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Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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Näharbeit. Juliana hatte die Kinder zuvor mit einer Geschichte von einem Fuchs und einer Krähe unterhalten. Scheinbar war es vor vielen Jahren eine der Lieblingsgeschichten ihres Vaters gewesen, und sie war zu Zeiten der alten Griechen von einem Mann namens Äsop verfasst worden. Die Mädchen hatten genäht, während sie zuhörten, und den Jungen hatte Ida ein paar kleinere Rüstungsteile zum Polieren gegeben und sie damit abgehalten, Unfug zu treiben. Ihre Schwiegermutter war zwar sehr stolz auf ihre Enkel, zog es aber vor, wenn sie sich in ihrer Gegenwart ruhig verhielten und lärmende Aktivitäten nach draußen verlegten. Als Kind hatten die Juwelen und die Stickerei auf ihren Kleidern Hugh immer fasziniert, sodass Ida ständig auf ihn aufpassen und seine klebrigen Finger von Julianas kostbaren Gewändern hatte fernhalten müssen.
    »Du bist immer fleißig, meine Liebe«, stellte Juliana lächelnd fest. »Ich sehe dich selten ohne eine Näh-oder Stickarbeit, und wenn doch, dann nur, weil du Käse bereitest, den Spinnfrauen Anweisungen erteilst oder das Apfelpressen überwachst.«
    Ida hob schuldbewusst die Schultern.
    »Es gibt immer etwas zu tun.«
    »Und es gibt genug Diener«, gab Juliana zurück. »Du musst nicht alles selbst erledigen.«
    Ida wich Julianas Blick aus.
    »Ich bin gerne beschäftigt.«
    »So?« Juliana runzelte die Stirn. »Das ist zwar lobenswert, aber es ist eine Sache, den Pflichten einer Frau deines Standes nachzukommen, und eine andere, sich bewusst den ganzen Tag abzuhetzen.«
    Ida erwiderte nichts darauf und hoffte, Juliana würde das Thema fallen lassen. Sie mochte ihre Schwiegermutter, musste aber zugeben, dass sie ziemlich selbstherrlich und sehr freimütig sein konnte, wenn sie in der Stimmung dazu war.
    Eine Magd bewegte sich unauffällig im Hintergrund, tauschte Kerzen aus und brachte eine davon auf Julianas Wink zu ihr herüber. Die ältere Frau verließ ihren Platz am Feuer, trat zu der Wiege und betrachtete das Baby.
    »Ich weiß noch, wie sein Vater so in den Windeln gelegen hat«, sinnierte sie mit einem leisen Lächeln. »Ich war damals eine junge Ehefrau – und eine sehr widerwillige. Man hatte mir gesagt, es sei meine Pflicht, die Interessen meiner Familie zu wahren und Hugh of Norfolk zu heiraten. Ich erinnere mich noch, wie erstaunt ich darüber war, dass das Ergebnis seiner brutalen Übergriffe ein Sohn war.« Sie beugte sich über die Wiege. »Du weißt, dass ich nicht zu den Frauen gehöre, die ein übermäßiges Gewese um Kinder machen, aber ich liebte Roger vom Moment seiner Geburt an und versuchte verzweifelt, ihn zu beschützen. Ich wusste, dass er zwei Seiten in sich trug und es darauf ankam, welche Seite die Oberhand gewann. Während er heranwuchs, tat ich alles, was in meiner Macht stand, und versuchte, Ehrgefühl in ihm zu wecken, ihm Pflichtbewusstsein, einen Gerechtigkeitssinn und Höflichkeit beizubringen. Mir war klar, dass er von seinem Vater nur rücksichtslose Selbstsucht und den Wunsch mitbekommen würde, alle zu zertreten, die ihm im Weg standen. Ich
war entschlossen, zu verhindern, dass mein Sohn so wird wie sein Vater.«
    Ida hielt mit dem Nähen inne und sah Juliana an. Auf dem für gewöhnlich unbewegten Gesicht ihrer Schwiegermutter lag ein Ausdruck, der ihr einen Schauer über den Rücken jagte. Sie wollte nicht, dass Juliana weitersprach, wusste aber nicht, wie sie sie davon abhalten konnte.
    Juliana zog die Decke behutsam über dem schlafenden Baby zurecht und nahm ihren Platz wieder ein. Der rote Schein des Feuers und das gelbe Flackern der Kerzenflamme ließen die Juwelen auf ihrem Gewand schimmern, als wären sie feucht. »Roger war nicht mein einziges Kind«, sagte sie. »Genau elf Monate nach Rogers Geburt kam eine Tochter tot zur Welt, und sieben Monate danach erlitt ich eine Fehlgeburt, wieder ein Junge, nachdem mich mein Mann geschlagen hatte, weil ich ihn seiner Meinung nach nicht mit dem ihm gebührenden Respekt angesehen hatte.«
    Ida starrte sie entsetzt an.
    »Schließlich musste ich bei meiner Familie Hilfe suchen«, fuhr Juliana fort. »Ich vertraute mich meinem Bruder an, und er hatte danach einen furchtbaren Streit mit Hugh – er drohte ihm, Gewalt mit Gewalt zu vergelten, wenn er mich je wieder anrühren würde. Es war ein Fleck auf der Familienehre, verstehst du, es ging nicht, dass die Schwester des Earl of Oxford von ihrem Mann grün und blau geschlagen wurde. Undenkbar, wenn sich das herumsprach. Ich wurde zu einem

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