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Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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du musst die Sache richtig durchdenken. Dass du das Kreuz nimmst, wird keinerlei Einfluss auf die Entscheidung des Königs bezüglich deines Erbes haben. Er mag Roger Bigod eine kleine Gunst erwiesen haben, aber weiter wird er nicht gehen. Ich weiß aus zuverlässiger Quelle, dass dein Halbbruder Henry tausend Silbermark geboten hat, damit er ihm die Grafschaft zusichert und ihm den dritten Penny zuspricht.«
    Gundreda wandte sich an ihren Mann.
    »Wo hast du das denn gehört?«
    De Glanville winkte ab.
    »Ich habe es vergessen«, antwortete er beiläufig und gab ihr so zu verstehen, dass er überall seine Spione hatte. »Der König sagte, er denke darüber nach und Roger solle sich darauf einrichten, die Summe zu verdreifachen.«
    Gundredas Lippen kräuselten sich in säuerlicher Befriedigung.
    »Geschieht dem Bastard recht«, grollte Huon.
    »Der König hat nicht aus Rachsucht gehandelt, sondern aus Raffinesse«, bemerkte sein Stiefvater. »Er weiß genau, wie viel der Mann in seinen Truhen hat, und er weiß auch, welche Einnahmen der dritte Penny bringt.« Er sah Huon vielsagend an. »Henry hat einen Eid geschworen, Jerusalem zu befreien, aber wenn er diesen Schwur hält, verbrenne ich mein Pergament und meine Schreibfedern. Henry geht nirgendwo hin.«
    »Aber Richard hat diesen Eid auch geschworen, und er wird zu seinem Wort stehen«, widersprach Huon heftig. »Er ist der Erbe seines Vaters. Ich werde die Gelegenheit nutzen, seine Aufmerksamkeit auf mich zu lenken und seine Gunst zu erringen.«
    Gundreda musterte ihren Sohn frustriert. Sie hätte auch am liebsten geschrien und Stühle zertrümmert, weil alles so langsam voranging und weil Roger trotz allem, was ihr Mann sagte, Erfolge aufzuweisen hatte, während sie und ihre Familie kaltgestellt wurden. Der Umstand, dass der Justiciar von England der Bruder von Huons Stiefvater war, verschaffte ihnen einen gewissen Einfluss, aber das reichte bei weitem nicht aus. Es war ein kluger Schachzug von Roger gewesen, eine ehemalige, immer noch geschätzte Konkubine des Königs und Mutter seines Sohnes zu heiraten.
    »Die Straße nach Jerusalem ist keine Garantie für Erfolg, und sie ist gefährlich«, gab sie zu bedenken.
    »Aber immer noch besser, als hier wie ein an Verstopfung
leidender Bauer herumzusitzen. So kann ich wenigstens etwas tun. Wenn mir etwas zustößt, hast du ja immer noch Will.« Er warf seinem Bruder, der müßig am Feuer saß und die Flammen schürte, einen flüchtigen Blick zu. »Mein Leben ist ohnehin vergeudet. Schlimmer kann es nicht mehr werden.«
    Gundreda schüttelte den Kopf und sah ihren Mann Hilfe suchend an. Roger de Glanville schob die Dokumente in seiner üblichen peniblen Art zusammen, ehe er antwortete.
    »Es ist an der Zeit, einige Möglichkeiten zu überdenken. Der Kreuzzug erfordert Geld und andere Mittel, die man nicht über Nacht herbeizaubern kann. Mein Bruder erzählte mir, dass ein Zehnter auf alle Einkünfte und beweglichen Güter außer der Grundausrüstung eines Ritters erhoben werden soll. Bis das geschehen und alles andere organisiert ist… ich schätze, dass die Reise in das Heilige Land frühestens im September nächsten Jahres angetreten werden kann. Bis dahin kann viel geschehen.«
    »Ich wüsste nicht, wieso, wenn zehn Jahre lang nichts passiert ist!«, schnarrte Huon. »Ich bin meinem Erbe keinen Schritt näher als nach dem Tod meines Vaters. Und sagt mir jetzt nicht, ich müsste Geduld haben, denn dieses spezielle Fass steht kurz von dem Überlaufen.« Er stürmte aus dem Raum und brüllte nach seinem Pferd.
    Gundreda rieb sich erschöpft die Schläfen. Er würde jetzt viel zu schnell und zu rücksichtslos reiten, und sie hatte Angst, er könne stürzen oder sein Pferd würde ihn abwerfen und zertrampeln, so wie es einem Boten ihres Mannes letzte Woche ergangen war. Huon verfügte weder über das innere Gleichgewicht noch über das Temperament, um eine Angelegenheit vom Standpunkt der Vernunft aus zu betrachten. Seine Gedanken verliefen in starren Bahnen. Mit ihm zu diskutieren war so, als wolle man einen störrischen Ochsen zur Seite schieben. Ihr Mann behauptete, Huon sei wie sie, aber in diesem Punkt
irrte er sich. Wenn es darum ging, ihre Rechte zu verteidigen, konnte sie tatsächlich stur wie ein Ochse sein, aus dem einfachen Grund, weil ihr gar nichts anderes übrig blieb. Aber im Gegensatz zu ihrem Sohn vermochte sie sich zu beherrschen, eine Situation einzuschätzen und mit ihr umzugehen. Andererseits war

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