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Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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sagte er. »Wir besitzen in vielen der Grafschaften Häuser. Ich kann dir nicht versprechen, dass ich jeden Tag oder jede Woche bei dir bin, aber zumindest sind wir nicht so lange getrennt. Ich weiß, dass es nicht das ist, was du willst, aber es wäre ein Kompromiss.«
    Ida blickte auf ihre gefalteten Hände hinab und biss sich auf die Lippe.
    »Du müsstest vielleicht auch Gäste bewirten«, fügte er hinzu. »Die anderen Richter werden bestimmt gelegentlich deine Gastfreundschaft in Anspruch nehmen.«
    Sie musterte ihn forschend.
    »Willst du denn, dass ich mitkomme?«
    Er strich ihr über die Wange und schob eine Locke hinter ihr Ohr.
    »Ich habe dich vermisst, Ida … und zum Teil trug ich selbst die Schuld daran.«
    Der harte Knoten in ihrem Inneren begann sich allmählich zu lösen, und mit einem Mal empfand sie eine seltsame Scheu. Das Gefühl neuen Wachstums durchströmte sie – sie kam sich vor wie ein junger, zarter Trieb, der sich der Frühlingssonne entgegenreckt, aber immer noch Gefahr lief zu verdorren.
    »Ja«, sagte sie leise. »Ich werde dich begleiten. Damit geht einer meiner größten Wünsche in Erfüllung.«

35
    Winchester,
April 1194

    Ida blickte sich in der oberen Kammer des Hauses um, das sie in Winchester gemietet hatten. Die mit Bienenwachs polierten Möbel glänzten, die Binsen auf dem Boden waren frisch und mit Kräutern durchsetzt. Eine Karaffe mit Rheinwein stand bereit, daneben blassgrüne, blau gesprenkelte Glasbecher. Ihre Hände zitterten, als sie zum wiederholten Mal die Kissen auf der Bank vor dem Kamin aufklopfte. Als sie einen Schemel zurechtrückte, dachte sie daran, wie sie das erste Mal für König Henry einen ähnlichen Schemel geholt und so platziert hatte, dass es für sein schmerzendes Bein am bequemsten war, während er sie die ganze Zeit mit dem scharfen Blick eines Raubvogels betrachtet hatte.
    Mit feuchten Händen strich sie ihr grünes Gewand glatt.
Ausschnitt, Saum und Manschetten waren ganz steif, weil sie so reich mit Stickerei verziert waren, und sie selbst fühlte sich ebenfalls steif, wie eine Gliederpuppe aus Holz. Ihr Inneres glich einer leeren, kalten Höhle. Sie trat an das Fenster und sah in den Hof hinaus. Hugh spielte mit den Knappen seines Vaters ein wildes Feldballspiel, und die lauten Rufe der Jungen drangen zu ihr herauf. Sie hatte erwogen, ihn hereinzurufen, damit er sich wusch und seine Kleider wechselte, dann aber beschlossen, die Dinge nacheinander anzugehen. Sie wollte Hugh nicht dabeihaben, wenn sie seinen älteren Bruder begrüßte, ebenso wenig wie Roger. Und obwohl er sich um sie sorgte, hatte er nachgegeben und sich mit ein paar Schreibarbeiten in eine Ecke der Halle zurückgezogen.
    Ihr Haushofmeister Geoffrey, der Wache gehalten hatte, spähte in die Kammer.
    »Countess, er ist da.«
    Ida schluckte. Ihr Magen fühlte sich an, als säße er am Ende ihres Halses. Sie hatte sich an diesem Morgen mehrmals übergeben. Fast wie bei einer Schwangerschaft, dachte sie und fragte sich, ob wohl auch Geburtsschmerzen einsetzen würden, wenn sie ihn sah. Und doch ließ sich dieses Treffen genau wie eine Geburt nicht umgehen. Sie konnte nicht einfach weglaufen und den Kopf in den Sand stecken, sie musste die nächsten Minuten durchstehen. Nur so konnte sie sich von der Last befreien, an der sie so schwer trug.
    Sie rief ihre Zofen, holte tief Atem und ging in den Hof hinunter. Ihr Sohn stieg von einem prächtigen Rappen, von dem sie wusste, dass Roger ihn ihm geschenkt hatte. Die Satteldecke war mit Goldfäden durchwoben, und an dem Geschirr des Tieres hingen silberne Anhänger. Der junge Mann hatte dichtes, schimmerndes dunkles Haar, war groß und schlank und trug ein langes Schwert an der Hüfte. Und geschickt vermied
er es, dass es ihn in seiner Bewegungsfreiheit einschränkte, was von langer Übung zeugte. Idas Herz schien plötzlich ihre ganze Brust auszufüllen, und das Atmen fiel ihr schwer.
    »Madam.« Eine ihrer Frauen schickte sich an, sie zu stützen, aber Ida straffte sich und zwang sich, ihre aufkeimende Furcht zu unterdrücken.
    »Es geht mir gut«, versicherte sie, obwohl das ganz und gar nicht der Fall war. Sie nahm ihre letzte Kraft zusammen, trat vor, um ihn zu begrüßen, und knickste wie vor jedem anderen hochrangigen Gast auch. »Willkommen«, sagte sie. »Sei mir willkommen … mein Sohn.« Die Worte waren heraus, obwohl sie daran fast erstickt wäre. Sie warf ihm einen kurzen Blick zu und bemerkte, dass er blass, angespannt

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