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Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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Teiche. Ida raffte ihre Röcke und rannte lachend auf das Gebäude zu. Dann blieb sie abrupt stehen, als sie sah, dass die Stallburschen ein schimmerndes kastanienbraunes Pferd versorgten. Am Brustriemen des Tieres hing ein Emailleanhänger mit einem roten Kreuz auf goldenem Grund. Die Übelkeit, die sie überwunden geglaubt hatte, drohte sie erneut zu überwältigen. Als sie Roger Bigod das letzte Mal gesehen hatte, hatten sie zusammen einen Rundtanz getanzt und wie gute Bekannte miteinander geplaudert. Sie hatten beim Gottesdienst Seite an Seite in der Kirche gestanden, und als der Hof auf Falkenjagd gegangen war, hatte Roger ihren Falken gehalten, während sie auf ihre Stute gestiegen war, und ihr eines seiner seltenen anziehenden
Lächeln geschenkt. Jetzt würde alles anders sein. Eigentlich hatte sie in die Halle gehen wollen, doch jetzt änderte sie die Richtung und schlug den Weg zu ihrer Unterkunft ein.
    »Er findet es früher oder später ja doch heraus.« Bertrice kam hinter ihr her. Auch sie hatte das Pferd erkannt. »Ihr könnt Euch nicht ewig vor ihm verstecken. Wenn Ihr ihm aus dem Weg geht, werden Leute beginnen, sich Fragen zu stellen.«
    »Was für Fragen?«
    »Ob Euer Kind wirklich von Henry ist.«
    Ida schnappte schockiert nach Luft.
    »Das würden sie nie tun!«
    Bertrice erwiderte nichts darauf, sondern sah Ida nur an, der klar wurde, dass ihre Zofe Recht hatte. Die Leute würden ihre Handlungsweise missdeuten, weil sie das immer taten. Egal wie demütigend es war, sie musste die Begegnungen mit Roger durchstehen.
    Vor ihrer Kammer wartete ein Diener, der die Anweisung hatte, sie zum König zu geleiten.
    »Eure Zofe braucht Ihr nicht, Mylady«, sagte er.
    Idas Furcht wuchs. Seit ihre Schwangerschaft bestätigt worden war, hatte Henry davon Abstand genommen, sie in sein Bett zu holen, aber was, wenn er seine Meinung geändert hatte? Sie reichte Bertrice ihren Nähkorb, wischte mit den Handflächen über die dunklen Regenflecken auf ihrem Gewand und folgte dem Diener zu Henrys Privatgemächern. Als sie dort ankam, grollte der Donner direkt über ihnen, und Henry beobachtete den Sturm durch das offene Fenster. Neben ihm stand ein dunkelhaariger junger Mann, der ebenfalls fasziniert nach draußen starrte.
    Henry drehte sich um, als Ida den Raum betrat. Ein Lächeln erhellte sein Gesicht.
    »Ah«, sagte er, trat zu ihr, nahm ihre Hand und küsste sie auf die Wange. »Ich habe eine Überraschung für dich, Herzchen. Direkt aus der Normandie.« Er deutete auf seinen Besucher.
    Ida sah ihn einen Moment lang verwirrt an. Er war mittelgroß, hatte welliges schwarzes Haar und braune Spanielaugen.
    »Kennst du mich nicht mehr, Schwester?«, fragte er grinsend. »Das wundert mich nicht, denn offen gestanden erkenne ich dich auch kaum wieder.«
    »Goscelin?« Sie schlug eine Hand vor den Mund und starrte ihren Bruder an. Er war drei Jahre älter als sie, und sie hatte ihn nicht mehr gesehen, seit er seine Ritterausbildung begonnen hatte. Damals war sie dreizehn gewesen.
    »Na, wenigstens erinnerst du dich an meinen Namen!« Lachend nahm er sie bei den Schultern und küsste sie fest auf beide Wangen. Sie konnte sein Lächeln an ihrem Gesicht spüren – das Kratzen weicher Bartstoppeln.
    »Wie sollte ich den je vergessen?« Sie wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. Er war eigentlich auf den Namen Roger getauft, aber ihre englische Kinderfrau hatte ihn liebevoll »Gosling«, junger Gänserich, genannt. Der Name war an ihm haften geblieben und später in den normannischen männlichen Vornamen Goscelin umgewandelt worden. »Es ist so lange her. Als ich dich das letzte Mal gesehen habe, konntest du dir kaum einen Schnurrbart stehen lassen, geschweige denn einen Vollbart.«
    Sein Blick wanderte an ihr hinab.
    »Du hast dich auch verändert, Schwester.«
    Instinktiv legte sie schützend eine Hand auf ihren Bauch.
    »Dein Bruder und ich haben schon über deinen Zustand gesprochen«, sagte Henry sanft. »Du hast nichts zu befürchten, er weiß Bescheid.« Er nickte ihr zu. »Ruht euch hier aus, ihr
habt euch sicher viel zu erzählen. Ich habe anderswo zu tun.« Mit diesen Worten verließ er den Raum.
    Ida erhob sich aus dem Knicks, den sie vor Henry gemacht hatte, drehte sich halb zu ihrem Bruder um und wischte sich mit der Hand über die Augen.
    »Ich bin überglücklich, dich zu sehen«, sagte sie leise. »Aber es wäre mir lieber gewesen, du hättest mich nicht so vorgefunden – schwanger und

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