass es kein Wunder war, dass kleine Jungen so lange Kittel trugen und alte Männer nach Pisse stanken.
    Hinter sich hörte er ein unterdrücktes Schniefen und spürte,
wie die Matratze erzitterte. Nachdem er den letzten Knoten gelöst hatte, faltete Roger seine Hose zusammen und legte sie auf die Truhe. Während er das Kleidungsstück anstarrte, lauschte er Idas vergeblichen Versuchen, stumm zu weinen. Frauentränen hatte er noch nie ertragen können, und sie leise schluchzen zu hören brannte wie Salz in einer offenen Wunde. Er kroch in das Bett, drehte sich zu ihr, nahm sie in die Arme und küsste ihren Hals und ihre nasse, kalte Wange.
    »Es tut mir leid, Ida. Bitte hör auf zu weinen, es bricht mir das Herz.«
    Einen Moment lang sträubte sie sich, dann erschauerte sie plötzlich und drehte sich in seinen Armen um.
    »Ich komme morgen nicht mit an den Hof, wenn du es nicht möchtest«, murmelte sie.
    Roger verzog das Gesicht und sog den schwachen Jasminduft ihrer Haare ein. Er wollte sie tatsächlich am liebsten zu Hause lassen, aber wenn er jetzt versuchte, den Tyrannen zu spielen, würde er alles nur noch schlimmer machen.
    »Möchtest du denn gern mitkommen?«
    Sie schniefte laut und wischte sich mit dem Handrücken über das Gesicht.
    »Dein Hemd wird ganz nass«, entschuldigte sie sich.
    »Das macht nichts. Es muss ohnehin gewaschen werden.«
    »Ja … ich möchte es gerne«, bekannte sie leise. »Es ist wichtig für mich, die Gesellschaft der Frauen und Töchter der anderen Edelleute dort zu suchen. Freundschaften und Verbindungen sind für mich genauso wichtig wie für dich. Es ist die Pflicht einer Frau, die Räder zu ölen, die den Karren in Bewegung setzen.« Sie schmiegte sich enger an ihn, und seine Hand glitt zu ihrer Taille. Der Duft ihres Haares und ihre Nähe erregten ihn. Er zwang sich, sich auf das zu konzentrieren, was sie sagte. Schließlich ergab es durchaus einen Sinn – wenn das nur alles wäre.
    »Der König hat dir eine Gunst erwiesen«, fuhr sie fort, »und darauf musst du nun aufbauen. Aber wenn du mir nicht vertraust …« Sie brach ab, weil sie den Satz nicht zu Ende bringen musste.
    Roger schloss die Augen.
    »Ida«, sagte er weich, »du bist die schönste Frau, die ich

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