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Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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aufgestoßen hatte und in das Zimmer gerauscht war. Ein leichter Hauch von Pferdeschweiß und körperlicher Anstrengung wehte hinter ihm her, aber er wirkte lange nicht so lebhaft und zufrieden wie sonst nach solchen sportlichen Aktivitäten. Dann sah sie das Pergament in seiner Hand, und eine eisige Faust schloss sich um ihr Herz.
    »Was gibt es?«, fragte sie. Eine Woche, sie hatten eine Woche gehabt. Würde ihnen je mehr gewährt werden?
    Er setzte sich ihr gegenüber auf die Bank, auf der sie sich in ihrer ersten Nacht gegenseitig mit buttertriefendem Brot gefüttert hatten.
    »William Longchamp ist zurückgekehrt«, knurrte er. »Ist in Ipswich an Land gegangen – ausgerechnet dort, in meinem eigenen Hafen … Er hat eine Versammlung in Saint Albans einberufen. Sie soll in einer Woche stattfinden.«
    Ida zuckte zusammen. Trotz seiner Verbannung hatte Longchamp im letzten Jahr versucht, wieder einen Fuß auf englischen Boden zu setzen, und war streng verwarnt worden. Sie konnte nicht glauben, dass er einen neuerlichen Vorstoß gewagt hatte – diesmal scheinbar erfolgreich.
    »Eine Versammlung? Worum geht es?«
    »Er handelt mit dem Einverständnis des Königs. Richard hat ihn beauftragt, die Lösegeldsumme aufzubringen und zu König Heinrich nach Deutschland schaffen zu lassen.« Angeekelt musterte Roger das Dokument in seiner Hand wie ein verrottetes Stück Fleisch. »Sowie die ersten siebzigtausend gezahlt sind, ist Richard frei, aber der Kaiser verlangt Geiseln als Sicherheit.«
    Plötzlich alarmiert richtete sich Ida auf.
    »Wie bitte?«
    Roger schwieg einen Moment, dann sagte er:
    »Longchamp hat mir befohlen, mich als eine der Geiseln zur
Verfügung zu stellen, zusammen mit Richard de Clare und den Bischöfen von Rochester und Chichester. Er verlangt außerdem, dass einige Männer ihre Söhne als Geiseln mitschicken – darunter auch Hugh.«
    Ida schlug die Hände vor den Mund.
    »Das kann er nicht tun!«
    »Er hat auch einen von Eleanors Enkeln gefordert.«
    »Du kannst ihn nicht gehen lassen, nicht Hugh!« Übelkeit stieg in ihr auf.
    »Das habe ich auch nicht vor«, erwiderte Roger mit grimmiger Entschlossenheit. »Es ist alles eine Verhandlungsfrage. Sie verlangen zu viel und werden sich am Ende mit weniger zufriedengeben. Ich werde gehen, ich bin keine zehn Jahre mehr und kann auf mich aufpassen. Aber meinen Sohn wird Longchamp nicht bekommen.«
    Seine Worte trugen wenig dazu bei, Idas Angst zu mindern. Dem Kanzler zu trotzen barg seine eigenen Gefahren, und auch wenn er Hugh schützte, opferte er sich doch selbst.
    »Aber du wirst nach Deutschland reisen müssen.«
    »Das ist so gut wie sicher.« Roger wich ihrem Blick aus und starrte zum Fenster hinüber.
    Ida schob die Hände unter ihre Näharbeit, damit er nicht sah, wie sie zitterten. Deutschland! Genauso gut hätte das Ziel Jerusalem heißen können.
    »Wann willst du aufbrechen?«, fragte sie heiser.
    Er faltete das Pergament zusammen und schob es in seinen Gürtel.
    »Morgen früh, es geht nicht anders. Ich habe nicht mehr viel Zeit.«
    Ida kam sich vor, als habe er ihr einen Schlag versetzt.
    »Dann packe ich jetzt besser deine Sachen«, hörte sie sich sagen. »Du wirst deine Hofgewänder brauchen und Leinen
zum Wechseln … ich …« Sie schluckte. »Ich dachte, mir würde genug Zeit bleiben, um dein Hemd fertig zu machen …« Sie blickte auf das weiche gebleichte Leinen auf ihrem Schoß und zwinkerte. Eine Träne fiel auf den Stoff und hinterließ einen feuchten Fleck. Ein weiterer verlorener Sommer. Wieder wurden sie in der Blüte ihres Lebens eines gemeinsamen Sommers beraubt.
    »Ida …« Er nahm ihre Hände. »Es ist meine Pflicht.«
    »Ja«, bestätigte sie steif. »Ich hasse es, dich gehen zu lassen, aber ich kenne meine eigenen Pflichten.« Sie machte sich von ihm los, nahm das Hemd und begann blindlings weiterzusticken. Die Naht wurde schief, sie stach sich in den Finger, und ein Blutstropfen besudelte das saubere weiße Leinen.
    »Lass nur«, beschwichtigte Roger. »Es macht nichts, ich habe genug andere Hemden.«
    »Und ob es etwas ausmacht!«, erwiderte sie erbost und halb krank vor Kummer. »Dir vielleicht nicht, für einen Mann ist ein Hemd nur ein Hemd. Aber einer Frau, die es genäht und dabei geweint und ihr Blut vergossen hat, bedeutet es viel mehr als… als nur eine Pflicht.« Sie sprang auf. Als er eine Hand nach ihr ausstreckte, wehrte sie ihn ab. »Nein«, sagte sie. »Ich muss mich beruhigen… lass mich.«
    Sie

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