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Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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belohnt wird.«
    »Ja, Mylord.«
    Roger konzentrierte sich auf den Gefangenen. Sein linkes Auge war blau angelaufen, seine Unterlippe aufgeplatzt.
    »Ich weiß überhaupt nichts«, kam er Roger zuvor. Er sprach mit einem breiten flämischen Akzent.
    »Wie bist du an diese Sachen gekommen?« Roger hielt den Brief in die Höhe und spreizte die Hand, damit er den Ring sah.
    Der Mann schüttelte den Kopf.
    »Es stimmt, ich bin ein Bote des Count of Mortain, aber ich weiß nie, welche Botschaften ich befördere. Ich hatte Befehl, den Brief und den Ring so schnell wie möglich nach Windsor zu bringen, wo ich weitere Anweisungen erhalten sollte.«
    »Du solltest noch weiterreisen?«
    Der Mann schluckte und nickte.
    »Aber man hat mir nicht gesagt, wohin.«
    »Scheinbar hat man dir vieles nicht gesagt«, stellte Roger kalt fest, wobei er überlegte, wie viel von der Angst und Unwissenheit des Boten vorgetäuscht war. Sie konnten ihn natürlich jederzeit an den Füßen aufhängen oder im Hafenbecken an einen Pfahl binden und dort über weitere Geständnisse nachdenken lassen, bis die Flut einsetzte. Andererseits waren Brief und Ring Beweis genug dafür, dass John seine Kastellane anwies, ihre Bergfriede mit Männern, Waffen und Vorräten zu bestücken, und ihnen mitteilte, dass er auf der anderen Seite der Nordsee bei Wissant eine Söldnerarmee zusammenzog und für eine Invasion bereithielt. Würde er einem Boten solche brisanten
Einzelheiten anvertrauen? Während er den Blick unverwandt auf den Mann heftete, dachte er fieberhaft über die Verwicklungen nach, die sich aus dem soeben Gelesenen ergeben konnten, nicht zuletzt, weil einige der in dem Schreiben erwähnten Abweichler mit Männern verwandt waren, die er als seine Verbündeten betrachtete.
    Wo ein Bote war, gab es unweigerlich noch mehrere. John würde sich nicht auf einen allein verlassen. Falls dieser abgefangen wurde, würden die Königin und die Justiciare von seinen Plänen erfahren, die Küstenlinie würde verteidigt und Johns Kastellane überwältigt werden. Sie konnten dies verhindern, würden aber schnell handeln müssen.
    »Steckt ihn erst einmal ins Gefängnis«, sagte er. »Ich muss ihm vielleicht später noch ein paar Fragen stellen.« Mit diesen Worten kehrte er zu seinem Haus zurück, während das letzte Licht schwand, und bat seinen Haushofmeister, seine Schreiber und zwei seiner eigenen Boten zu ihm zu schicken.

    Von nervöser Vorfreude erfüllt blickte sich Ida in der Kammer um und vergewisserte sich, dass alles bereit war. Eine mit dampfendem Wasser gefüllte Badewanne stand vor dem Feuer. Auf dem Rand lag ein Stück duftende weiße Seife. Sie hatte für Roger frische Kleider herausgelegt, darunter eine Tunika, an der sie mehrere Wochen lang gearbeitet hatte. Ein neues Stickbild, eine Picknickszene, hing an der Wand hinter dem Bett, und sie hatte einen Künstler angeheuert, der ein dazu passendes Fries gemalt hatte. Der Raum war hell und luftig, und die satten Farben verliehen ihm eine friedliche Atmosphäre. Das prasselnde Feuer, Idas Nähkorb und das Spielbrett auf einem Tisch unter einem Kerzenhalter, das zum Spielen einlud, sorgten für Behaglichkeit. Ida war mit dem Erfolg ihrer Bemühungen zufrieden. Wer würde seine Zeit nicht gerne in diesem Zimmer
verbringen? Wer würde es freiwillig gegen die Unbequemlichkeiten ständiger Reisen durch das Land eintauschen?
    »Mama, sie sind da!« Hugh stürmte in die Kammer. Seine Augen leuchteten vor Aufregung, und sein Gesicht war gerötet, weil er auf der windigen Brustwehr auf seinen Vater und dessen Gefolge gewartet hatte.
    Ida kümmerte sich um den vierjährigen William und ließ die Kinderfrau den zweijährigen Ralph bringen. Die Mädchen gingen Hand in Hand vor ihr her, und Hugh, schon ganz Mann, führte die kleine Gruppe an. Vor der Halle wurde an den Türmen gearbeitet, die nach ihrer Fertigstellung eine schützende, den Komplex umschließende Ringmauer bilden würden. Im Hof wirkten die mit Stroh oder Schindeln gedeckten Häuschen der Steinmetze wie ein eigenes kleines Dorf und würden dort wohl auch noch ein paar Jahre bleiben, weil der Wiederaufbau relativ langsam voranschritt. Der Staub setzte sich überall ab, und obwohl sich Ida an die Anwesenheit der Arbeiter gewöhnt hatte, wünschte sie oft, endlich einmal Ruhe vor dem ständigen Lärm zu haben, den sie verursachten. Hugh war sowohl von den Steinmetzen als auch von ihrer Arbeit fasziniert und schlich sich oft abends in die Hütten, um

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