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Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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neben Roger stand, und betrachtete nachdenklich den gemeißelten Schiefersarkophag. Ihr Atem bildete vor ihren halb geöffneten Lippen weiße Wölkchen, und ihre Hände steckten in einem Zobelmuff.
    »Vielleicht hätte er es lieber etwas prunkvoller gehabt«, meinte Roger, »aber ich hatte nicht die Absicht, ihm ein aufwändiger gestaltetes Grab zu gewähren als das seines Bruders und meines Großvaters.«
    »Du hast deine Sohnespflicht ihm gegenüber erfüllt, und das
ist mehr, als man von seiner Vaterpflicht dir gegenüber sagen kann.«
    Roger zuckte die Achseln.
    »Das gehört der Vergangenheit an.« Er ging zu dem neuen runden Fenster in der Apsis hinüber, das er bestellt hatte, um ein Zeichen für seine Hochzeit zu setzen. Viele Dinge begrub man besser in der Vergangenheit. Die Zukunft bedeutete Hoffnung.
    Das Fenster war noch nicht ganz fertig gestellt, obwohl der Glasmaler die Umrisse und einige farbige Ausmalungen bereits vollendet hatte. Das Bild zeigte die Jungfrau Maria mit dem neugeborenen Christuskind im Stall, passend zur Jahreszeit und dem Schutzheiligen des Priorats. Marias blaues Gewand musste noch zu Ende ausgemalt werden, aber man konnte die Darstellung trotzdem erkennen.
    Juliana gesellte sich zu ihm und verlieh ihrer Bewunderung für die Schönheit des Fensters Ausdruck.
    »Um Idas willen hätte ich es gerne gesehen, wenn es fertig geworden wäre«, erwiderte er. »Aber die Zeit war zu knapp, und ich lege mehr Wert auf Qualität als auf eine hastig ausgeführte Arbeit.«
    »Aber es wird ja noch fertig gemalt.« Juliana legte ihm lächelnd eine Hand auf den Ärmel. »Ich kenne dich. Du wirst dafür sorgen, dass die Arbeit ordentlich gemacht wird. Lass dir von solchen Kleinigkeiten nicht die Freude auf deine Hochzeit verderben.«
    Roger legte seine Hand über die ihre.
    »Es ist weise von dir, mich daran zu erinnern«, sagte er mit einem nachdenklichen Ausdruck in den Augen.
    Anketil kam durch das Kirchenschiff auf sie zu. Sein neuer rotgelber Überwurf leuchtete, als sei er selbst dem Glasbild entstiegen. Sein Gesicht hob sich rot und gesund von seinem frisch
gewaschenen flachsfarbenen Haar ab. Roger war scheinbar nicht der Einzige, der anlässlich der Hochzeit gründlich gebadet hatte.
    »Mylord, die Reisegruppe mit der Braut wurde gesichtet. Ihr sagtet, ich solle Euch Bescheid geben.«
    Roger nickte. Seine innere Unruhe wuchs.
    »Danke«, erwiderte er. »Geh, begrüße sie und sorge dafür, dass sie in ihre Kammer geleitet wird.«
    Anketil verneigte sich und verließ die Kirche. Juliana küsste Roger auf die Wange.
    »Du solltest jetzt auch gehen und die letzten Vorbereitungen treffen. Ich sehe dich dann später.« Ihre Stimme schwankte plötzlich.
    »Mutter?« Roger sah sie besorgt an.
    »Achte nicht auf mich.« Juliana gab ein verlegenes Lachen von sich. »Ich freue mich für dich und deine Braut. Und ich möchte das Beste für euch beide… besser, als ich es je gehabt habe. Geh.« Sie versetzte ihm einen sachten Stoß.
    »Deine Männer werden sich fragen, wo du bleibst.«
    Sie sah ihm nach, als er aus der Kirche eilte, und sowie er außer Sicht war, wischte sie sich über die Augen und straffte sich. Sie freute sich tatsächlich aufrichtig für ihn und hatte keine Bedenken, Ida als Schwiegertochter zu akzeptieren. Ihre Tränen entsprangen Liebe, Vorfreude und Sorge. Sowohl ihr Sohn als auch seine Braut hatten schlechte Erfahrungen in der Welt gemacht. Sie wusste aus eigener Erfahrung, dass man dann Gefahr lief, entweder sich eine undurchdringliche harte Schale zuzulegen oder seine Weichheit offen zu zeigen, bis sie aufgezehrt war und nur eine leere Hülle zurückblieb. Man musste einen Mittelweg finden, und das wünschte sie beiden ebenso sehr wie Glück.

    Gerade rechtzeitig zu Idas Ankunft betrat Roger den Hof seines Hauses am Fluss. In einen dicken Wollumhang gehüllt, das Gesicht unter einer tief in die Stirn gezogenen Kapuze verborgen, stand er inmitten der Menge und beobachtete, wie sie auf der goldenen Stute in den Hof ritt, die er einst Henry und dieser dann ihr geschenkt hatte. Er fühlte sich, als habe jemand eine Flamme in seinem Herzen entzündet. Die Mähne der Stute war mit roten Bändern durchflochten, und am Ende eines jeden Zopfes hing eine kleine silberne Glocke, die bei jeder Bewegung leise klingelte. Goscelin ritt ein neues Pferd, das Roger ihm geschenkt hatte, einen Braunen mit einem leichten Goldschimmer.
    Als ein Stallbursche ihr beim Absteigen behilflich war, fand

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