Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)
Schoß. »Nein! Ich war vorsichtig. Ich habe jedes Mal den Essig benutzt. Ich habe genau das getan, was mir gesagt wurde.«
»Meine Liebe, diese Mittel wirken nicht immer, wenn Gott es anders will. Essig hin, Essig her, es musste irgendwann so kommen. Du bist eine gesunde junge Frau, und der König hat viele Kinder gezeugt. Sein Samen hat durchschlagende Kraft.«
»Ich erwarte kein Kind«, beharrte Ida. Sie biss die Zähne zusammen, sowohl aus halsstarrigem Trotz als auch, um zu verhindern, dass sie sich übergeben musste.
Hodierna hob seufzend die Hände.
»Nun, in ein paar Monaten werden wir wissen, wer Recht hat, nicht wahr?« Sie legte die Arme um Ida und drückte sie kurz. »Mach dir keine Gedanken, Liebes. Es gibt Schlimmeres.«
»Ich kann mir nichts Schlimmeres vorstellen.« Ida rang nach Atem, presste eine Hand vor den Mund, machte sich von Hodierna los, kniete sich neben das Blumenbeet und erbrach sich heftig. Einige der anderen Frauen sahen verstohlen zu ihr hinüber und wechselten wissende Blicke.
Von den Tagesbewohnern und Besuchern der Gärten war nichts mehr zu sehen. Statt dem Kreischen der Pfauen hallten jetzt die Schreie der Eulen durch die Luft. Ida saß auf einer Bank auf dem Rasen und lauschte dem leisen Plätschern der Quelle, die die Gartenteiche speiste. Eine dünne Mondsichel und einige Sterne spendeten so viel Licht, dass sie den dunklen Schimmer des Wassers sehen konnte. Ein kühler Wind fuhr durch das Gras. Sie fröstelte leicht und wünschte, sie hätte ihren Umhang mitgebracht, aber sie mochte nicht hineingehen, um ihn zu holen. Sie würde mit den anderen Frauen reden müssen, und das konnte sie jetzt nicht ertragen. Hodierna war diskret und würde ihr Geheimnis wahren, aber die anderen waren weniger auf ihr Wohlergehen bedacht, und daher flossen bereits Gerüchte durch die Adern des Hofes, dessen Lebenssaft Klatsch und Tratsch war.
Sie zog die Knie an, schlang die Arme darum und fragte sich im nächsten Moment, wie lange ihr das wohl noch möglich sein würde. Ihre Taille war nach wie vor schmal, man sah noch nichts, aber sie spürte, dass ihr Körper sich veränderte, und so sehr sie es gegenüber sich selbst und anderen auch abstritt, sie war in Hoffnung, und im Herbst würde sie es nicht länger leugnen können. Sie empfand ebenso viel Scham und Angst wie in der Nacht, in der Henry sie zum ersten Mal in sein Bett geholt hatte. Seitdem war aufgrund seiner Versicherungen und Beteuerungen alles merkwürdig unwirklich geworden – ein Spiel, das gelegentlich Buße forderte, sie dafür aber mit kostbaren Kleidern, Juwelen und einem Hauch von Macht belohnte. Jetzt war das Spiel vorüber. Sie hatte verloren und musste die Strafe zahlen. Heiße Tränen rannen über ihre Wangen und erkalteten im Mondlicht. Ab und an schniefte sie und wischte sich mit dem Handrücken über die Augen. Wenigstens war Roger Bigod nicht bei Hof, er war für die Sommermonate nach Norfolk
gereist, aber er würde bald genug zum König zurückkehren und ihren Zustand bemerken. Wie konnte sie ihm so gegenübertreten? Wie konnte sie überhaupt noch jemandem ins Gesicht sehen?
Ihr wurde bewusst, dass eine Gestalt den Pfad entlang auf sie zukam. Panik stieg in ihr auf, doch dann erkannte sie an der Silhouette und dem Hinken, dass es Henry war. Jemand musste sie gesehen und ihm gesagt haben, wo sie war – und weshalb.
Er blieb vor der Bank stehen, verschränkte die Arme vor der Brust und blickte auf sie hinab.
»Wie ich hörte, hast du Neuigkeiten für mich, meine Liebe?«
Ida schüttelte den Kopf und begann jetzt wirklich zu weinen.
»Ich wünschte, dem wäre nicht so«, schluchzte sie. »Was soll denn aus mir werden?«
»Ach, Herzchen.« Henry setzte sich neben sie, zog sie in die Arme und schlang seinen Umhang um sie beide. »Schon gut, schon gut. Das ist doch kein Grund zum Weinen. Ich sorge für dich. Wie kannst du nur daran zweifeln? Du trägst mein Kind in deinem Schoß.«
Ida packte die weiche Wolle seiner Tunika und spürte darunter die solide Kraft seines Körpers.
»Aber es wurde in Sünde gezeugt und wird unehelich geboren, und dafür werde ich bestraft werden.«
»Aber nein«, beschwichtigte Henry sie. »Das darfst du nicht denken. Gesündigt haben wir beide, aber du wirst deswegen nicht gebrandmarkt werden. Jeder weiß, dass du dem König gehörst, dem nur das Beste gebührt. Niemand wird es wagen, auf dich herabzublicken.«
»Aber ich muss mich vor Gott für meine Sünde
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