Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)
worüber sie unbedingt nachdenken musste, dass ihr der Kopf schwirrte, aber sie fühlte sich zugleich eigenartig angeregt.
Als Eleanor sich erhob, um sich zu verabschieden, schenkte sie Ida ein exquisit gearbeitetes elfenbeinernes Nadelkästchen und einen goldenen Fingerhut.
»Ihr seid von meinem Mann zweifellos mit solchem Tand überhäuft worden, aber nehmt dies trotzdem mit meinen besten Wünschen für Eure Ehe. Und wenn Ihr bei Eurer Näharbeit sitzt, denkt an das, was ich Euch gesagt habe.«
»Das werde ich, Madam.« Ida knickste vor Eleanor, wohl wissend, dass sich ihre Beziehung innerhalb eines einzigen Nachmittags grundlegend geändert und Eleanor diese Veränderung herbeigeführt hatte, während Ida in mancher Hinsicht um einiges klüger geworden war.
Es traf sie hart, als William von seiner Kinderfrau fortgebracht wurde, weil der Hof gleich zu Abend speisen würde, aber nach einer letzten Umarmung presste sie die Lippen zusammen, wahrte die Fassung und sah ihm nach, obwohl ihr Herz erneut zu brechen drohte. Um seinetwillen musste sie ihn gehen lassen.
Roger hatte in einem nicht weit von der Burg entfernten Gebäudekomplex, der den Mönchen des Klosters Troarn gehörte, eine Unterkunft gemietet. Von dort aus war es nur ein kurzer Weg zur Burg, und diese Regelung verschaffte ihm und Ida die Privatsphäre, nach der sie sich beide sehnten.
Henry hatte Roger wieder in seine gewohnten Dienste eingespannt. Er hatte eine Reihe von Dokumenten geprüft und zahlreiche Rechtsfragen geklärt. Viel Zeit, um mit Ida unter vier Augen zu sprechen, war ihm nicht geblieben, denn sie mussten beim Essen in der Halle auch anderen ihre Aufmerksamkeit widmen, und dies war seit dem Morgen das erste Mal, dass sie miteinander allein waren.
Roger setzte sich auf das Bett und wartete darauf, dass Ida ihre Frauen in deren Schlafgemach hinter dem trennenden Vorhang schickte. Er wusste, dass sie den Nachmittag mit der Königin verbracht hatte, aber sie hatte kein Wort darüber verloren. Er fand, dass sie ungewöhnlich ruhig und in sich gekehrt war.
Ihr offenes Haar schimmerte wie poliertes Eichenholz. Während er zusah, wie sie auf ihn zukam, und ihren sich unter dem feinen Leinenhemd abzeichnenden Körper bewunderte, durchströmte ihn eine Welle von Liebe und Verlangen. Im Laufe der letzten drei Wochen war dies ein vertrautes, beglückendes Gefühl geworden. Er wollte sie ins Bett ziehen und lieben, bis sie beide nach Atem rangen. Heute konnte er sich kaum noch vorstellen, wie er ohne diese Freude in seinem Leben hatte existieren können. Aber seit er wieder am Hof war, mischte sich Eifersucht in seine Begierde. Henrys unmittelbare Nähe bewirkte, dass er Ida am liebsten unter Verschluss gehalten und bei jeder Gelegenheit darauf gepocht hätte, dass sie ihm und nur ihm allein gehörte.
Sie trat bereitwillig zu ihm, als er die Hand nach ihr ausstreckte, und reagierte ebenso gierig wie er auf den Kontakt
ihrer Körper. Innerhalb weniger Minuten klammerte sie sich an ihn und stöhnte auf dem Gipfel der Lust seinen Namen. Roger küsste ihren weichen, weißen Hals. Ihr Puls hämmerte unter seinen Lippen, und er spürte, dass die Intensität der Erfüllung nicht nur auf sexueller Anziehungskraft beruhte, sondern auch auf der Anspannung, die sich im Lauf dieses Tages in ihnen angestaut hatte.
Roger rollte sich auf den Rücken und zog sie mit sich, sodass sie auf ihm zu liegen kam, ihr dunkles Haar sich über seine Brust ergoss und ihr Körper sich auf intime Weise an den seinen schmiegte.
»Ida«, sagte er mit einem zärtlichen Lächeln, ihren Namen im Nachspiel benutzend wie sie den seinen während des Höhepunkts.
»Es gibt etwas, worüber ich unbedingt mit dir sprechen muss«, begann sie. Mit einem Mal wirkte sie sehr ernst.
Da Henrys Geist immer noch in seinem Kopf herumspukte, war er plötzlich auf der Hut.
»Was denn?«
»Du solltest wissen, dass sich Gundreda wegen eures Erbschaftsstreits an die Königin gewandt hat. Eleanor hat es mir vorhin erzählt.«
Erleichtert, dass es nicht um Henry oder das Kind ging, das sie ja heute gesehen haben musste, zuckte er die Achseln.
»Da wird sie nicht viel erreichen. Was kann Eleanor denn schon tun? Die Erbschaftsfrage wird vom König entschieden, und die Königin steht unter Hausarrest.«
»Ich glaube auch nicht, dass ihr diese Angelegenheit viel Kopfzerbrechen bereitet«, gab Ida zurück. »Ich hatte den Eindruck, sie versteht, in welcher Lage sich Gundreda befindet, und ist
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