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Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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wie das Band einer Nabelschnur. Und während sie dies dachte, setzte ein Schmerz in ihrem Körper ein, der sie an die Krämpfe der Wehen erinnerte.
    Sie verstärkte ihren Griff, bis William in ihren Armen zu zappeln begann und protestierend quiekte. Ida gab ihn frei und sah zu, wie er zu seinen anderen Spielzeugtieren watschelte und sie in einer Reihe aufstellte. Sein Haar schimmerte wie dunkles Wasser, sein Profil wies weiche Rundungen auf, und der Anblick seiner seidigen Wimpern und des schön geschwungenen Mundes verstärkte den in ihr tobenden Schmerz noch, sodass sie sich zusammenkrümmte, ihren Oberkörper umklammerte und herzzerreißend zu schluchzen begann.
    »Nicht doch. Beruhige dich, Liebes!« Hodierna, die ihr Kräutertee geholt hatte, stellte die dampfende Schale eilig beiseite und schloss sie in eine mütterliche Umarmung.
    Mit einem Holztier in jeder Hand rannte William los, um sie einer der anderen Frauen zu zeigen.
    »Quäl dich doch nicht so. Du wirst ihn ja sehen, wenn du an den Hof kommst. Und du kannst ihn in seiner Kinderstube besuchen.«
    »Aber ich habe ihn nicht bei mir«, brachte Ida zwischen zwei krampfhaften Schluchzern hervor. »Andere Frauen werden ihn küssen, halten und trösten, wenn er sich wehgetan hat. Sie werden die kleinen Veränderungen miterleben, wenn er heranwächst, und seine Fortschritte bewundern. Mir bleibt all das verwehrt, und dabei bin ich diejenige, die das größte Anrecht darauf hat!«
    Hodierna strich sacht über Idas Rücken.
    »Er wird am Hof eines Königs erzogen und hat die Chance, ein großer Mann zu werden«, sagte sie. »Es wird ihm an nichts fehlen, das weißt du.«
    William tappte wieder zu Ida und ließ sich mit einem tiefen Seufzer auf ihren Schoß fallen. Ida schloss ihn erneut in die Arme.
    »Außer Liebe«, murmelte sie. »Und seine Mutter. Mutterliebe kann man nicht durch weltliche Güter ersetzen.«
    »Es wird gut für ihn gesorgt werden«, beharrte Hodierna fest. »Er wird bei seinem Vater aufwachsen, und es ist gut, dass der König die Verantwortung für ihn übernimmt. Willst du Henry seines Sohnes berauben, wo du doch mit dem Mann deiner Wahl andere haben kannst? Ich weiß, es ist schwer, und vielleicht klingen meine Worte ein wenig grausam, aber so musst du denken, weil es keine Alternative gibt.«
    »Ich hätte mich gegen eine Heirat entscheiden können«, flüsterte Ida.
    Hodierna schnaubte ungeduldig.
    »Sicher, und am Ende hätte der König dich irgendeinem Mann gegeben, der ganz und gar nicht nach deinem Geschmack gewesen wäre. Zum Glück ist der Kleine noch zu jung, um zu
begreifen, was geschieht. Dass er sich nicht an dich erinnern wird, ist dein Fluch, aber ein Segen für ihn, und je länger du den Abschied hinauszögerst, desto schlimmer wird es für alle Beteiligten. Du musst an die Zukunft und an deine neuen Pflichten denken.«
    »Das kann ich nicht.« Als William erneut loslief, schob Ida Hodierna fort und rollte sich wie ein Fötus zusammen.
    »Ich kann es nicht, ich kann es einfach nicht.«

    »Demoiselle, Ihr könnt nicht weitergehen. Der König ist beschäftigt und will Euch nicht empfangen.« John Marshal versperrte Ida den Weg zu Henrys Gemächern.
    »Aber ich muss ihn sehen.« Idas Stimme brach. »Es geht um meinen Sohn!«
    »Es ist nicht möglich, Demoiselle, aber ich werde ihm Eure Botschaft ausrichten.« Das Gesicht des Marschalls blieb ausdruckslos. Sie hatte diese höfliche Maske schon oft gesehen, wenn er Bittsteller abwimmelte, die keine Chance hatten, zum König vorgelassen zu werden.
    »Dann werde ich auf ihn warten.«
    »Ich denke, Ihr geht am besten zu Euren Zofen zurück.«
    Ida hob das Kinn. Sie war entschlossen, sich nicht von der Stelle zu rühren, fragte sich aber, ob John Marshal seinen Männern wohl befehlen würde, sie gewaltsam zu entfernen. Was sie tat, war noch nie vorgekommen, aber sie hatte die Grenzen von Schicklichkeit und Protokoll bereits weit überschritten und befand sich sozusagen in einem wilden, unbekannten Territorium, vor dem ein Kartenzeichner mit den Worten »Hier seyen Drachen« gewarnt hätte. Mit einem Mal wurde die Tür hinter dem Marschall geöffnet, und Henry kam wie üblich mit seinen schnellen Schritten heraus, gefolgt von den Baronen, mit denen er sich beraten hatte, und einigen Schreibern und Geistlichen.
Ida schlug einen Bogen um den Marschall, bevor er sie zurückhalten konnte, und warf sich vor Henrys Füßen auf die Knie.
    »Sire, ich flehe Euch an!«, stieß sie hervor.

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