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Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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wuchtige Stoß schickte ihn erneut zu Boden. Huon beschrieb einen engen Kreis um ihn. Roger rappelte sich erneut auf. Vor seinen Augen flimmerte es, und bei jedem Atemzug stachen tausend Nadeln in seine Lungen. Trotzdem bot er seine letzte Kraft auf, fasste seinen Schild an dem langen Riemen und schmetterte ihn gegen den Kopf des Kastanienbraunen. Der Hengst scheute und bäumte sich auf. Huon wurde abgeworfen und landete hart auf der Kante seines eigenen Schildes. Er schrie erstickt auf und presste eine Hand gegen seine Seite. Roger taumelte zu ihm hinüber und versetzte ihm einen kräftigen Tritt.
    »Steh auf!«, krächzte er. »Steh auf, du wertloses Stück Dreck!«
    Die Antwort bestand aus einem dumpfen Stöhnen, das unter Huons Helm hervordrang. Roger sank auf die Knie, zog seinen Dolch, durchtrennte den Riemen, mit dem der Helm an Huons Kettenhemd befestigt war, und nahm ihn ihm ab. Huons Gesicht loderte vor Anstrengung hochrot. Blut strömte aus seinem Mund und rann über sein Kinn. Trotz seiner Wut durchfuhr Roger bei seinem Anblick ein eisiger Schreck.
    William Marshal kam in einem schnellen Trab auf ihn zu. Er führte Marteal am Zügel. Nachdem er seinen Helm abgenommen hatte, stieg er ab und beugte sich über den am Boden liegenden Huon, um ihn zu untersuchen.
    »Nicht weiter schlimm, er hat sich nur in die Lippe gebissen«, teilte er Roger mit. »Er dürfte ein oder zwei Tage kein
Brot essen können. Ein paar Rippen sind wohl auch gebrochen … seid Ihr verletzt, Mylord?«
    Roger holte mühsam Atem. Seine Brust vermochte nicht die Luft zu fassen, die er zu brauchen meinte. Widersprüchliche Emotionen tobten in ihm: Wut, Schock, und nur mit Mühe konnte er die in ihm lodernde wilde Kampfeslust unterdrücken. Einerseits war er erleichtert, dass sein Halbbruder keine tödlichen Verletzungen erlitten hatte, andererseits wünschte er ihn in die tiefsten Tiefen der Hölle. Er schüttelte den Kopf.
    »Nur ein paar Prellungen«, stieß er hervor, schob seinen Dolch in die Scheide zurück und nahm seinen eigenen Helm ab. Dann sah er den halb bewusstlosen Huon an und widerstand dem Drang, ihm einen weiteren Tritt zu versetzen.
    »Ich begleite Euch zu Eurem Ruheplatz«, erbot sich William. »Sonst könntet Ihr Gefahr laufen, von einem anderen ehrlosen Gegner angegriffen zu werden, der sich Eure momentane Schwäche zunutze machen will.« Er achtete sorgsam darauf, dass seine Stimme und Miene ausdruckslos blieben. »Es ist die Sache meines Herrn, zu entscheiden, wen er in sein Gefolge aufnimmt, aber vom heutigen Tag an werde ich für Eure Brüder keinen Finger mehr krumm machen.«
    Roger nickte steif.
    »Danke, Messire Marshal. Das würde ich begrüßen.«
    William deutete über seine Schulter hinweg auf Marteal, den sein Ritter Harry Norreis am Zügel hielt. Ein Funke trockenen Humors blitzte in seinen Augen auf.
    »Mir ist da ein junger Bursche über den Weg gelaufen, der kein Anrecht auf dieses Pferd hat, also habe ich die Sache rasch richtiggestellt. Bitte nehmt das Tier mit meinen besten Wünschen zurück.«
    Roger dankte ihm noch einmal und nahm Marteals Zügel. Ein anderer von William Marshals Rittern hielt die Pferde, die
Huon und Will gehörten. Letzterer hinkte, seines Reittiers und seiner sonstigen Besitztümer beraubt, wie ein reuiger Sünder zum Rand des Turnierfeldes. Er wagte einen Blick in Rogers Richtung, kam aber nicht näher.
    »Ich habe schon lange auf so etwas gewartet. Er ist und bleibt eben ein Lump«, knurrte Roger, als William ihn zu dem Ruheplatz führte. Keiner der beiden Männer drehte sich zu Huon um, der sich aufgesetzt hatte und mit schmerzverzerrtem Gesicht seine Rippen betastete. »Es war meine eigene Schuld, dass ich mich habe überrumpeln lassen. Ich wusste, dass die zwei hier sind und zumindest Huon auf einen Kampf aus war.«
    »Ein Mann kann Wachposten aufstellen und noch so viele Freunde haben, die ihm den Rücken decken, und trotzdem reicht das nicht immer aus«, meinte William. »Es tut mir leid, dass ich Euch nicht schon früher zu Hilfe kommen konnte.«
    Roger winkte ab.
    »Ich bin Euch dennoch sehr dankbar, auch für die Rückgabe meines Pferdes.«
    William neigte den Kopf.
    »Es war mir ein Vergnügen.«
    Roger musste lächeln. Der Marschall war zu höflich, um auf das Offensichtliche hinzuweisen – dass die Rückgabe des besten Pferdes auf dem Feld ein Zeichen ritterlicher Größe und diplomatischen Geschicks war, zumal er, Roger, ja noch die beiden Beutepferde samt

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