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Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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Priester geschickt, der mir einen Vortrag über die Pflichten einer tugendhaften, gehorsamen Ehefrau hielt und mir eine Buße auferlegte. Da Hugh meinen Bruder nicht gegen sich aufbringen wollte, ließ er mich von da an in Ruhe, außer wenn er versuchte, weitere Kinder zu zeugen, aber ich empfing keines mehr, und er konnte mich nicht mehr einschüchtern. Ich brachte ihm nur
noch Verachtung entgegen. Am Ende ließ er die Ehe annullieren und jagte mich davon.« Sie warf Ida einen traurigen, verständnisvollen Blick zu. »Meine Liebe, auch ich habe meinen erstgeborenen Sohn verloren, aber da war er schon sieben Jahre alt. Und ich habe ihn erst als erwachsenen Mann wiedergesehen.«
    Ida räusperte sich, weil sich ihre Kehle zuschnürte. Sie drohte an ihrem eigenen Kummer zu ersticken.
    »Roger verbirgt es gut, aber er ist wie ich. Vieles bleibt ungesagt und tief im Inneren verborgen, aber es ist nicht tot, sondern nur lebendig begraben. Ich habe gesehen, dass du meinen Sohn glücklich machst, Ida, und das ist mit allem Gold der Welt nicht aufzuwiegen.«
    Ida konnte vor lauter Tränen ihre Nadel nicht mehr deutlich erkennen. Sie wischte sie mit ihrem Ärmel fort, aber sofort folgten neue.
    »Nein, das tue ich nicht«, stieß sie hervor. »Was du gesehen hast, gehört der Vergangenheit an.«
    »Nur, wenn du es zulässt«, gab Juliana sanft zu bedenken.
    Ida schniefte.
    »Ja, aber auch, weil er es zulässt.«
    Juliana nickte nachdenklich. Bei ihr zeigte sich jetzt der gesunde Menschenverstand, wohingegen Roger einen Schutzwall um sich herum errichtet hätte.
    »Meine beiden Ehen waren Pflichtverbindungen, ich hatte keinerlei Mitspracherecht. Walkelin und ich haben uns bemüht, einigermaßen miteinander auszukommen, aber das war nicht das, was ich mir gewünscht hatte. Daher habe ich dem König eine Strafabgabe gezahlt, damit ich nicht noch einmal verheiratet werde, und ich habe es nie bereut. Du konntest eine Wahl treffen und mein Sohn auch. Es wäre zu schade, wenn eure Liebe zerbrechen würde. Du hast so viel mehr, als ich hatte. Du darfst dieses Glück jetzt nicht aufs Spiel setzen.«
    Ida konnte nicht länger an sich halten. Sie begann bitterlich zu schluchzen. Juliana war keine Frau, die ihre Zuneigung offen bekundete, aber jetzt erhob sie sich, setzte sich neben Ida und legte ihr einen Arm um die Schulter. »Weine nur, so lange du willst«, sagte sie. »Ohne Regen würde die Erde verdorren, und dieser Sturm musste früher oder später losbrechen.« Sie winkte die Frau, die die Kerzendochte stutzte, zu sich und befahl ihr, die anderen Zofen anzuweisen, das Bett herzurichten und heiße, mit Honig gesüßte Milch zu bringen.
    Ida schüttelte den Kopf.
    »Du musst mich für schwach und töricht halten«, murmelte sie.
    Juliana lächelte leicht.
    »Schwach nicht, töricht schon. Du und mein Sohn… ihr habt gemeinsam viel aufgebaut. Und es wäre leichter, wenn ihr beide an einem Strang ziehen würdet. Aber lassen wir das jetzt. Bei Tageslicht kann alles schon ganz anders aussehen. Leg deine Näherei weg, sie kann bis morgen warten.« Sie zupfte sacht an dem Stoff in Idas Händen, bis sie ihn losließ, steckte die Nadel fest, half Ida auf und führte sie in ihre Schlafkammer.
    Ida empfand es als Erleichterung, gesagt zu bekommen, was sie zu tun hatte. Normalerweise war sie diejenige, die die Entscheidungen traf, dafür sorgte, dass das Bettzeug gelüftet, Getränke gebracht und Kerzen entzündet wurden. Erst jetzt merkte sie, wie dringend sie eine Ruhepause brauchte. Als sie zwischen die duftenden Decken glitt, fielen ihr schon fast die Augen zu, doch sie zwang sich, die heiße Milch mit Honig zu trinken, die eine von Julianas Zofen ihr brachte. Juliana stellte eigenhändig Idas Schuhe neben das Bett und zog die Vorhänge zu.
    »Schlaf gut, Tochter«, sagte sie.
    Ida wäre fast erneut in Tränen ausgebrochen, als sie das
Wort hörte, weil es so viel Liebe und Akzeptanz enthielt. Unter Berücksichtigung dessen, was Juliana über ihre totgeborene Tochter gesagt hatte, war es das höchste Lob, das sie aussprechen konnte, auch wenn Juliana jetzt wieder auf Distanz gegangen war und sich nicht vorbeugte und sie küsste.
    Mit brennenden Augen und erschöpft, aber von einem Frieden erfüllt, den sie schon lange nicht mehr verspürt hatte, schlief Ida ein.

    Spät in der Nacht regte sie sich, rollte sich auf die Seite und gab einen leisen Wonnelaut von sich, in dem ein Hauch von Furcht mitschwang. Sie war wach genug, um zu wissen,

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