Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rosen von Montevideo

Die Rosen von Montevideo

Titel: Die Rosen von Montevideo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Federico
Vom Netzwerk:
nach ihrer Rede. Niemand widersprach. Erst jetzt sah sie, dass Luis mit nackten Füßen vor ihr stand, schließlich hatte er keine Gelegenheit gehabt, nach dem Schwimmen die Stiefel wieder anzuziehen. Und was noch schlimmer war: Sie selbst stand im nassen Unterhemd da, fror entsetzlich und merkte es nicht einmal.
    Sie stellte sich vor, welch grotesken Anblick sie allesamt boten, und die Anspannung wich, als sie plötzlich hellauf lachen musste.
     
    Einige Wochen später saß Valeria mit Claire in deren Garten. Der Wind rauschte durch die Blätter der Zitronen- und Orangenbäume, die vielen Blumen verströmten einen intensiven Duft, Mücken tanzten um die dichte Hecke. Erst gestern hatte Valentín den Garten ehrfürchtig betrachtet. Er erinnerte ihn an seine Heimat und an seine Mutter, die wie Claire eine leidenschaftliche Gärtnerin gewesen war. Valeria selbst hatte Claires Quinta bislang kaum in Augenschein genommen. So viel war passiert, so viel auf sie eingestürmt, mit dem sie fertig werden musste. Erst jetzt bot sich die Gelegenheit, ganz ruhig dazusitzen, die Farbenpracht zu genießen und ihre Gedanken zu ordnen.
    Auch Claire wirkte nach all der Aufregung ein wenig mitgenommen, aber zugleich unglaublich glücklich. Sie hatten noch nicht offen darüber geredet, doch Valeria war es nicht verborgen geblieben, dass sie sich mit Luis versöhnt hatte. »Wie wird es nun mit euch weitergehen?«, fragte sie leise.
    Claire zuckte die Schultern. »Ich bin mir nicht sicher. Die verlorenen Jahre sind nicht so leicht rückgängig zu machen, und vor allem müssen wir den Kindern Zeit geben, sich an mich zu gewöhnen.«
    Valeria lächelte. »Die Kinder scheinen dich doch bereits sehr zu mögen, vor allem die kleine Dolores. Und auch Antonio ist ständig hier.«
    Claire verdrehte die Augen. »Nun, das hat gewiss nichts mit mir zu tun, sondern mit Tabitha.«
    »Erstaunlich, dass er sich so um sie kümmert«, sagte Valeria nachdenklich. »Ich meine, sie bekommt das Kind von einem anderen Mann. Jeder andere würde sich davon sogleich in die Flucht schlagen lassen.«
    »Du darfst nicht vergessen, dass Antonio Luis tatkräftig geholfen hat, die beiden Schwestern großzuziehen. Er ist sehr verantwortungsvoll und außergewöhnlich reif für sein Alter.«
    »Ganz anders als dieser José …«
    Valeria lehnte sich zurück. Unter den vielen Blumen, die Claire gepflanzt hatte, befanden sich auch Rosen und dufteten besonders süß. Vage erinnerte sie sich an die Geschichte ihrer spanischen Großmutter, nach der sie benannt worden war und die sich vergebens darum bemüht hatte, hierzulande Rosen zu züchten. Claire dagegen war es gelungen.
    Während sie die Blumen betrachtete, ließ sie die vergangenen Wochen Revue passieren. Nachdem klar war, dass Tabitha ihr Kind behalten würde, waren lange Gespräche gefolgt. Die verlorene Tochter hatte Valentín und ihr alles anvertraut: das Täuschungsmanöver, das sie gemeinsam mit Carlota ausgeheckt hatte, ebenso wie ihre unglückliche Liebe zu diesem José Amendola.
    Valeria hatte zunächst ein wenig Scheu vor dem Mädchen empfunden, die zwar wie Carlota aussah, sich aber doch in vielem unterschied. Sie war etwas feinfühliger, weicher und labiler als sie, wenngleich auch an ihr ähnlicher Trotz und Stolz zu erahnen war. Mit jedem Tag jedoch war ihre Nähe gewachsen.
    Noch größere Scheu als sie hatte Valentín empfunden, und anders als Valeria war er nicht hier bei Claire geblieben, sondern in ihr Haus zurückgekehrt. Doch er kam fast jeden Tag vorbei und erwies sich als immer gesprächiger und liebevoller. Die Beziehung von Vater und Tochter hatte zwar nicht recht glücklich begonnen, so streng, wie sich Valentín in der Zeit erwiesen hatte, da Tabitha bei ihnen lebte, aber Valeria hatte allen Grund, zu hoffen, dass in der Zukunft ein Neuanfang möglich war. Sorgen bereitete ihr hingegen der Gedanke an Carlota.
    »Ich will dich nicht drängen«, sagte Claire, »doch es wird Zeit, dass du deinen Eltern telegraphierst. Und du solltest auch den de la Vegas’ die Wahrheit sagen.«
    Valeria zuckte unsicher die Schultern.
    Claire beugte sich vor und sah sie eindringlich an: »Valeria, ich werde dich und deine Tochter so gut wie möglich unterstützen. Mein Haus ist selbstverständlich immer für dich offen. Doch Tabitha braucht im Moment nicht nur ein Dach über dem Kopf, sie braucht ihre Familie. Und auch wenn du dich noch so sehr um sie bemühst – die verlorenen Jahre lassen sich nicht in

Weitere Kostenlose Bücher