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Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin

Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin

Titel: Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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schob ihr die Flasche zu, »für mich wird das heute auch nicht das letzte Glas sein. Ich brauche ebenfalls eine Stärkung.«
    Franca nahm ein Glas aus dem Schrank, setzte sich neben Beatrice.
    »Sie machen sich Sorgen um Alan, nicht?« sagte sie vorsichtig. »Helene deutete es heute morgen an.«
    »Wie ich Helene kenne, hat sie nichts angedeutet, sondern alles höchst ausführlich erzählt«, sagte Beatrice, fügte aber, als sie Francas
Gesicht sah, sofort hinzu: »Keine Sorge, es macht mir nichts aus. Ich habe Ihnen jetzt schon so viel erzählt, daß es auf ein paar Details mehr oder weniger nicht mehr ankommt. Von mir aus können Sie alles wissen. «
    »Wo ist Helene heute abend?«
    »Sie geht essen mit Mae. Mae ist tief gekränkt, weil ich gesagt habe, daß Maja ein Miststück und eine Schlampe ist, und Helene will sie nun wieder moralisch aufrichten. Angeblich um unserer Freundschaft willen, aber in Wahrheit geht es ihr nur um sich selbst. Mae begleitet sie häufig zum Einkaufen und zum Kaffeetrinken, und Helene hat eine Heidenangst, das könnte vorbei sein, wenn wir zerstritten bleiben.«
    »Könnte die Geschichte mit Maja denn Ihre Freundschaft gefährden? «
    Beatrice machte eine wegwerfende Handbewegung. »Ach was! Mae weiß genau, was ich von Maja halte, ich habe es ihr schon hundertmal gesagt. Sie muß nur der Form halber nun ein bißchen schmollen. Die einzige, die sie damit noch beeindrucken kann, ist Helene.«
    »Haben Sie mit Alan gesprochen?«
    »Es juckt mich ständig in den Fingern, zum Telefonhörer zu greifen«, gab Beatrice zu, »aber ich halte mich immer noch zurück. Alan ist dreiundvierzig Jahre alt. Im Grunde darf ich mich wirklich nicht mehr einmischen.«
    »Ich verstehe nicht, weshalb er Maja derart verfallen ist«, meinte Franca, »sie ist ein hübsches Mädchen, aber als so besonders einzigartig empfinde ich sie nicht. Er kann doch jede andere haben.«
    »Er will sie . Fragen Sie mich nicht, warum das so ist. Warum verlieben sich Menschen ineinander, warum erwischt es manchmal jemanden so heftig, daß er von einer Person nicht loskommt, selbst wenn er immer wieder gedemütigt und verletzt wird? Oder sind es gerade die ständigen Verletzungen, die ein wirkliches Ende der Beziehung unmöglich machen? Manchmal denke ich, Alan wird aus dieser Beziehung nicht herausfinden, ehe nicht ein Gleichgewicht der Kräfte hergestellt ist. Aber vielleicht interpretiere ich zuviel in ihn und in das alles hinein. Vielleicht gibt es einfach irgend etwas an ihr, was ihn so fasziniert, daß er nicht loslassen kann.«

    »Sie ist jetzt bei ihm, nicht?«
    Beatrices Gesicht blieb unbewegt, aber ihre Augen verschleierten sich vor Kummer. »Sie ist bei ihm, ja. Und vermutlich redet sie ihm ein, wie sehr sie ihn liebt und wie grundlegend sie sich geändert hat. Und er wird diesen Strohhalm ergreifen und sich daran festhalten. Bis sie ihn wieder enttäuscht und er eine Menge Schmerz erleidet.«
    »Sie können ihn nicht beschützen«, sagte Franca leise, »nicht dauerhaft. Er ist erwachsen.«
    Beatrice zündete sich eine Zigarette an, rauchte sie auf die nervöse, hektische Art, die Franca schon oft an ihr beobachtet hatte. »Ich weiß. Ich sage es mir immer wieder. Es ist sein Leben, es sind seine Erfahrungen, die er machen muß. Aber irgendwo ist er auch mein Kind. Und wird immer mein Kind sein.«
    »Sie haben eine sehr enge Bindung an ihn?«
    »Ich habe ihn allein großgezogen. Vielleicht macht das eine Beziehung sehr stark. Es ist kein Ausgleich da. Kein Partner, auf dessen Schultern man das eine oder andere Gewicht laden kann. Es gab immer nur uns beide, Alan und mich.«
    »Und Helene«, sagte Franca leise.
    Beatrice verzog das Gesicht. »Richtig. Fast hätte ich Helene vergessen. Helene hat meine Ehe mit Frederic Shaye zerstört — hat sie Ihnen das erzählt? Und Sie hätten das Drama miterleben müssen, das sie aufführte, als die Geschichte mit Frederic losging, als sie begriff, daß ich von ihr fortgehen würde ...«
     
     
    November 1952 bis September 1953
     
    Beatrice war krank in diesem Herbst, sieben Jahre nach Kriegsende, seelisch krank. Sie schlich durch den Londoner Novembernebel und empfand die Trostlosigkeit ringsum wie ein Spiegelbild ihres Innern. Sie hatte auf die endgültige Trennung von Julien und auf die Erkenntnis, daß ihre beiden Eltern tot waren, mit der Flucht in uferlose Aktivität reagiert. Sie war nach Guernsey zurückgekehrt und hatte die Schule abgeschlossen, und sie hatte
sich

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