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Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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ihn betrachten und sich davon überzeugen konnte, dass er gesund und munter war. Das Baby greinte und zappelte wie ein betrunkener Tänzer mit seinen winzigen Armen und Beinen. Sein Gesicht war rot, die restliche Haut zartrosa. Bei seinem Anblick verflog Rogers Benommenheit wie Rauch im Wind.
    »Ein schöner, gesunder Junge«, bemerkte die Hebamme.
    Roger nickte. Er brachte keinen Ton heraus und empfand überwältigenden Stolz und Freude darüber, seine Männlichkeit unter Beweis gestellt zu haben. Jetzt konnte er Henry gelassen und mit einem Lächeln auf den Lippen gegenübertreten.
    Dame Cecily nahm das Baby hoch, wickelte es geschickt in ein Leinentuch und dann in eine warme Decke und reichte es Roger. Einen Moment lang wusste er nicht, wie er reagieren sollte. Dann barg er mit einem Instinkt, von dem er nicht gewusst hatte, dass er ihn besaß, das zerbrechliche kleine Wesen in seinem Arm. Das Baby sah ihn mit einem Blick an, in dem die Weisheit von Jahrzehnten zu liegen schien. Alt und neugeboren zugleich. Das Gesicht seines Vaters, das Gesicht seines Großvaters. Seines und Idas. Einen Augenblick lang war ihm, als könne er eine Reihe von Generationen sehen, die sich vom Horizont einer fernen Vergangenheit zu einer Zukunft noch lange nach seinen Ableben erstreckte.
    Behutsam trug er seinen Sohn zum Bett. Ida saß aufrecht an die weichen Kissen gelehnt. Ihr Haar war frisch geflochten, und obgleich sie erschöpft wirkte, funkelten ihre Augen, und ein Lächeln spielte um ihre Lippen. Er küsste sie sacht und setzte sich zu ihr.
    »Die Frauen sagen, es geht dir gut …«, begann er verlegen.
    Sie nickte.
    »Ja, obwohl es ein hartes Stück Arbeit war.«
    »Du hast den Namen Bigod und de Tosney Ehre gemacht.«
    »Das hoffe ich.« Sie lächelte immer noch, aber ihre Augen schwammen in Tränen.
    »Zweifle nicht daran. Du hast uns einen Sohn geschenkt, einen Grund mehr, um für unsere Zukunft zu kämpfen.« Von plötzlicher Besorgnis erfüllt legte er seine freie Hand über die ihre. »Ida?«
    »Man hat mir gesagt, das sei ganz normal«, erklärte sie mit einem zittrigen Lächeln. »Frauen weinen nach einer Geburt immer. Ihre Körpersäfte sind aus dem Gleichgewicht geraten. Gib ihn mir mal.«
    Roger reichte ihr das Baby und sah zu, wie sie es in den Armen wiegte. Die Art, wie sie ihren Sohn hielt, ihre gesenkten Wimpern, auf denen Tränen glitzerten, und das lose blaue Gewand, das sie trug, ließen ihn an die Madonna denken. Vielleicht war das Blasphemie, aber er hoffte, Gott würde ihn verstehen und ihm verzeihen. Ida war zwar keine jungfräuliche Mutter, aber eine ehrbare, tugendhafte Frau.
    »Ich habe deinen Bruder und meine Mutter benachrichtigt«, sagte er. »Und ich schicke einen Boten zu meinen Vasallen und dem Abt von Edmundsbury und einen Kurier zum König.«
    Die Atmosphäre in der Kammer war plötzlich gespannt. Die Erwähnung Henrys glich dem Schmerz einer Schnittwunde, die nur langsam verheilte und auch bei einem so freudigen Ereignis noch zu brennen vermochte. »Wer weiß, jetzt, wo wir einen Sohn und Erben haben, spricht er mir vielleicht mein väterliches Erbteil zu.« Roger sprach mit mehr Hoffnung als Überzeugung. Tatsächlich, dachte er, könnte es genau andersherum kommen. Henry konnte gut und gern kleinlich genug sein und ihm nun, wo die männliche Seite seiner Familienlinie gesichert war, seine Gunst entziehen.
    Er blieb bei Ida, bis ihre Lider vor Erschöpfung schwer wurden und die Hebamme ihm diplomatisch, aber bestimmt zuraunte, dass sie Ruhe brauchte. Er trennte sich nur ungern von seiner Frau und seinem neugeborenen Kind, aber er wusste, dass seine Ritter darauf warteten, mit ihm zu feiern und das Fässchen edlen Wein zu leeren, das er für diese Gelegenheit aufbewahrt hatte.
    »Ich komme morgen früh wieder«, versprach er, küsste sie
und ging widerstrebend zur Tür. Auf der Schwelle drehte er sich noch einmal um, sah, wie sie einen Kuss auf den Kopf des Babys drückte, bevor sie es der Hebamme reichte, und meinte, an dem überwältigenden Gefühl von Liebe, das in ihm aufstieg, ersticken zu müssen.

21
    Ipswich,
Mai 1183

    Ida sang Hugh ein leises Lied vor und brachte ihn zum Kichern, indem sie auf seinen Nacken blies, als Roger in ihre private Kammer in ihrem Haus in Ipswich trat. Ihr Herz begann bei seinem Anblick schneller zu schlagen. Er war mit Henry auf einem Feldzug gewesen und erst vor kurzem zurückgekehrt. Das Soldatenleben hatte ihn gestählt und seinen Schritten neue

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