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Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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zog sich in ihre Schlafkammer zurück und schloss die Tür. Heiße Tränen brannten hinter ihren Lidern, und sie wusste, dass sie ihnen freien Lauf lassen musste, um ihre Fassung wiederzugewinnen.
    Roger folgte ihr und zog den Bettvorhang auf, hinter dem sie sich verborgen hatte.
    »Ich würde bleiben, wenn ich könnte«, sagte er. Ida zuckte zusammen, als sie den Ärger in seiner Stimme hörte. »Aber als ich Richard den Treueeid geleistet habe, schwor ich ihm, dass ich ihm in Situationen wie dieser stets zur Seite stehe, und es
wäre ehrlos, diesen Schwur nicht zu halten. Daran ändern alle Tränen dieser Welt nichts.«
    »Ich weiß«, erwiderte Ida tonlos. »Aber wenigstens kann ich entscheiden, ob ich sie vergieße oder nicht.«
    Er zog sie hoch und schloss sie in die Arme.
    »Meinst du, ich möchte die Erinnerung an deine Tränen mitnehmen, wenn ich morgen aufbreche?«
    »Vielleicht möchte ich, dass diese Erinnerung dich begleitet«, entgegnete sie schärfer, als sie es beabsichtigt hatte.
    Sie standen sich so dicht gegenüber, dass jeder den Atem des anderen spüren konnte. Ida dachte, er würde sich abwenden und das Zimmer verlassen. Ein Teil von ihr wünschte, er würde genau das tun und sie noch tiefer in ihrem Elend versinken lassen. Doch stattdessen verstärkte er seinen Griff und küsste sie lange.
    »Ich werde dir sagen, welche Erinnerung ich morgen mitnehmen möchte«, flüsterte er. »Nein, ich werde es dir zeigen.« Dann hob er sie hoch und trug sie zum Bett zurück.

    Kurz nach Anbruch der Morgendämmerung sah Ida Roger nach, als er mit seinem Gefolge von Rittern, Knappen und Geistlichen und schwer beladenen Packpferden Framlingham verließ. Er hatte sich gegen Karren entschieden, weil er mit Pferden schneller vorankam. Hugh stand mit hoch erhobenem Kopf stolz neben ihr und hatte die Hände nach Männerart an seinem Gürtel, aber sie wusste, dass er in der nächsten Stunde wieder ein Junge sein würde, der Feldball spielte und sich auf seinem Pony mit seinen Kameraden Wettrennen lieferte.
    Ida brachte kein Lächeln zustande, aber sie hob eine Hand und erwiderte Rogers Abschiedsgruß. Sie konnte seinen Gesichtsausdruck nicht erkennen, aber sie spürte, dass er an die Zeit dachte, die sie gestern in ihrer Schlafkammer verbracht
hatten, und an all die Dinge, die nicht laut ausgesprochen, sondern durch Berührungen ausgedrückt worden waren. Sicherlich lächelte er auch nicht. Was sie im Moment teilten, war die Art von innerem Gleichgewicht, das man brauchte, wenn man auf einem dünnen Seil balancierte, zu dessen beiden Seiten scharfe Messer aufblitzten, einige davon selbst gefertigt.
    Als das letzte Pferd durch die Tore von Framlingham trottete, kam Wulfwyns Ganter über den Hof geflattert und zischte laut, als würde er Eindringlinge vertreiben. Unter anderen Umständen hätte dieser Anblick bei den Zuschauern lautstarke Belustigung ausgelöst, aber heute lachte niemand.

31
    Sandwich,
August 1193

    Heftige Windböen färbten die Wellen grau und schmückten sie mit weißen Schaumkronen. Wasser schwappte gegen den Plankengang und explodierte in salzigen Gischtwolken. Noch herrschte kein richtiger Sturm, aber Roger wusste, dass ihnen eine kalte, nasse Überfahrt bevorstand und diejenigen, die leicht seekrank wurden, sich in ein paar Stunden übergeben würden. Er selbst litt nur dann unter solchen Beschwerden, wenn die See wirklich rau war.
    Ein junger Mann, fast noch ein Junge, stellte sich neben Roger und starrte das frisch ausgerüstete und mit Vorräten beladene Schiff an. Seine Schultern hoben und senkten sich unter seinen schnellen Atemzügen. Er hatte den wachsamen Blick eines angespannten Jagdhundes. Mit seinen beinahe vierzehn
Jahren diente William FitzRoy als Knappe im Hause des Justiciars Geoffrey FitzPeter – oder hatte es getan, bis er aufgefordert worden war, sich als Geisel zur Verfügung zu stellen, bis die Lösegeldsumme für seinen Halbbruder bezahlt worden war.
    Der Junge trug eine prächtige Tunika aus roter, mit Silberplättchen besetzter Wolle. Eine silberne Brosche hielt seinen pelzverbrämten Umhang an der Schulter zusammen, und seine Füße steckten in weichen roten Lederschuhen, die Roger zwar bewunderte, aber für ausgesprochen unpraktisch hielt. Seine eigenen Kleider waren zweckdienlich und widerstandsfähig genug, dass sie durch die Strapazen der Reise keinen Schaden nahmen, seine Stiefel bestanden aus festem Rindsleder und waren zum Schutz gegen Regen und Meerwasser dick

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