Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)
auf, die für ihn abfielen, und arbeitete offensichtlich daran, sich auf diese Weise eine Zukunft aufzubauen.
»Sie reiten beim Turnier unter meinem Banner. Ihr könntet also auf dem Feld auf sie treffen, aber natürlich sind alle Kämpfe ja nur à plaisance .« Nachdem er Vavasour einen Schlag auf die Kruppe gegeben hatte, der den Hengst zusammenzucken
ließ, rauschte der junge Henry davon. William verbeugte sich noch einmal mit ausdrucksloser Miene vor Ida und Roger und folgte seinem Herrn.
»Er versucht mich zu provozieren, weil ich zum Gefolge seines Vaters gehöre und ihm das, was bei Fornham geschehen ist, noch im Magen liegt.« Rogers Stimme klang ruhig, obwohl er innerlich vor Wut schäumte.
»Warum hast du mir nicht erzählt, dass deine Brüder hier sind?«
»Weil es nicht wichtig ist. Sollen sie doch ihre Bittgesuche richten, an wen sie wollen.«
»Aber was, wenn sie diesen Gesuchen mit Schwertern und Lanzen Nachdruck verleihen?«
Roger zuckte gereizt die Achseln.
»Wie der junge König schon sagte, das Turnier dient nur dem Zweck, sein Geschick zu zeigen. Sein Vater ist hier, um mit seinen Nachbarn über Politik zu diskutieren. Vielleicht gibt es nächsten Monat oder nächstes Jahr einen Krieg, aber heute bestimmt nicht. Diese Kämpfe sind nur Schau, weiter nichts. Es wird nichts passieren.«
»Das sagst du.«
»Ich habe mich zu lange gegen Huon und Will zur Wehr gesetzt, um mich jetzt überrumpeln zu lassen.« Er seufzte ungeduldig. »Liebes, ich kann auf mich aufpassen und handele nicht unüberlegt … das Unvorsichtigste, was ich je getan habe, war, dich mit einem vollen Geldbeutel auf den Markt gehen zu lassen.«
»Versuch nicht, mich mit Scherzen zu beruhigen«, fauchte sie.
»Dann vertrau mir.« Er strich mit dem Daumen über ihre gerunzelte Stirn, dann beugte er sich vor und küsste sie. »Ich bin vorgewarnt, mir wird nichts geschehen.«
Nach weiteren beschwichtigenden Versicherungen sah Roger ihr nach, als sie auf sein Zelt zusteuerte. Er wusste, dass sie noch immer beunruhigt und keineswegs überzeugt war, aber darüber würde er später mit ihr sprechen. Er hatte nicht vor, auf die Teilnahme an dem Turnier zu verzichten, und er fühlte sich jedem Hindernis gewachsen, das ihm seine Halbbrüder in den Weg stellen könnten.
In der Sicherheit von Rogers Zelt ließ Ida ihren Gefühlen freien Lauf und brach in Tränen aus. Die Worte des jungen Königs glichen einer Schnittwunde, die ihr eine dünne Messerklinge beigebracht hatte, nicht tief oder tödlich, aber schmerzhaft. Man sagte dem jungen Henry nach, ein vollendeter Kavalier zu sein, aber er war oberflächlich, ohne jede Substanz. Roger war zweimal so viel Manns wie er. Dennoch erfüllte sie der Gedanke an einen Auftritt von Rogers Halbbrüdern auf dem Turnierfeld mit Entsetzen. Was, wenn Roger verwundet wurde – oder Schlimmeres? Übelkeit stieg in ihr auf.
Sie begriff, dass sie sich an einem Kreuzweg befand. Sie konnte entweder mit einem kalten Tuch auf der Stirn hier im Zelt liegen und sich vor der Welt verschließen, oder sie konnte hinausgehen und dem Turnier beiwohnen. Entschlossen wischte sie sich über die Augen, erhob sich und bat Bertrice, sie zu begleiten.
»Mistress, Ihr solltet hierbleiben«, widersprach Bertrice besorgt.
Ida schüttelte den Kopf.
»Nein. Mir geht es gut, und ich will zusehen, wie mein Mann kämpft.«
»Aber Ihr sollt Euch doch nicht aufregen, nicht jetzt, wo …«
»Ich rege mich mit Sicherheit auf, egal ob ich gehe oder bleibe«, unterbrach Ida. »Ich werde zusehen, und mein Mann soll wissen, wie stolz ich auf ihn bin.«
Ida versammelte sich mit dem Rest der Zuschauer am Rand des Feldes, als die Ritter sich aufreihten. Der Tag war warm für Ende März, aber es wehte ein kühler Wind, und sie war froh, dass sie ihren pelzgesäumten Umhang angelegt hatte. Der Haushofmeister hatte aus dem Zelt eine hölzerne Bank herbeischaffen lassen, damit die Frauen sitzen konnten, und sie war dankbar dafür.
Roger hatte Vavasour einem seiner jüngeren Ritter übergeben, der ihn auf-und abführte, und schickte sich an, sein erfahrenes Schlachtross Marteal zu besteigen, einen dunklen Kastanienbraunen, den Sohn seines Vorgängers Sorel. Der Hengst trug die rotgelbe Decke, die Ida und ihre Zofen in den Wochen vor ihrer Hochzeit angefertigt hatten. Roger hatte einen in Rot und Gelb gehaltenen Überwurf an und ein geflochtenes Band in denselben Farben an seinen Helm gebunden. Ida meinte, ihr Herz würde vor Stolz
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