Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)
Nottingham sind wir nach Clipstone und dann nach Northampton geritten, um dort an einer Ratsversammlung teilzunehmen.«
Wieder verfiel er in Schweigen, und sie spürte, dass er sich eisern zur Ruhe zwang, weil es nicht seine Art war, mit den Füßen aufzustampfen und seiner Wut freien Lauf zu lassen.
»Der König braucht dringend Geld, wie du dir sicher denken kannst«, fuhr er fort. »Er hat England ausgeplündert, um seinen Kreuzzug zu finanzieren, und alle Fleischfetzen, die noch an diesem Knochen hingen, wurden für sein Lösegeld benötigt – von dem ein Teil ja noch aussteht. Bevor nicht die gesamte Summe bezahlt ist, kann der Erzbischof von Rouen nicht heimkehren. Und dann sind da noch die Rebellen in Frankreich und der Normandie.« Er presste vor Zorn die Lippen zusammen. »Richard hat fast alle Sheriffs und Burgvogte ihrer Ämter enthoben. Wenn sie ihre Posten wiederhaben wollen, müssen sie sie zurückkaufen.«
Ida runzelte die Stirn.
»Aber du bist kein Sheriff, und ich kann mir nicht vorstellen, dass du dir um Hereford Sorgen machst.«
»Hereford ist ohnehin an Longchamp zurückgefallen. Nein, das ist es nicht.«
»Was dann?«
Er rieb sich seufzend die Augen.
»Richard hat Longchamp beauftragt, seine Schatztruhen wieder zu füllen, und der Mann ist ein Blutsauger. Er behauptet, die Eigentumsrechte bezüglich einiger Landsitze in meiner Grafschaft seien noch immer nicht geklärt, und er hat eine Strafe festgesetzt, die ich zahlen muss, wenn ich sie behalten will.« Seine Oberlippe kräuselte sich. »Tausend Mark, was sagst du dazu?«
Ida schnappte nach Luft.
»Das ist unerhört!«
»Da stimme ich dir zu, aber die Alternative besteht darin, das Land zu verlieren.«
»Aber Richard steht in deiner Schuld … nach allem, was du für ihn getan hast, kann er doch nicht …«
»Er betrachtet das, was ich für ihn getan habe, als sein gutes Recht. Es ist die Pflicht eines Vasallen, seinem Herrn treu zu dienen.«
»Und es ist die Pflicht eines Herrn, seine Vasallen zu unterstützen!«
Roger trank einen Schluck Wein.
»In der Tat, und er würde sagen, das habe er auch getan und es sei sehr großzügig von ihm gewesen, mir den Titel, die Grafschaft und den dritten Penny zuzusprechen und mir den Wiederaufbau von Framlingham zu erlauben. Ich stehe übrigens nicht allein da. An andere sind ähnliche Forderungen gestellt worden.«
»Um welche Landsitze geht es denn?«
»Um fünf. Dunningworth, Staverton, Hollesley, Framlingham und Claxthorpe. Ich musste hundert Mark sofort an Ort und Stelle bezahlen, der Rest ist mit Zinsen an den Schatzmeister zu entrichten.«
»Und wenn die Summe gezahlt ist, verlangt er bestimmt nicht nur einmal tausend Mark von dir.«
Roger erwiderte nichts darauf. Er wusste so gut wie sie, dass es wahrscheinlich genau so kommen würde.
»Was geschieht, wenn du nicht zahlst?«
»Dann werden mir weitere Geldbußen auferlegt. Solange mein Halbbruder mit mir um sein angebliches Erbe streitet, kann Richard – oder Longchamp – immer neue Forderungen stellen, und ich muss sie entweder erfüllen, oder ich verliere das Land an Huon. Ranulf de Glanville mag ja auf dem Kreuzzug gefallen sein, aber sein Bruder ist noch am Hof, und der Erzbischof von Canterbury ist ihr Neffe. Roger de Glanville und Gundreda haben immer noch Einfluss auf diejenigen, die in
der Politik das Sagen haben, und Richard interessiert es nicht, woher die Gelder kommen, solange sie nur reichlich in seine Truhen fließen.« Er sah sie an. »Das ist aber noch nicht alles.«
Ida fragte sich allmählich, ob es für Richard nicht besser gewesen wäre, als Geisel in Deutschland zu bleiben und John die Krone zu überlassen.
Roger griff nach ihren Händen.
»Ich muss den Herbst über auf der Richterbank in Westminster sitzen, also werden wir in der Friday Street bleiben.«
Ida runzelte die Stirn. Sie fand diese Aussicht durchaus verlockend. Sie konnten zusammen sein, und das Haus war auch nicht viel kleiner als Framlingham.
»Aber danach wünscht der König, dass ich mich auf eine weitere Rundreise begebe und unter anderem die Witwen und Waisen überprüfe, deren Vormund er ist, weil sich dort eine weitere Geldquelle erschließt. Ich muss bis Ende des Jahres vier Grafschaften bereisen und nächstes Jahr noch einmal neun.«
Ida schluckte. Genug Zeit, das nächste Kind zu zeugen und wieder zu verschwinden, dachte sie. Sie wollte ihre Hand wegziehen, aber er hielt sie fest. »Ich dachte, du könntest mich begleiten«,
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