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Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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sie eine Frau, die die Blüte ihrer Jahre hinter sich hatte, und er ein relativ junger Mann mit einer mehr als ungewissen Zukunft. Natürlich lockte und blendete ihn die Heilige Stadt. Wenigstens würde Will daheimbleiben, dachte sie, ihren zweiten Sohn beobachtend. Vielleicht war ein völliger Mangel an Ehrgeiz ein verkappter Segen.

    William Marshal grinste beim Anblick des jungen Hugh Bigod, der mit seiner kleinen Schwester Marguerite »Kuckuck« spielte, wobei er sein Gesicht hinter einem blauweißen, bestickten Tafelmeisterhandtuch verbarg.
    »Ihr habt wirklich prächtig geratene Kinder«, sagte er zu Roger.
    »Da stimme ich Euch zu.« Roger musterte seinen Gast belustigt. Die Familie schickte sich gerade an, zu Tisch zu gehen. »Nehmt es mir nicht übel, Messire, aber einen Gesichtsausdruck wie Euren habe ich weit häufiger bei Frauen gesehen, wenn sie kleine Kinder beobachten, als bei Männern Eures Ranges und Rufes.«
    William lächelte etwas wehmütig.
    »Da liegt Ihr gar nicht so falsch, Mylord. Jeder, der Eure Sprösslinge und ihre bezaubernde Mutter sieht, muss neidisch auf Euch werden.«
    »Demnach zu urteilen, was ich heute Morgen in Westminster gehört habe, werdet Ihr vielleicht nicht mehr lange Grund für Neidgefühle haben«, bemerkte Roger augenzwinkernd. »Denise de Châteauroux, so munkelt man.«
    William gluckste, sagte aber nichts, sondern hob nur eine Braue, ehe er seinen Ehrenplatz rechts neben Roger einnahm. Die Kinder wurden von ihren Kinderfrauen zu einem separaten Tisch geführt, damit sie in der Nähe der Erwachsenen essen und so Manieren lernen konnten, ohne das Gespräch an der großen Tafel zu stören.
    Da die Fastenzeit vorbei und der Tag kein Freitag war, war eine reichliche Mahlzeit aufgetragen und der Tisch elegant mit schneeweißen Leinentüchern gedeckt worden. Die Speisen waren raffiniert zubereitet und der Wein ausgezeichnet, was man von dem, der im Palast des Königs ausgeschenkt wurde, nicht behaupten konnte.
    William nippte genüsslich an dem vollmundigen Gascogner.
    »Ich werde Euch vielleicht noch lange beneiden«, erwiderte er. »Bevor ich die Lady de Châteauroux als Braut fordern kann, muss ich erst dem König helfen, den Franzosen ihre Burg wieder zu entreißen. Und dann muss ich sie verteidigen, nicht gerade ein angenehmer Zeitvertreib für einen frisch verheirateten Mann. So, wie es im Moment aussieht, wird Châteauroux vielleicht nie zurückerobert, und der König von Frankreich hat genug Ritter, die die Burgherrin mit Freuden ehelichen würden.«
    Roger musterte ihn forschend.
    »Aber Ihr geht trotzdem dorthin?«
    William zuckte mit den Schultern.
    »Der König hat es mir befohlen, und er hat mir ein gutes Angebot gemacht. Wenn ich im Norden geblieben wäre, hätte ich nur Schafe zählen und allmählich fett werden können.« Er hob eine Hand. »Außerdem kann man, wenn ein Angebot auf dem Tisch liegt, meistens noch mit anderen Zugeständnissen rechnen.«
    Roger rieb sich mit dem Zeigefinger über die Wange und
erwiderte nichts darauf, obwohl seine Miene nachdenkliche Zustimmung ausdrückte. Die Pläne für den Kreuzzug in das Heilige Land waren in vollem Gang, die Steuern, mit denen er finanziert werden sollte, flossen langsam in die königlichen Schatztruhen. Henry hatte im Januar das Kreuz genommen, aber sein fortdauernder Disput mit dem König von Frankreich, der auch geschworen hatte, Jerusalem zu befreien, hielt beide Herrscher in Atem. Bis das Problem Châteauroux auf die eine oder andere Weise gelöst war, würde keine Armee gen Outremer in Marsch gesetzt werden. William Marshal war aus Kendal zurückbeordert worden, um Henry in Frankreich zur Seite zu stehen. Der König hatte ihn mit der Aussicht auf Belohnungen geködert, die weit über das hinausgehen könnten, was er bereits erhalten hatte.
    »Ich werde mehr Pferde brauchen«, tastete sich William vorsichtig vor. »Zwar besitze ich jetzt ein eigenes Gestüt in Cartmel, das aber noch ganz am Anfang steht, und ich benötige kräftige, gut ausgebildete Tiere für meine Feldzüge. Ich habe mich gefragt, ob Ihr einige entbehren könnt.«
    In Roger stritt Ärger mit Belustigung. Der Marschall schien seinen Pferdebestand für unerschöpflich zu halten.
    »Ich war in der letzten Zeit viel mit der Verwaltung der Finanzen des Königs beschäftigt, aber ich schulde ihm noch vierzig Tage Militärdienst und brauche selbst gute Pferde und Packtiere, doch ich gebe Euch ein Schreiben für den Aufseher meines Gestüts

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