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Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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Glück wissen wir jetzt, dass Richard zwar ein Gefangener, aber trotzdem gesund und bei klarem Verstand ist. John werden seine Ränke und Intrigen nichts nützen.«
    »Wie geht es denn jetzt weiter?«
    Roger kaute und schluckte den Bissen hinunter.
    »Wir müssen ein Lösegeld für den König entrichten. Jeder muss ein Viertel seiner Einkünfte beisteuern, und für jedes Ritterlehnsgut der Grafschaft werden zwanzig Shilling fällig. Die gesamten Schätze des Landes – Gold, Silber und was sonst noch aufgetrieben werden kann – werden für seine Freilassung benötigt.«
    »Und wie hoch ist die Lösegeldsumme?« Ida füllte seinen Becher erneut, dann strich sie nur um der Freude willen, ihn zu berühren, die Wassertropfen von seinen Schultern.
    »Es werden hunderttausend Mark gefordert.«
    Ida starrte ihn erschrocken an.
    »Wie soll denn eine solche Summe aufgebracht werden? Richard hat uns schon fast an den Bettelstab gebracht, um seinen Kreuzzug zu finanzieren. Was ist da noch übrig?«
    Roger verzehrte den Rest Pastete und wusch sich in dem abkühlenden Wasser die Hände.
    »Es gibt noch einige Reserven, dazu stetige Geldquellen wie zum Beispiel Wolle. Solange Richard am Leben ist, auch in Gefangenschaft, kann John nie König werden. Ich verwalte diesen
Besitz für meinen Sohn, und ich werde nicht zulassen, dass alles, worum ich so lange gekämpft habe, nun durch einen Krieg zunichtegemacht wird.«
    »Aber zwanzig Shilling für jedes Ritterlehen …«
    »Bedeuten für uns etwas weniger als hundertneunzig Mark. Ich zweifle nicht daran, dass die Summe auf zweihundert aufgerundet wird und noch zusätzliche Beiträge in Form von Juwelen und Ähnlichem gefordert werden.« Seufzend erhob er sich. »Der Kaiser von Deutschland ist kein Narr. Er wird sich ausgerechnet haben, wie viel er aus England herauspressen kann, ohne das Land in den Ruin zu treiben.«
    Sowie er sich angekleidet hatte, verließ Roger die Kammer, um zu überprüfen, welche Fortschritte die Bauarbeiten gemacht hatten, und mit den Steinmetzen zu sprechen. Ida ließ die Kinder bei ihren Zofen zurück, begleitete ihn und hörte zu, als er mit dem Baumeister über seine Wünsche und Vorstellungen und über mögliche Verzögerungen diskutierte, die das Zusammentragen der Lösegeldsumme für den König mit sich bringen würden. Dann stiegen sie auf die hölzerne Palisade und blickten über den See und die in frischem Frühlingsgrün prangenden Weiden. Lämmer tollten zwischen ihren Müttern umher, die ein prächtiges Vlies trugen. Es versetzte Ida einen Stich, als sie daran dachte, dass der gesamte Wollertrag dazu verwendet werden würde, den König aus der Gefangenschaft freizukaufen.
    Roger lehnte sich gegen das Holz.
    »Ich war hier, als sämtliche Verteidigungsanlagen von Framlingham abgerissen wurden und nichts als die alte Halle übrig blieb. Es war meine Pflicht, bei diesem Werk der Zerstörung zugegen zu sein, und ich schwor damals, alles nicht nur wieder aufzubauen, sondern noch größer und prächtiger zu gestalten als zuvor, sowie ich wieder im Besitz meiner Grafschaft sein
würde.« Er lächelte grimmig. »Wenn man nichts zu verlieren hat, macht es nichts, wenn man es verliert. Hat man aber etwas, dann sieht die Sache gleich ganz anders aus.«
    Ida biss sich auf die Lippe. Sie wollte nicht darüber nachdenken, nicht jetzt. Es war so ungerecht. Er war daheim, und obwohl sie wusste, dass er viele Pflichten hatte und eine große Verantwortung trug, musste es doch auch Momente geben, die ihnen allein gehörten. Es musste sie geben, sonst würde sie den Verstand verlieren.
    »Erinnerst du dich an unser erstes Stelldichein?«, fragte sie. »Damals im Obstgarten von Woodstock?«
    Er hatte sich auf irgendeinen Punkt am Horizont konzentriert, richtete seine Aufmerksamkeit aber jetzt auf sie. Er runzelte noch immer die Stirn, doch nun spielte ein kleines Lächeln um seine Lippen.
    »Warum?«
    Ida berührte ihn sacht.
    »Ich sagte damals, du wärst weder alt noch grau, bräuchtest aber Pflege.«
    »Wie ein kranker Baum«, erwiderte er trocken. »O ja, ich erinnere mich.«
    »Ich glaube, das ist jetzt wieder der Fall.« Sie strich ihm über das Haar. Frisch gewaschen fühlte es sich wie weiche Federn unter ihren Fingern an. »Zumindest weiß ich, dass ich welche brauche.« Sie fuhr mit dem Zeigefinger über seine Wange, und als er ihre Fingerspitze küsste, flüsterte sie: »Ich habe dich vermisst.« Ihre Kehle schmerzte plötzlich, als sie sich an ihn

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