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Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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anderer Mensch. Was von seinem Vater in ihm steckte, ist dadurch ausgelöscht
worden, dass er mit angesehen hat, was aus seinem Vater geworden ist.«
    »Ich kenne Roger noch nicht so gut«, bekannte Ida, »aber ich hatte Gelegenheit, ihn bei Hof zu beobachten. Er ist ritterlich, loyal und gehört nicht zu den Männern, die diejenigen, die von ihnen abhängig sind, knechten oder schikanieren. Er hat Mut, Urteilsvermögen und Ehrgefühl.« Obwohl sich ihr Gesicht bei diesen Worten gerötet hatte, wich sie Julianas Blick nicht aus. »Deswegen ist meine Wahl auf ihn gefallen.«
    Plötzlich wurde Juliana aufmerksam und hob den Kopf. Humor und ein Anflug von Respekt funkelten in ihren Augen.
    »Ah«, sagte sie. »Das geschieht mir recht. Warum habe ich nicht unter die Oberfläche geschaut? Du bist ein wirklich entzückendes Mädchen, aber hinter dem ansprechenden Äußeren steckt noch einiges mehr. Mein Sohn und die Grafschaft sind bei dir in guten Händen.«
    Ida runzelte die Stirn.
    »Aber er ist kein Earl.«
    »Nein, aber er wird eines Tages einer sein – und du eine Countess. Darauf müsst ihr euch beide vorbereiten.« Juliana beugte sich vor und küsste Ida auf die Wange. »Ich wünsche euch eine schöne Nacht und Glück für den Rest eures Lebens.«
    Ida dankte ihr und verdrängte entschlossen das Bild, das sich ungebeten in ihre Gedanken geschlichen hatte: das eines rotblauen Emaillekastens, der die kleinen Schuhe ihres Sohnes enthielt. Heute war für solche Erinnerungen kein Platz.
    Ihre Frauen kämmten ihr Haar so, dass es ihr in einem parfümierten braunen Strang bis zur Taille fiel. Dann betupften sie ihre Handgelenke und ihren Hals mit Rosenöl, drapierten einen Umhang um ihre Schultern und schlossen ihn mit goldenen Seidenkordeln. Ein Diener brachte ein Tablett mit Brot, Käse und in Puderzucker gewälzten Fruchtstücken, dazu ein Schälchen
kandierter Kardamomsamen, um den Atem zu süßen, und einen Krug mit gewürztem Wein, falls Braut und Bräutigam eine Stärkung benötigten.
    Die Männer führten Roger unter gutmütigem Gejohle und anzüglichen Scherzen zu seiner Braut. Er hatte seine dunkelrote Hochzeitstunika und die blaue Hose abgelegt und trug jetzt wie Ida ein langes Hemd und einen Umhang. Bischof John of Norwich, der die Trauung durchgeführt hatte, schickte sich an, das Brautpaar zu segnen, aber er hatte dem Rheinwein reichlich zugesprochen und war weder sehr sicher auf den Beinen, noch konnte er klar und deutlich sprechen. Goscelin musste ihn stützen, und einer der Gehilfen des Bischofs hielt seinen elfenbeinernen Krummstab. Ida senkte sittsam den Blick und unterdrückte ein Kichern. Sie wagte nicht, irgendjemandem in die Augen zu sehen, schon gar nicht Roger.
    Ihre Zofen führten sie zum Bett und legten sie auf die rechte Seite, weil eine Frau einem Aberglauben zufolge auf dieser Seite Söhne empfängt. Die Laken waren mit heißen Steinen gewärmt worden, und trotz der leise an ihr nagenden Furcht empfand sie es als ungemein wohltuend, die Füße in den warmen Stoff zu graben und den Rosenwasserduft einzuatmen, der von dem frischen Leinen aufstieg.
    Roger wurde unter weiteren zotigen Scherzen über Reiter, die ihre Lanze in ein Ziel stießen, von den Männern neben ihr auf die Matratze gedrückt. Die Kommentare trieben Ida das Blut in die Wangen, überschritten aber nie die Grenze des Schicklichen. Und was sie betraf, so scheuten sich die Männer aufgrund ihrer früheren Beziehung zu dem König davor, allzu anzüglich zu werden.
    Sowie der Bischof seinen Segen genuschelt hatte, scheuchte Goscelin die Gäste aus dem Raum, die in der Halle weiterfeierten.
    Juliana berührte Rogers Schulter und lächelte das Paar an.
    »Ich wünsche euch beiden alles Gute.« Kleine Lachfältchen legten sich um ihre Augen. »Mein Segen mag nicht so heilig sein wie der des guten Bischofs, aber er kommt von Herzen.« Sie küsste Roger auf die Wange, ging um das Bett herum, um dasselbe bei Ida zu tun, und verließ als Letzte den Raum. Roger und Ida hörten, wie sie mit dem Bischof sprach und dieser dann die Treppe hinunterpolterte.
    Roger verzog erst das Gesicht und lachte dann.
    »Ich hatte vergessen, dass er keinen Wein verträgt. Der Erzbischof von York kann jeden unter den Tisch trinken und dabei selbst nüchtern bleiben, aber nicht John of Norwich.«
    »Er wird morgen früh fürchterliche Kopfschmerzen haben«, stimmte sie zu.
    »Nicht nur er.« Roger räusperte sich. »Möchtest du noch einen Becher Wein? Oder

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