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Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin

Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin

Titel: Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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nicht schwer. Sechs Stunden, in denen sie Ruhe hatte.
    Und dann?
    Wie mache ich das morgen in der Bank, überlegte sie, wie schaffe ich es, aus dem Hotelzimmer zu kommen?
    Das Abendessen und das Frühstück konnte sie ausfallen lassen und einfach im Zimmer bleiben. Wenn sie Glück hatte, gelang es ihr noch, auf dem Flughafen in St. Martin ein Sandwich zu kaufen, dann mußte sie nicht allzusehr hungern. Aber zur Bank mußte sie morgen, und es war ihr ein Rätsel, wie sie diesen Gang bewältigen sollte.
    Ich muß morgen darüber nachdenken, beschloß sie, vielleicht habe ich gar keine Attacke, und damit gibt es überhaupt kein Problem.
    Irgendwo in einem Winkel ihres Gehirns wußte sie, daß eine Attacke kommen würde, denn es kam immer eine, aber gedämpft durch das Medikament konnte sich dieser Gedanke keinen Raum verschaffen. Ein sanfter Schleier hatte sich über ihr Empfinden gebreitet. Sie würde die Dinge einfach auf sich zukommen lassen.
     
    Reza Karim fuchtelte aufgeregt mit den Händen und gab einen Wortschwall in seiner pakistanischen Muttersprache von sich, ehe
er sich besann und in sein hartes, etwas abgehacktes Englisch zurückfiel.
    »Ich weiß es nicht! Ich weiß wirklich nicht, wie das passiert sein kann. Ich habe hier keine Buchung! Mrs. Palmer, ich bin untröstlich. Kann es sein, daß Sie vergessen haben, mich zu verständigen ?«
    Franca hielt sich mit beiden Händen am Tresen der Rezeption fest und starrte Reza Karim hypnotisch an. »Mr. Karim, mein Mann hat das Zimmer gebucht. Vielmehr, seine Sekretärin hat es getan. Und das hat doch immer funktioniert.«
    »Ja, aber ich habe diesmal keine Buchung!« Hektisch blätterte Karim in seinem Reservierungsbuch vorwärts und rückwärts. »Hier ist nichts! Hier wird alles eingetragen. Hier ist nichts!«
    »Ich brauche ein Zimmer, Mr. Karim.« Sie begann zu schwitzen, aber das mochte an der Hitze liegen, die über der Insel brütete. Noch hielt die Wirkung des Tranquilizers an. Aber was, um Himmels willen, sollte sie tun, wenn sie kein Hotelzimmer bekam?
    Sie war jedesmal im St. George Inn abgestiegen, wenn sie auf Guernsey gewesen war. Eine preiswerte Absteige, und manchmal hatte sie gedacht, daß Michael ihr ruhig ein etwas feudaleres Quartier hätte spendieren können als dieses zwischen anderen Häusern eingezwängt stehende Gebäude, in dem stets abgestandener Essensgeruch zwischen den Wänden hing, der dicke, weinrote Teppichboden vor Schmutz starrte, die schmale Treppe sich halsbrecherisch steil nach oben schraubte und die Badezimmer jede Andeutung von Komfort vermissen ließen – ganz abgesehen davon, daß man sich in den winzigen Zellen kaum einmal um sich selber drehen konnte und beim Haarefönen ständig mit den Ellbogen an die Wände stieß. Aber irgendwann hatte sich Franca an die stickigen Räume und an Mr. Karim gewöhnt, und Michaels Rechnung war aufgegangen: Letztlich hielt Franca an allem fest, was ihr einmal vertraut war. Selbst wenn sie sich nicht wirklich wohl fühlte in dem Hotel, so erschien es ihr doch weitaus erträglicher, einen vertrauten schrecklichen Zustand aufrechtzuerhalten, als etwas Neues zu probieren und möglicherweise an einen ungewohnten schrecklichen Umstand zu geraten.
    »Natürlich brauchen Sie ein Zimmer, natürlich«, sagte Karim
nun, »aber unglücklicherweise bin ich vollständig ausgebucht. Sie wissen ja, über Gästemangel konnte ich mich noch nie beklagen! « Er lachte. Franca hatte das bisher nicht gewußt, konnte es sich auch nicht vorstellen, aber sie nahm an, daß er die Wahrheit sagte, was seine augenblickliche Situation anging. Hätte er auch nur das kleinste Kellerloch noch frei gehabt, er hätte sie hineingequetscht.
    »Kann ich telefonieren?« fragte Franca.
    »Selbstverständlich!« Er schob ihr den Apparat hin, ein altmodisches schwarzes Monstrum, wie es Franca nur aus nostalgischen Fernsehfilmen kannte. Sie wählte die Nummer des Labors, die Durchwahl von Michaels Büro.
    Er war sogleich selbst am Telefon. »Ja?«
    »Michael, ich bin es, Franca. Ich stehe hier im St. George , und stell dir vor, irgend etwas muß schiefgelaufen sein. Für mich ist kein Zimmer gebucht.«
    »Das kann nicht sein.«
    »Es ist so. Mr. Karim hat keinen Eintrag vorliegen.«
    »Dann soll er dir eben so ein Zimmer geben.«
    »Er ist ausgebucht. Es ist absolut nichts frei.«
    Michael seufzte. »Das kann nicht sein!« Sein Tonfall, seine Stimme klangen, als würde er sagen: »Was hast du denn jetzt schon wieder versiebt?

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