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Die Rosen von Montevideo

Die Rosen von Montevideo

Titel: Die Rosen von Montevideo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Federico
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an Luis zu wenden. Und immerhin hat er Valentín vor dem Schlimmsten bewahrt.«
    »Aber seine Freilassung konnte er nicht erreichen«, sagte Valeria düster.
    Sie wusste, sie sollte dankbar sein – dafür, dass Claire den Sturz vom Pferd heil überstanden hatte, dass sie wieder vereint waren und dass sie ihr Möglichstes tat, Valentíns und ihre Lage zu bessern –, aber die Ohnmacht angesichts ihrer Ausweglosigkeit und die Sorge um Valentín schluckten alle anderen Gefühle.
    Valeria wandte sich ab und trat zum Fenster. »Onkel Carl-Theodor hätte uns womöglich helfen können …«
    Claire nickte. »Aber er ist nicht hier.« Sie bückte sich und hob den zerbrochenen Teller auf.
    »Hast du irgendetwas Neues von Valentín gehört?«, fragte Valeria. »Sind seine Verletzungen geheilt? Geht es ihm besser?«
    Claire seufzte. »Du weißt doch, Luis darf mir nichts erzählen. Es war gefährlich genug für ihn, Valentín vor den anderen zu beschützen, er kann nicht auch noch …«
    »Ist er zu irgendetwas nütze, dein Liebster?«, fiel Valeria ihr wütend ins Wort.
    »Ohne ihn wäre Valentín vielleicht schon tot.«
    Valeria rang ihre Hände und verknotete sie ineinander. »Ich weiß, ich bin ungerecht«, bekannte sie kleinlaut. »Es tut mir leid. Aber ich habe einfach keine Ahnung, wie es weitergehen soll.« Sie begann, wieder auf und ab zu gehen. »Diese verfluchte Leonora, dieser gemeine Julio!«
    Claire schwieg betreten, wusste sie doch genauso wie Valeria, dass Julios Wort so viel Gewicht wie nie zuvor hatte. Kurz vor ihrer Rückkehr hatte Alejandro de la Vegas einen Schlaganfall erlitten. Seitdem war er halbseitig gelähmt und unfähig, etwas zu sagen. Valeria konnte sich ihren sonst ständig tobenden Großvater schwer stumm vorstellen, hatte aber keine Gelegenheit bekommen, sich selbst ein Bild von seinem Zustand zu machen. Man hatte ihr schlichtweg verboten, ihn zu besuchen. Obwohl sie gut darauf verzichten konnte, erboste es sie dennoch, dass Tante Leonora ihr das Gefühl gab, sie sei schuld an seinem Schlaganfall und jener Folge der Aufregung, nachdem die Paraguayer sie entführt hatten. Wie ungerecht das war! Weder hatte sie sich freiwillig entführen lassen, noch hatte dieser Umstand Alejandros Hass auf das Nachbarland erst gezeugt: Er hatte doch schon vorher ständig getobt, wann immer die Rede auf den Krieg kam! Kein Wunder, dass ihm irgendwann einmal der Kopf dabei platzte! Und Leonora, die Besorgnis heuchelte, war wahrscheinlich ganz froh, dass ihr Mann nun als Patrón galt und ihr allein die Verwaltung des Haushalts oblag. Insgeheim konnte sie Alejandros letzten Atemzug wohl kaum abwarten, obwohl sie mit düsterer Miene zu Valeria gesagt hatte: »Wenn er wüsste, dass du dich mit einem dieser Teufel eingelassen hast, würde ihn das endgültig das Leben kosten.«
    Ganz unrecht hatte sie damit wohl nicht. Aber Valerias Furcht um den Großvater hielt sich in Grenzen – zu bedrohlich war die eigene Zukunft.
    Claire trat zu ihr, hob die Hand, zog sie jedoch im letzten Augenblick zurück, ehe sie Valerias Schultern berührte. In den letzten Wochen hatte Valeria zu oft ihre Umarmung ausgeschlagen.
    »Du darfst nicht vergessen: Dieses Land ist im Krieg mit Paraguay, und Valentín ist ein Feind.«
    Valeria öffnete den Mund, um etwas entgegenzuhalten, doch Claire fuhr hastig fort: »Und auch wenn ich auf deiner Seite stehe. Es fällt mir schwer, zu begreifen, wie du ihn nur lieben kannst, nach allem, was dir angetan wurde … Ich meine, er gehörte doch auch zu deinen Entführern. Und ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie diese rohen Männer das Feuer auf unsere Soldaten eröffnet haben, als sie dich befreien wollten.«
    »Aber sie haben doch zuerst geschossen. Das alles passierte auch nur, weil ich mit Jorge zu fliehen versuchte. Und Valentín wiederum war von Anfang an um mein Wohlergehen besorgt. Gewiss, er hat zu lange gezögert, sich gegen seinen Bruder zu stellen, aber später …«
    Valeria brach ab. Sie war es leid, immer wieder aufs Neue ihre Gefühle erklären zu müssen. Claire hatte zwar noch das größte Verständnis gezeigt, war aber, wie sie nun einmal mehr bewies, dennoch tief befremdet.
    »Was gibt es denn für Neuigkeiten vom Krieg?«, fragte sie schnell, um abzulenken.
    Claire seufzte erneut, dann berichtete sie, dass sämtliche diplomatischen Bemühungen, den Krieg endlich zu beenden, an López Solanos Sturheit scheiterten. Er war einfach nicht zum Rücktritt bereit. Als selbst

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