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Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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etwas zu essen?«
    Ida schüttelte den Kopf, änderte aber im nächsten Augenblick ihre Meinung, denn dann hätte sie etwas, womit sie ihre Hände beschäftigen konnte, während sie sich an die neue Situation zu gewöhnen versuchte.
    »Aber nur einen halben Becher voll«, bat sie. Sie waren in der Erwartung zu Bett gebracht worden, dass sie die Ehe möglichst rasch vollzogen, aber nun, wo dieser Moment unmittelbar bevorstand, empfanden sie beide eine merkwürdige Scheu.
    »Ich freue mich darauf, Framlingham zu sehen«, sagte Ida, als sie den Becher entgegennahm. Sie nippte daran. Der Wein war warm und enthielt Pfeffer und Galgantwurzel, was in ihrem Magen ein sanftes Glühen auslöste.
    Roger stieg wieder in das Bett und zog die Decke über sich.
    »Für einen Tagesritt liegt es zu weit entfernt, aber wir werden auf dem Weg noch andere Landsitze besuchen. Dann siehst du
gleich, welche Aufgaben dich erwarten. Es ist lange her, dass die Bigod-Ländereien eine würdige Herrin hatten.«
    Ida bedachte ihn mit einem raschen Lächeln.
    »Es wird mir eine Freude sein, ganz neu anzufangen – in jeder Hinsicht.« Sie hielt ihm den Becher hin. Er trank einen kleinen Schluck. Als sie sah, wie sich sein Adamsapfel dabei bewegte, breitete sich eine angenehme Wärme in ihrer Beckengegend aus.
    »Ich werde dir alles zur Verfügung stellen, was du brauchst, um das Haus wieder herzurichten. Du musst es mir nur sagen.«
    »Danke, Mylord. Ich kann es kaum erwarten, alles in Angriff zu nehmen.« Was der Wahrheit entsprach. Je eher sie ihr neues Leben begann, desto schneller würde die Erinnerung an das alte verblassen.
    Roger verzog das Gesicht, als er ihr den Becher zurückgab.
    »Aber zu Weihnachten müssen wir nach Winchester zurück, vergiss das nicht.«
    Ida starrte in den dunklen, schimmernden Wein. Zwar wollte sie unbedingt bei Roger bleiben, aber sie wusste nicht, ob sie schon bereit war, den Leuten am Hof gegenüberzutreten. Wenn William dort war, musste sie bei ihrer Abreise wieder den furchtbaren Trennungsschmerz durchleiden, und war er nicht in Winchester, würde sie ihn überhaupt nicht zu Gesicht bekommen. Momentan konnte sie nicht sagen, was schlimmer sein würde.
    »Was ist denn?«, erkundigte sich Roger besorgt.
    »Nichts.« Sie rang sich ein Lächeln ab. Den Schauer, der sie überlief, brauchte sie nicht vorzutäuschen. »Zieh bitte die Vorhänge zu, es ist kalt heute Nacht.« Sie trank den Wein aus, stellte den leeren Becher auf eine Truhe und schloss den Vorhang auf ihrer Bettseite.
    »Irgendetwas bedrückt dich«, bohrte er nach. »Ich möchte gern, dass du es mir sagst.«
    Ida nagte an ihrer Unterlippe. Sie wusste nicht, was sie antworten sollte. Sie durfte ihn nicht mit ihrer Sehnsucht nach ihrem Sohn belasten, obwohl er ahnen musste, wie sehr sie William vermisste. Außerdem hatte sie die Erfahrung gemacht, dass Leute, die sagten, sie wollten etwas wissen, dies nicht auch zwingend so meinten. Oft war es ihnen lieber, mit Gemeinplätzen abgespeist zu werden.
    »Du wirst mich für eine Närrin halten«, wich sie aus, sich auf einen Teil der Wahrheit beschränkend. »Aber ich fühle mich hin-und hergerissen. Ich möchte nicht an den Hof zurückkehren, jedenfalls nicht schon so bald nach unserer Hochzeit, aber ich möchte mich auch auf keinen Fall von dir trennen.« Um ihren Worten Nachdruck zu verleihen, strich sie ihm über die Brust und spürte seinen harten Brustkorb unter dem Leinenhemd. Henry war dort weicher und fleischiger gewesen, das Alter hatte seine Haut erschlaffen lassen.
    »Ja, wirklich ein Dilemma, mir geht es genauso, ich möchte dich auch unbedingt bei mir haben, verspüre jedoch wenig Lust, mich bei Hof begaffen zu lassen.«
    »Dann gehen wir einfach nicht dorthin zurück«, schlug sie mit mehr Hoffnung als Erwartung vor.
    Er schüttelte den Kopf.
    »Der König erwartet von mir, dass ich so bald wie möglich zurückkomme. Ich stehe in seinen Diensten und muss meine Pflicht tun. Er hat – aus welchen Gründen auch immer – seine Zustimmung zu unserer Hochzeit gegeben und mir drei meiner Landgüter zugesprochen, und dafür bin ich ihm dankbar.« Seine Lippen krümmten sich zu einem leisen Lächeln.
    »Den wahren Wert seines Geschenks ahnt er allerdings nicht.« Ohne den Blick von ihr abzuwenden, schloss er die Vorhänge auf seiner Seite. Jetzt bildete die Keramiklampe über ihren Köpfen die einzige Lichtquelle.
    Da sie einige Jahre lang Henrys Mätresse gewesen war, meinte Ida zu wissen, was sie

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