Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)
sich bezüglich deiner Person nicht ganz sicher, aber zu mir war sie sehr freundlich.« Sie stand auf, um Wein zu holen.
Unter schweren Lidern hervor beobachtete Roger, wie ihr schimmerndes Haar hin-und herschwang. Es endete genau über ihren Gesäßbacken, jede eine perfekte Hand voll …
Ida schenkte zwei Becher ein.
»Ich dachte, die Königin würde mich ablehnen, weil… wegen dem, was zwischen mir und dem König war, aber sie hat es mich nicht spüren lassen.«
Roger grunzte.
»Sie wäre ja auch eine Närrin, wenn sie das täte. Sie kann dich nicht für etwas büßen lassen, was nicht dein Fehler war. Und so, wie ich Eleanor kenne, liegt ihr nichts ferner als das, auch wenn ihr Urteilsvermögen manchmal zu wünschen übrig lässt.« Er nahm den Becher entgegen, den sie ihm reichte. »Aber es ist gut, wenn du ihre Zuneigung erringen kannst, und interessant, dass sie dir von Gundredas Anliegen erzählt hat, obwohl sie gar keinen Anlass dazu hatte.«
Ida saß auf dem Bett und strich sich das Haar hinter die Ohren.
»Ich glaube, sie hat Gefallen an mir gefunden und wollte nicht, dass ich mich irgendwie benachteiligt fühle.« Sie blickte in ihren Becher. »Ich glaube auch, dass sie mich auf die Probe gestellt hat.«
Roger hob eine Braue.
»Inwiefern?«
»Sie wollte sehen, ob ich klug genug bin, um zu verstehen, was sie mir sagen wollte, oder ob sie es nur mit einer dummen Henne mit Federn statt einem Gehirn zu tun hat. Ich denke, derartige Dinge machen ihr Spaß. Aber kommen wir zur Sache. Wenn Gundreda sich an Eleanor gewandt hat, dann liegt der Schluss doch nah, dass sie bislang noch nicht anderswo vorstellig geworden ist.«
Rogers Augen wurden schmal.
»Wo denn zum Beispiel?«
»Dein Vater hat den jungen König unterstützt, und dein Halbbruder hat für ihn gekämpft. Wenn Henry den Fall nach London gegeben und dir in der Zwischenzeit drei Landsitze zuerkannt hat, halten es Gundreda und ihre Söhne vielleicht für ratsam, ihre Bittgesuche an eine andere Stelle zu richten als an den König.«
Roger schnaubte ob der Vorstellung, Henrys schwächlicher Erbe könne für irgendjemanden nützlich sein, besann sich dann aber. Starb Henry, würde just dieser schwächliche Erbe der neue König sein.
»Hat sie angedeutet, dass es für mich von Vorteil wäre, dem jungen König meine Dienste anzutragen, oder will sie mich durch dich warnen, dass das Spiel noch in vollem Gang ist und ich mich zurückhalten soll?«
Ida zuckte die Achseln.
»Sie hat sich äußerst vage ausgedrückt. Ich denke, sie hat die Würfel in die Luft geworfen und überlässt dir die Entscheidung darüber, was du mit ihnen anfängst, wenn sie landen.«
Roger gab vor, scharf nachzudenken.
»Darauf gibt es nur eine Antwort.«
»Die da lautet?«
»Trau dem Glück nur, wenn die Würfel dir gehören… und zu deinen Gunsten fallen.« Er lächelte ihr zu. »Und danke Gott für eine kluge Frau.«
19
Senlis, Normandie,
Ende März 1182
Roger schob den Fuß in den Steigbügel und schwang sich auf seinen neuen jungen Hengst. Das Pferd tänzelte und schlug mit dem Schweif. Roger zog die Zügel an.
»Ganz ruhig, mein Junge.« Er tätschelte den schweißnassen Hals des Tieres.
König Henry hielt sich in Senlis auf, um mit dem König von Frankreich, dem Grafen von Flandern, dem päpstlichen Legaten und seinem ältesten Sohn, dem jungen König, politische Angelegenheiten zu besprechen. Die Ritter nutzten, wenn ihre Herren sie nicht benötigten, die Gelegenheit, gegenseitig ihre Ausrüstung zu bewundern, Turnierbekanntschaften aufzufrischen, Neuigkeiten auszutauschen und ihre Kräfte zu messen.
Roger hatte von dem Gestüt in Montfiquet einige Pferde nach Senlis mitgebracht, die er gewinnbringend verkaufen wollte. Für gewöhnlich kümmerte sich sein Verwalter um diese Dinge, aber Roger betrachtete die Arbeit mit den Pferden sowohl als Möglichkeit, sein Geschick unter Beweis zu stellen, als auch als Vergnügen, das er sich gönnte, wann immer es möglich war.
»Ich nehme nicht an, dass Ihr ihn verkaufen wollt?«, fragte William Marshal sehnsüchtig, während er zusah, wie Roger den jungen Hengst zum Stehen brachte und abstieg.
Einige der Ritter hatten ihre Pferde mit prächtigen Schabracken geschmückt, aber Rogers Hengst trug lediglich ein Brustband aus poliertem Leder, an dem Anhänger mit dem Bigod-Kreuz hingen. Das Fell des Tieres schimmerte wie schwarze
Seide, und warum sollte man das verdecken? Der Hengst sollte die bewundernden Blicke
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