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Die Rosen von Montevideo

Die Rosen von Montevideo

Titel: Die Rosen von Montevideo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Federico
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Aufmerksamkeit. »Also«, setzte er an, »welche Art von Handel wollen Sie treiben?«
    Albert war nun doch froh, einen Schluck Wein zu nehmen und die trockene Kehle zu benetzen. Seit seinem Gespräch mit Rufus hatte er sich viele Gedanken gemacht, doch er war sich nicht sicher, ob sie auch taugten. »Ich habe festgestellt, dass der Markt hier regelrecht mit englischen Produkten überspült wird«, begann er.
    Er wollte noch etwas hinzufügen, aber Alejandro fiel ihm bereits brüllend ins Wort. »Und was soll daran schlecht sein? Die Engländer sind unsere Verbündeten gegen die verfluchten Blancos und Argentinier.«
    Das jähe Geschrei ließ Albert zusammenzucken – es kam wie ein Donnerschlag aus heiterem Himmel. Überdies war der Blick des Alten mit einem Mal so verächtlich, dass er insgeheim damit rechnete, gleich des Hauses verwiesen zu werden. Doch er beherrschte sich und zuckte nicht einmal mit den Wimpern. Prompt wurde Alejandros Ausdruck etwas milder, und Albert begriff, dass dessen rüdes Verhalten wohl dem Zweck diente, seinen festen Willen auf die Probe zu stellen.
    Albert reckte stolz sein Kinn. Wenn es der Alte unbedingt darauf anlegte, dann würde er beweisen, dass man einen Gothmann so schnell nicht einschüchtern konnte. Sein Blick huschte unauffällig zu Rosa, ehe er erklärte: »Gewiss, viele Importprodukte sind unverzichtbar, aber ich bleibe dabei: Der lateinamerikanische Markt wird von englischen Produkten geradezu ruiniert. Leder, Holz und Porzellan – alles kommt vom Vereinigten Königreich.«
    Alejandros Gesicht blieb etwas misstrauisch, doch dass er nicht gleich wieder losbrüllte, war ein Zeichen von Anerkennung. Albert war erleichtert, sich gründlich vorbereitet zu haben.
    »Ich muss Señor Gothmann recht geben«, schaltete sich Julio ein. »Manche Produkte, die importiert werden, sind ungeheuer wichtig, manches jedoch absurd. Hast du davon gehört, dass Handelsagenten aus Manchester, Glasgow und Liverpool eigens Argentinien bereisten, um die dortigen Ponchos zu kopieren oder die nach Landessitte umgekehrten Steigbügel aus Holz? Als ob wir dergleichen nicht selbst anfertigen könnten!«
    »Was ist daran absurd?«, fuhr Alejandro auf. »Wenn er in Argentinien hergestellt wird, kostet der Poncho sieben Pesos, stammt er aus Yorkshire, nur drei. Was einmal mehr beweist, was für Halsabschneider die Argentinier sind.« Der Alte schnaubte. »Und bei der Erzeugung von Sporen, Pflugscharen, Zaumzeug und Nägel, haben die Briten ebenfalls die Nase vorne.«
    Albert nickte. »Gewiss, aber andere Waren sind doch auch in diesem Land gut herzustellen – ich denke an Kessel, Kochtöpfe oder Messer.« Er deutete auf die reich gedeckte Tafel der de la Vegas’, denn er war sich sicher, dass die Teller, von denen sie gegessen, und die Gläser, aus denen sie getrunken hatten, nicht von hier stammten. »Und teilweise gibt es regelrecht sinnlose Importe: Särge, Schlittschuhe und Brieftaschen, obwohl doch kaum Papiergeld in Gebrauch ist. Wie auch immer«, Albert beugte sich vor, »ich will die Geschäfte mit England gar nicht schlechtmachen, ich denke nur, dass Ihr Land gut daran tut, auf den verstärkten Export zu setzen – ob nun von Waren, die es selbst herstellt, oder die, die von den Nachbarländern gekauft werden. In Europa gibt es durchaus einen entsprechenden Absatzmarkt. Und ich könnte Kontakte zu den deutschen Ländern anbieten.«
    Alejandro lehnte sich zurück, und erstmals erschien ein schmales Lächeln auf seinen Lippen. Albert unterdrückte ein erleichtertes Seufzen. Scheinbar war nicht mit weiterem Gebrüll zu rechnen. »Und an welche Waren haben Sie da gedacht?«
    Albert sah sich um. Abermals fiel sein Blick kurz auf Rosa, und zum zweiten Mal deutete sie ein Lächeln an. Ihm schwirrte der Kopf – nicht nur wegen ihres Anblicks, sondern auch, wozu ihn dieser verleitete. Eigentlich war er doch hierhergekommen, um den deutschen Export anzuregen, nicht den von Uruguay. »Nun«, sagte er, »zum Beispiel luxuriöse Hölzer.«
    »Die kommen allesamt aus Paraguay«, erklärte Alejandro grimmig. »Und Paraguay verschließt sich dem Außenhandel.«
    »Was wir allerdings umgehen könnten«, warf Julio ein. »Ich habe auch in Paraguay den einen oder anderen Geschäftspartner. Sicherlich wären sie bereit, Waren zu exportieren.«
    Alejandro kniff seine Augen zusammen: »Du rühmst dich also auch noch des Schmuggels? Und Sie!«, er wandte er sich erneut an Albert. »Sie wollen das

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