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Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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verantworten.«
    »Dafür gibt es die Beichte und die Buße.« Er legte den Zeigefinger unter ihr Kinn und hob ihr Gesicht zum Licht der Sterne
empor. »Wäre es nicht Gottes Wille gewesen, dass du ein Kind trägst, wäre dein Schoß unfruchtbar geblieben. Vielleicht ist es Sein Geschenk an mich – ein neues Kind in der Wiege, das mich jung hält. Söhne und Töchter spielen in diesem Leben immer eine bestimmte Rolle, selbst wenn sie außerehelich geboren sind. Du brauchst also nicht zu weinen.«
    Ida schmeckte ihre salzigen Tränen auf der Lippe, schluckte heftig und tat ihr Bestes, um ihm zu gehorchen. Vielleicht hatte er Recht. Vielleicht hatte es so kommen sollen, und ihre Schwangerschaft war keine Strafe für ihre Sünden. Ihr Kinn zitterte vor Kälte und innerer Qual.
    »Komm schon.« Er küsste sie auf die Stirn. »Hab keine Angst. Ich werde dafür sorgen, dass du die bestmögliche Pflege erhältst, und wenn das Kind auf der Welt ist, wird es ihm oder ihr nie an etwas mangeln, und dir auch nicht, das verspreche ich dir.«
    Ida rieb sich über die geschwollenen Augen und lehnte sich gegen ihn.
    »Danke, Sire«, flüsterte sie.
    Nachdem er sie einen Moment in den Armen gehalten hatte, zog Henry einen kleinen Brotlaib unter seinem Umhang hervor.
    Ida lief das Wasser im Mund zusammen. Sie war ausgehungert, zugleich überkam sie eine schreckliche Übelkeit. »Ich weiß nicht, ob ich das essen kann«, murmelte sie.
    Henry warf den Kopf in den Nacken und lachte schallend.
    »Mädchen, das ist nicht für dich, obwohl du gerne daran herumknabbern kannst, wenn dir danach ist. Ich habe es mitgebracht, weil ich weiß, wie gerne Rosamund abends in aller Stille hier die Fische gefüttert hat, bevor wir uns zur Ruhe begeben haben. Und da dachte ich mir, das würde dir vielleicht auch Freude machen …« Seine Stimme drohte zu versagen, und er brach ab. Ida zuckte zusammen. Obwohl sie so sehr mit ihren
eigenen Problemen beschäftigt war, hörte sie die leise Sehnsucht aus seiner Stimme heraus und begriff, dass auch auf seiner Seele Kummer lastete.
    »Natürlich, gerne, Sire«, erwiderte sie nahezu unhörbar. Dann nahm sie das Brot, brach es in zwei Teile, gab ihm eine Hälfte davon und ging zu der Mitte des Teiches, wo sich, wie sie wusste, die größten Fische tummelten. Sie zupfte kleine Bröckchen von ihrer Brothälfte und warf sie zwischen die Seerosen. Er gesellte sich zu ihr, und gemeinsam beobachteten sie, wie sich die Wasseroberfläche kräuselte, als Schleien, Rotfedern und Karpfen nach den Leckerbissen schnappten.
    »Brot und Spiele«, sagte Henry, aber es klang wehmütig, und Ida lächelte nicht.

10
    Woodstock,
August 1179

    Ein Gewitter grollte in der Ferne, und der Himmel verwandelte sich langsam von einem nachmittäglichen Blau in ein lilafarbenes Zwielicht. Im Garten legte Ida ihre Näharbeit beiseite und blickte zu den weißen Blitzen am Horizont. Sie war jetzt im vierten Monat ihrer Schwangerschaft. Vor zwei Wochen hatte die Übelkeit schlagartig aufgehört, und sie wurde plötzlich ständig von Heißhunger geplagt, vor allem von der Gier auf wilde Erdbeeren. Sie waren immer schwieriger zu finden, aber Henry ließ sie trotzdem für sie suchen und ihr überdies alle möglichen Delikatessen bringen, um ihren Appetit anzuregen. Wie er es versprochen hatte, war er äußerst um ihr Wohl
besorgt. Er teilte nicht mehr das Bett mit ihr, obwohl sie immer noch abends mit ihrem Nähkorb in seine Kammer ging und ihm die Schultern massierte, weil er sagte, niemand verstünde das so gut wie sie. Für seine sexuellen Bedürfnisse war eine gelbhaarige Hofhure zuständig, die Ida ein paar Mal mit tief ins Gesicht gezogener Kapuze den Gang entlang zu seinen Gemächern hatte huschen sehen, so wie sie es selbst so oft getan hatte.
    »Mistress, wir sollten hineingehen, ehe wir nass werden.« Bertrice blickte ängstlich zu dem Sturm hinüber und packte ihre eigene Näharbeit weg. Sie, die sonst so geradeheraus und in vielen Dingen beschlagen war, hatte furchtbare Angst vor Gewittern, wohingegen Ida diese Naturschauspiele liebte und sogar schon erwogen hatte, eine Gewitterszene in einen Wandbehang zu sticken.
    »Das sollten wir wohl«, stimmte sie bedauernd zu. Sie hatte, während sie auf der Bank saßen, ihre Schuhe abgestreift und zog sie nun wieder an, wobei sie mit dem Finger über das weiche Ziegenleder fuhr. Als die Frauen den Garten verließen, fegte eine Windbö über das Gras, und die ersten Regentropfen fielen in die

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