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Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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Colechurch beaufsichtigte die Bauarbeiten und hatte auch schon die Konstruktion der alten Holzbrücke überwacht. Roger zügelte sein Pferd, begrüßte den Priester höflich und stellte fest, dass die Arbeit gut voranzugehen schien.
    De Colechurch verzog das Gesicht. Er hatte kummervolle Züge, tiefe Falten furchten seine Wangen und Augenwinkel.
    »Im Moment schon, Lord Bigod, aber nur, weil das Wetter sich hält und die Gezeiten schwach sind. Wenn die Winterstürme einsetzen, werden wir wesentlich langsamer vorankommen. Die alte Brücke muss ja auch instand gehalten werden. Wir können nur beten, dass das, was wir bislang zuwege gebracht haben, nicht von einem Hochwasser weggeschwemmt wird.«
    »Hoffentlich nicht.« Roger wusste, was von ihm erwartet wurde. Er löste einen kleinen Lederbeutel von seinem Gürtel und reichte ihn dem Priester. »Nehmt das, um die Arbeit voranzutreiben.«
    »Ihr seid sehr großzügig, Mylord«, erwiderte de Colechurch mit einem anmutigen Neigen des Kopfes. »Eure Gabe wird uns helfen. Wer weiß, wie lange die Wollsteuern jetzt, nachdem Jerusalem in die Hände der Ungläubigen gefallen ist, noch für den Bau der Brücke verwendet werden. Mit den Steuereinnahmen wird wohl ein Kreuzzug finanziert werden.«
    Roger starrte ihn an.
    »Jerusalem ist gefallen?«
    De Colechurch runzelte die Stirn.
    »Ihr wusstet das nicht, Mylord?«
    Roger schüttelte den Kopf.
    »Nein. Ich habe gehört, dass die Armee des Königs von Jerusalem
eine schwere Niederlage erlitten hat, aber nicht, dass die Heilige Stadt selbst eingenommen wurde.« Er bekreuzigte sich.
    »Ich erfuhr die Neuigkeiten erst heute Morgen von einem venezianischen Händler. Die Stadt wurde belagert und konnte nicht gegen die Sarazenen verteidigt werden, da die Hälfte aller Kämpfer tot in der Wüste liegen. Es wird viel Mühe und Geld kosten, Jerusalem zurückzuerobern.« Er hob eine Hand. »Was ist schon eine Brücke, wenn es darum geht, die Stadt zu retten, die das Grab Christi beherbergt?«
    Nachdenklich gestimmt ritt Roger zur Friday Street zurück. Hugh überschüttete ihn mit Fragen, die er geistesabwesend beantwortete. Vor zwei Jahren hatte der Patriarch von Jerusalem die weite Reise nach England auf sich genommen, um König Henry den Thron von Jerusalem anzubieten. Der Patriarch hatte berichtet, der junge König der Stadt leide an Lepra und werde nicht mehr lange leben und nun bräuchten sie einen neuen, starken Führer. Henry hatte eine große Ratsversammlung einberufen und den Rat all seiner Bischöfe und Kronvasallen eingeholt. Sollte er England seinen Söhnen überlassen und wie einst sein Großvater den Thron von Jerusalem besteigen? Seine Ratgeber hatten sich vehement dagegen ausgesprochen. Zyniker waren der Ansicht, dass Henry die Versammlung nur einberufen hatte, weil sie es ihm ermöglichte, eine ihm genehme Entscheidung zu treffen, ohne dass man ihn persönlich dafür verantwortlich machen konnte. Naivere Gemüter meinten, Henry habe die in diesem Fall gebotene Vorsicht walten lassen und bewiesen, dass er kein Mann übereilter Entscheidungen sei.
    Jetzt würde es einen neuen Kreuzzug geben. Einen großen Bedarf an Männern und Mitteln, wie de Colechurch gesagt hatte… woraus sich Möglichkeiten ergaben. Bei der Rechtssprechung auf der Richterbank hatte Roger gelernt, dass man
jede Angelegenheit von allen möglichen Gesichtspunkten aus betrachten und dann den finden musste, der ihm den besten Weg nach vorne wies. Er hatte über vieles nachzudenken.

    Gundreda betrachtete ihren ältesten Sohn, der wie ein gefangener Eber durch den Raum lief, wobei er sie auf unangenehme Weise an seinen Vater erinnerte. Er strahlte dieselbe Aggressivität aus und hatte sogar dieselbe tiefe Furche zwischen den Augen bekommen.
    »Wozu soll es denn gut sein, das Kreuz zu nehmen?«, fragte sie ihn.
    »Es ist besser, als hier untätig herumzusitzen«, fauchte Huon. »Zumindest kann ich so näher an den König herankommen, als es dir und ihm zu gelingen scheint.« Ein verächtlicher Blick traf seinen Stiefvater, der am Feuer saß und ein paar entrollte Pergamente studierte.
    »Wir müssen uns in Geduld fassen und auf Zeit spielen«, erwiderte Roger de Glanville ruhig. »Roger Bigod ist mit dem Durchsetzen seiner Forderungen beim König auch nicht weiter gekommen als wir.«
    »Soll das ein Trost sein?« Huon trat so fest gegen einen ihm im Weg stehenden Stuhl, dass ein Bein abbrach.
    »Nein«, entgegnete sein Stiefvater. »Ganz und gar nicht. Aber

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