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Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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sie dreimal ihre Blutungen gehabt.
    »Bist du sicher?«
    Sie nickte.
    »Ich habe schon seit ein paar Tagen einen Verdacht, aber nach dem, was eben passiert ist, besteht kein Zweifel mehr.«
    Sie wirkte so schmal und zerbrechlich, wie sie da saß, die warmen braunen Augen leicht verschleiert. Er wusste nicht, ob er grinsen und Luftsprünge vollführen oder sie in die Arme schließen und wie feines, empfindliches Glas behandeln sollte. Mit einem Mal war er wieder atemlos. Die Luft war einem wilden Gefühlsaufruhr in seinen Lungen gewichen. Konnte man an Freude und Jubel ersticken?
    »Wann?«, fragte er eifrig. »Weißt du schon, wann es kommt?« Er sank vor ihr auf die Knie, nahm ihre Hände und führte sie an die Lippen.
    Sie lachte zittrig auf.
    »Ich bin nicht ganz sicher, ich müsste eine Hebamme hinzuziehen, aber es kommt bestimmt noch vor Ende des Jahres. Ich habe gehofft und gebetet, und Gott hat meine Gebete erhört.«
    Roger beugte sich vor und schlang die Arme um sie. Ihre Taille war noch schmal und ihr Bauch flach, dennoch wuchs
darin neues Leben, ein Lebensfunke, den er entzündet hatte. Heute Nachmittag würde er Henry in der Ratsversammlung mit einem zufriedenen Lächeln im Gesicht gegenübertreten.

20
    Framlingham,
Oktober 1182

    Die Hände auf ihren gerundeten Bauch gepresst beaufsichtigte Ida ihre Zofen, die die neuen Bettvorhänge aufhängten. Die schwere rote Wolle war mit Leinen gesäumt, was es erleichterte, sie zu drapieren, und für zusätzliche Wärme sorgte. Der Rand der dazu passenden Tagesdecke war mit dem roten Bigod-Kreuz auf goldenem Hintergrund bestickt, der Baldachin mit demselben Wappen verziert. Die Wände waren im Sommer frisch getüncht worden, rotgoldene Vorhänge schmückten die Fenster. In kalten Winternächten konnten sie vor die Fensterläden gezogen werden, um den Raum gemütlicher zu machen.
    »Sehr schön«, lobte sie, als die Zofe den letzten Ring befestigte und den Vorhang an den Baldachin hakte.
    »Eines Königs würdig, Mylady.« Die Frau strahlte.
    Ida zuckte zusammen.
    »Es reicht, wenn es Lord Bigods würdig ist«, erwiderte sie eine Spur schärfer als beabsichtigt.
    »Schon, aber sollte der König zu Besuch kommen, müssen wir uns wenigstens nicht schämen.« Die Frau, die Ida erst vor kurzem in ihre Dienste genommen hatte, wusste offenbar nichts von ihrer früheren Beziehung zu dem König, obwohl der Klatsch bald auch bis zu ihr vordringen würde.
    Godas und Bertrice’ Blick ausweichend wandte sich Ida vom Bett ab. Roeses kleiner Sohn Robert galoppierte mit seinem Steckenpferd in der Kammer herum und rief seinem nur in seiner Fantasie existierenden Freund etwas zu. Das Baby in Idas Leib versetzte ihr einen kräftigen Tritt, ein Gefühl, das sie als tröstlich empfand. Sie legte eine Hand auf die betreffende Stelle und wurde mit dem Druck eines winzigen Füßchens gegen die Handfläche belohnt.
    Sie blieb vor einer Wiege aus massivem Kirschbaumholz neben dem Bett stehen, die sie beim Aufräumen in den unterirdischen Gewölben entdeckt hatte. Roger hatte bei ihrem Anblick halb belustigt, halb wehmütig gelächelt und ihr erzählt, dass es seine und davor die seines Vaters und Großvaters gewesen war. Sie hatte nicht gefragt, ob auch seine Halbbrüder darin geschaukelt worden waren, weil sie das für ziemlich unwahrscheinlich hielt. Vorsichtig tippte sie die Wiege mit dem Fuß an. Ein nachdenklicher Ausdruck trat auf ihr Gesicht.
    »Madam, der Lord ist eingetroffen«, verkündete die Frau des Haushofmeisters von der Tür her.
    Augenblicklich hob sich Idas Stimmung. Roger war einige Tage in Ipswich gewesen und hatte dann an zahlreichen Gerichtssitzungen teilgenommen. Sie eilte zu einem der Fenster, öffnete die Läden und blickte in den feuchten späten Oktobermorgen hinaus. Roger war abgestiegen, stand im Hof und erteilte einigen Gefolgsleuten Anweisungen, die mit den Packponys beschäftigt waren. Er blickte zum Fenster empor, sah Ida und lächelte zu ihr hinauf. Sie winkte, drehte sich um und lief, nachdem sie ihren Zofen ein paar knappe Befehle zugerufen hatte, nach unten, um ihn zu begrüßen.
    Roger nahm sie in die Arme und schwang sie herum. Dann küsste er sie mit von der Reise kalten Lippen und musterte ihren Bauch.
    »Geht es dir gut?«
    »Seit du wieder da bist, noch besser«, erwiderte sie mit einem atemlosen kleinen Lachen. »Hast du Hunger?« Trotz ihres Leibesumfangs fühlte sie sich leicht wie eine Feder.
    »Ich bin halb verhungert.« Er trat zum Feuer,

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