Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)
um sich die Hände zu wärmen.
Seine Männer kamen hinter ihm in die Halle, und Ida sorgte dafür, dass für alle Brot, Käse und Wein gebracht wurde.
»In welchem Zustand sind denn die Straßen?«
Roger verzog das Gesicht.
»Nach dem Herbstregen furchtbar schlammig. Zum Glück hatten wir Packponys statt Karren dabei.« Er streichelte einen Hund, der schwanzwedelnd auf ihn zukam, und bedeutete zwei Dienern, die mit Bündeln und Paketen beladen waren, die Sachen in ihr Privatgemach zu schaffen.
»Nur ein paar Kleinigkeiten«, winkte er lässig ab, als Ida den Männern einen neugierigen Blick zuwarf. »Ich habe das Garn bekommen, das du haben wolltest, und die zwei Ballen flämisches Tuch… oh, und Rosenwasser und Kreuzkümmel habe ich auch aufgetrieben.«
Das Essen wurde aufgetragen, und die Diener rückten einen Tisch an das Feuer. Ida fiel auf, dass sich Roger einen neuen Hut gekauft hatte. Sie bewunderte die breite Krempe, die schimmernden Grüntöne und die schmucken Fasanenfedern, die ihn zierten.
»Wenn du den trägst, kann dir niemand mehr ansehen, was dir gerade durch den Kopf geht«, neckte sie ihren Mann.
Er musterte sie belustigt.
»Was meinst du, weshalb ich ihn gekauft habe? Allein deshalb ist er seinen Preis wert.«
»So? Es hängt nicht zufällig mit deiner Vorliebe für Hüte zusammen?«
Roger griff nach einem Brotlaib und brach ein Stück ab.
»Nicht im Geringsten. Ein Hut ist ein unerlässliches und äußerst praktisches Kleidungsstück, habe ich nicht Recht, Oliver?«
»O ja, Mylord«, stimmte der Ritter mit ernster Miene zu.
Während er aß, erzählte Roger Ida von den Gerichtsverhandlungen, bei denen er den Vorsitz geführt hatte, den Überschreitungen des Waldrechts in Weston und einem Rechtsstreit in Tasburgh, den er geschlichtet hatte, indem er entschied, die Pächter sollten der Krone im Ausgleich für ihr Land die Dienste eines Lanzenreiters zur Verfügung stellen. Ida hörte zu und versuchte sich so viel wie möglich zu merken, denn diese Dinge betrafen die Verwaltung ihrer Ländereien, und es konnte nie schaden, stets auf dem Laufenden zu sein, auch wenn sich während seiner Abwesenheit sein Stellvertreter um alles kümmerte.
Nachdem sein ärgster Hunger gestillt war, klopfte Roger Krümel von seiner Tunika und gab dem sich die Lefzen leckenden Hund eine Brotkruste.
»Ich habe in Ipswich etwas gehört, das mich traurig gestimmt hat.« Seine Miene wurde ernst. »Ich habe erst überlegt, ob ich es dir überhaupt sagen soll, aber der Skandal wird bald im ganzen Land bekannt sein, und es ist besser, du hörst es von mir als durch wilde Klatschgeschichten. William Marshal ist unter Androhung der Todesstrafe vom Hof verbannt worden – er wird der Unzucht mit der Frau des jungen Königs beschuldigt.«
Ida starrte ihn entsetzt an.
»Das glaube ich nicht! So etwas würde er nie tun! Er ist wie du ein Ehrenmann. Wer behauptet denn so etwas?«
Ein sarkastisches Lächeln spielte um Rogers Lippen.
»Er hat unter den Anhängern des jungen Königs genug Feinde, Männer, die ihm seinen Rang und Einfluss neiden, weil
sie meinen, beides gebühre ihnen. Er ist beliebter und erfolgreicher geworden, als es gut für ihn ist.«
»Aber so eine Geschichte zu erfinden!« Ida sah William Marshal vor sich. Er hatte sie stets mit Höflichkeit behandelt, sogar in ihrer Zeit als königliche Konkubine, und sie wusste, dass zwischen ihm und Roger Respekt und Kameradschaft herrschten.
Roger faltete die Hände zwischen den Knien.
»Marshal und die junge Königin sind enge Freunde. Da ist es nicht schwer, Gerüchte in die Welt zu setzen. Der junge König ist ohnehin schon eifersüchtig auf Marshals Ruhm und die Verehrung gewesen, die viele Männer ihm entgegenbringen. Und Henry macht ihn für die Verschwendungssucht seines Sohnes verantwortlich, daher wird es ihn freuen, dass er in Ungnade gefallen ist.«
»Ja, ich habe ihn oft über die Unsummen klagen hören, die sein Sohn für sein Gefolge ausgibt. Er schien zu denken, William Marshal würde ihn dazu verleiten.«
Roger hob die Hände.
»Es lässt sich nicht leugnen, dass Marshal die guten Dinge des Lebens zu schätzen weiß, aber er ist kein Verschwender, und der junge König braucht niemanden, der ihn zum Geldausgeben ermuntert.«
»Was wird denn jetzt aus ihm?«
Roger seufzte.
»Er hat sein Amt als Marschall des jungen Königs aufgegeben und sich auf eine Pilgerreise zum Grab der Heiligen Drei Könige in Köln begeben.«
»Und was
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