Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)
Ausrüstung besaß, für die er von ihren Besitzern ein Lösegeld verlangen oder die er verkaufen konnte.
William ließ Roger allein, nahm sich eine neue Lanze, salutierte zum Abschied und jagte zum Turnierfeld zurück.
Roger stieg erneut aus dem Sattel. Seine Beine begannen plötzlich zu zittern, und er musste sich gegen Marteals kräftigen Hals lehnen.
Anketil sprang stöhnend von seinem Pferd.
»Wenn das Sport sein soll, dann hätte ich lieber jeden Tag eine Schlacht.«
Roger musterte seinen Ritter aus den Augenwinkeln und spürte, wie sich seine Brust zusammenzog. Anketils Bemerkung war nicht scherzhaft gemeint gewesen, trotzdem musste er lachen.
»O ja«, prustete er. »Nichts brauchen wir dringender als eine ordentliche Schlacht!« Er verschluckte sich, und Anketil klopfte ihm auf den Rücken, woraufhin er beinahe wieder zu Boden gesunken wäre.
»Sir, ich sehe Lady Ida und ihre Zofen auf uns zukommen«, warnte Oliver Vaux.
Roger beugte sich, die Hände auf die Knie gestützt, vor und rang um Fassung. Als Ida ihn erreichte, stand er aufrecht da und wischte sich mit dem Zeigefinger über die Augen.
»Dem Himmel sei Dank, du bist unverletzt!« Sie packte seinen Arm, als wolle sie sich durch die Berührung Gewissheit verschaffen. Ihr Gesicht war totenblass, ihre Augen dunkel vor Angst. »Was ist denn mit dir?«
Er schüttelte den Kopf.
»Nichts. Anketil hat nur etwas Lustiges gesagt.« Er unterdrückte den Drang, erneut in Gelächter auszubrechen, und fragte sich, wie viel sie gesehen haben mochte. Er blickte über seine Schulter und schätzte Entfernung und Sicht von ihrer Sitzbank aus ab.
»Deine Halbbrüder …« Ihre Stimme zitterte.
»… haben eine Lektion erteilt bekommen, die sie so schnell nicht vergessen werden. Komm, hilf mir, Waffen und Kettenhemd abzulegen.« Er deutete in Richtung des Zeltes. Er brauchte dringend etwas Ruhe, fern neugieriger Blicke. Henry erwartete, dass er später an der Ratsversammlung teilnahm, wo er einen klaren Kopf brauchen würde. Außerdem wollte er vermeiden,
dass Ida vor aller Augen einen hysterischen Anfall erlitt, was er im Moment für durchaus möglich hielt.
Im Zelt wartete Ida, bis seine Knappen ihm seine Waffen abgenommen hatten, dann schickte sie sie fort und schenkte Roger selbst Wein ein. Als er vorsichtig Tunika und Hemd abstreifte, um frische Kleidung anzuziehen und einigermaßen präsentabel zu wirken, betrachtete sie voller Entsetzen die lilaroten Flecken, die seine Arme und seinen Oberkörper übersäten.
»Ein paar harmlose Prellungen«, tat er die Verletzungen achselzuckend ab. »Sie werden ein paar Tage lang schmerzen, aber keine bleibenden Schäden hinterlassen. Marshal hat mir erzählt, sein Kopf wäre einmal in seinem Helm stecken geblieben, und er konnte das Ding nur loswerden, indem er sich auf den Amboss eines Schmiedes gelegt hat.« Er warf ihr einen fragenden Blick zu. »Was genau hast du denn gesehen?«
Ida erschauerte.
»Zum Glück versperrten mir zu viele Zuschauer die Sicht, aber ich sah, wie William Marshal dich zum Ruheplatz eskortierte.« Sie fixierte ihn mit anklagend funkelnden Augen. »Wenn du mich das fragst, heißt das, dass du mir etwas verschweigst.«
Er täuschte unbekümmerte Lässigkeit vor.
»Nicht wirklich. Ich habe mich mit Huon geschlagen, das stimmt, aber er hat entschieden mehr abbekommen als ich, obwohl er mich zuerst angegriffen hat. Marshal hat sich Will vorgenommen und mein Pferd gerettet.« Vorsichtig, vor Schmerz leicht zusammenzuckend, legte er den Arm um sie. »Mir fehlt nichts, ich schwöre es dir. Meinen Brüdern ist es wesentlich schlimmer ergangen. Huon dürfte sich ein paar Rippen gebrochen haben.«
Idas Beine gaben plötzlich unter ihr nach. Roger fing sie mühsam auf und ließ sie auf seinen Klappstuhl sinken. Er hatte
gewusst, wie empfindsam sie war, sie aber nie für zimperlich gehalten. Dann tauchte er einen Lappen in Rosenwasser, tupfte ihre Stirn ab und fragte sich, ob er ihre Zofen rufen sollte, aber er wollte nicht, dass sie wie eine Schar aufgeregter Spatzen um sie herumflatterten und alles noch schlimmer machten. »Ida?«
»Ich habe Neuigkeiten für dich«, sagte sie, als sie sich wieder erholt hatte. »Eigentlich wollte ich es noch für mich behalten, aber jetzt… ich erwarte ein Kind.«
Roger hörte und verstand die Worte ganz genau, aber es dauerte einen Moment, bis sie in sein Bewusstsein einsickerten. Sie waren seit fast drei Monaten verheiratet, und soweit er wusste, hatte
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