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Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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die Vorderseite geführt wurde.

    Roger genoss die Aufwärmkämpfe. Obwohl er dafür gesorgt hatte, dass er in Übung blieb, war es schon einige Zeit her, seit er zum letzten Mal an einem Turnier teilgenommen hatte.
Die Pferde waren nach dem langen Winterquartier noch ein bisschen steif, aber genauso auf Bewegung erpicht wie ihre Reiter. Marteal bockte anfangs ein wenig und vollführte kleine Sprünge. Roger ließ ihn eine Weile gewähren, ehe er die Zügel anzog und ihn zur Ruhe brachte. Es war wundervoll, eine Lanze zu heben und ein kräftiges Pferd unter sich zu spüren.
    Der Wettkampf nahm seinen Fortgang, und er stellte sich der Herausforderung eines französischen Ritters. Marteal war schneller als das Schlachtross seines Gegners, und Roger hatte gut gezielt, aber der Ritter saß fest im Sattel. Roger vermochte ihn mit seiner Lanze nicht vom Pferd zu stoßen. Also ergriff er die Zügel des gegnerischen Tieres und zog es zu den Reihen der Engländer zurück. Der Franzose setzte die Fersen ein und wollte seinen Hengst wenden, aber Roger lockerte seinen Griff nicht. Dann versuchte der Ritter, das Zaumzeug seines Pferdes zu lösen, doch Roger erahnte seine Absicht, lenkte Marteal um das Tier herum und brachte ihn dazu, sich gegen die Flanke des Hengstes zu pressen. Die Schlachtrösser schnappten nacheinander und keilten aus, während die Männer Hiebe aufeinander niederprasseln ließen. Einen Moment lang sah es so aus, als würde der Franzose dank seiner größeren Körperkraft gewinnen, aber Roger vertraute auf sein Geschick und die Erfahrung und Klugheit seines Pferdes. Der Ritter grunzte vor Schmerz und wich zurück, als einer von Rogers Hieben eine Stelle hinter seinem Schild traf. Wieder ergriff Roger die Zügel des gegnerischen Pferdes und jagte auf die englischen Linien zu. Der Ritter unternahm einen letzten verzweifelten Fluchtversuch, musste aber feststellen, dass Roger über die größere Ausdauer verfügte, und sah sich schließlich gezwungen, seine Niederlage einzugestehen. Er teilte Roger mit näselnder Selbstgefälligkeit mit, die in England ansässigen Ritter verstünden sich auf Raufereien, auch wenn sie es mit dem Sinn für Eigentum nicht so
genau nähmen. Roger stimmte zu und erkannte die Niederlage des Gegners an, dann stürzte er sich innerlich grinsend, weil er die erste außerordentlich wichtige Aufgabe erfüllt hatte, wieder in den Kampf.
    Er erbeutete noch zwei Pferde, für die er Lösegeld fordern konnte, bewahrte Anketil davor, von einem Gegner gefangen genommen zu werden, und beschloss schließlich, sich zu einem der ausgewiesenen Ruheplätze zurückzuziehen, wo er sich und sein Pferd erfrischen wollte. Es war nicht ratsam, bei einem Turnier bis zur völligen Erschöpfung zu kämpfen, weil es auf dem Feld immer Aaskrähen gab, die nach leichter Beute Ausschau hielten.
    Anketil, der sich die schmerzende Schulter rieb, ließ plötzlich die Hand sinken und stieß einen Warnruf aus. Instinktiv hob Roger Schild und Schwert. Seine eigenen Farben flammten vor ihm auf, als Huon auf einem schwitzenden kastanienbraunen Pferd von links herandonnerte. Seine Lanze war auf Roger gerichtet, in einem Winkel, mit dem sie Roger unweigerlich hart in die Rippen treffen und ihn aus dem Sattel schleudern musste. Roger blieb nur die Zeit, seinen Körper mit seinem Schild zu schützen. Der Stoß war nicht mehr abzuwehren, Roger wurde zu Boden gestoßen. Ein scharfer Schmerz schoss durch sein Zwerchfell, das sich in eine luftleere Höhle verwandelt hatte. Trotz der Qualen, die ihm das Atmen bereitete, erkannte Roger, dass er zu Tode getrampelt werden würde, wenn er auf dem Feld liegen blieb. Sein Tod würde als tragischer Unfall deklariert werden, mit dem man bei Turnieren immer rechnen musste. Er rollte sich zur Seite und kam mühsam auf die Füße. Huon hatte sein Schlachtross gewendet und jagte mit gezückter Lanze auf ihn zu, um zu vollenden, was er begonnen hatte. Obwohl die Lanzenspitze stumpf war, wusste Roger um den Schaden, den sie anrichten konnte. Ein Stoß, der die richtige Stelle traf, hatte dieselbe Wirkung wie eine Klinge.
    Sein jüngerer Halbbruder hatte sich Marteals Zügel bemächtigt und führte ihn als Kriegsbeute davon. Anketil trieb sein erschöpftes Pferd an und wollte sich auf Huon stürzen, aber seine verletzte Schulter behinderte ihn, und Rogers andere Ritter waren zu weit entfernt, um ihm zu Hilfe zu kommen. Es gelang ihm gerade noch rechtzeitig, seinen Schild hochzureißen, aber der

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