Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin

Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin

Titel: Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
Vom Netzwerk:
keineswegs eigenartig, daß jemand im Auto sitzen blieb, nachdachte und die Zeit vergaß, wenn ihn gerade schwerwiegende Probleme beschäftigten, aber möglicherweise war dies für eine schlichte Beamtenseele schwer nachvollziehbar.
    »Kann es sein, daß Sie zur Tatzeit bereits hier waren?« fragte der Beamte.
    Beatrice überlegte kurz, aber Franca mischte sich sofort ein. »Nein. Ich kam etwa um zwanzig nach zwölf hier an. Wenn Beatrice zu diesem Zeitpunkt bereits seit einer halben Stunde da war, muß sie gegen viertel vor zwölf gekommen sein. Helene stieg in Torteval um halb elf ins Taxi...« Sie überlegte. »Noch vor elf war sie dann hier. Also mindestens eine dreiviertel Stunde vor Beatrice. «
    »Vielleicht kann uns der Taxifahrer noch etwas zu der genauen Uhrzeit sagen«, meinte der Beamte. »Im übrigen denke ich, daß Mrs. Shaye nicht völlig sicher sein kann, daß sie tatsächlich eine halbe Stunde lang hier vor dem Haus stand. Sie sagte schließlich, sie habe die Zeit vergessen. Also kann sie auch eine oder anderthalb Stunden hier gewesen sein.«
    »Ich meine, ich bin kurz vor halb zwölf am Pleinmont Point losgefahren«, sagte Beatrice, »aber ich kann mich natürlich irren.«
    »Was haben Sie nachts am Pleinmont Point gesucht?« Es war dem Beamten anzusehen, daß ihm Beatrice immer eigentümlicher vorkam. Nach seinem Verständnis tat sie sehr seltsame Dinge.
    »Ich war schon am Abend da«, antwortete sie auf seine Frage, »ich bin ein wenig spazierengegangen. Habe dem Sonnenuntergang zugesehen. Und habe dann auch dort im Auto gesessen.«
    Der Polizist zog die Augenbrauen hoch.
    »Sie haben also den Abend und die halbe Nacht über im wesentlichen
in Ihrem Auto gesessen? Zuerst am Pleinmont Point und dann hier? Ich finde das ziemlich eigenartig. Sind das sehr schwerwiegende Probleme, die Sie derzeit beschäftigen?«
    »Ja«, sagte Beatrice knapp, und ihr Gesichtsausdruck fügte unmißverständlich hinzu: Und mehr werden Sie darüber nicht erfahren.
    »Sie könnten also zur Tatzeit bereits hier gewesen sein?«
    »Wenn die Tatzeit für elf Uhr festgelegt wird, kann ich nicht hiergewesen sein. Ich bin keinesfalls vor elf Uhr am Pleinmont Point losgefahren.«
    Er kritzelte etwas auf seinen Notizblock und sah Beatrice an. Es schien, als sei seine Austrahlung, sein Gebaren um eine Nuance kälter geworden.
    »Gibt es jemanden, der Ihre Angaben bestätigen kann?« fragte er.
    Beatrice schüttelte den Kopf. »Nein.«
    Er klappte sein Notizbuch zu. »Vorerst habe ich keine Fragen mehr. «
    Aber halten Sie sich zu unserer Verfügung, dachte Franca.
    »Aber halten Sie sich zu unserer Verfügung«, sagte er.
     
    Alan legte den Telefonhörer ganz langsam auf die Gabel zurück. Er starrte den Apparat an, als habe er ihn noch nie vorher gesehen. Er war fassungslos und betäubt.
    »Guter Gott«, murmelte er.
    Er ging zur Anrichte, entkorkte den Sherry, schenkte sich ein Glas ein, kippte ihn hinunter, öffnete dann die Whiskyflasche. Sherry reichte nicht auf einen solchen Schock hin. Außerdem war es nach sechs Uhr am Abend, da durfte man zu den härteren Sachen greifen. Er ließ gerade den ersten Schluck die Kehle hinabrinnen, begrüßte das warme Brennen, das das Leben soviel erträglicher machte, als es an der Wohnungstür klingelte.
    Er überlegte kurz, ob er überhaupt öffnen sollte, im Grunde hatte er keine Lust, wollte mit sich und seinem Erschrecken allein sein. Und mit seinem Whisky.
    Ich bin einfach nicht daheim, dachte er. Der Tag war hart und anstrengend gewesen. Eine Menge Termine, vorwiegend unerfreulicher
Natur. Er hatte sich mit Gin und einem Malt Whisky über die Stunden gerettet. Seit seinem Absturz vor drei Tagen hing er wieder völlig durch. Er hatte den ganzen Montag getrunken, den Dienstag und den halben Mittwoch. Am Mittwoch nachmittag hatte er sich stundenlang übergeben und war erschrocken über den unrasierten Mann, der ihm aus dem Spiegel entgegenblickte. Seine Hände hatten gezittert.
    Ein Penner, dachte er, ich sehe aus wie ein Penner!
    Das Telefon hatte immer wieder geläutet, aber er war nicht an den Apparat gegangen. Er hatte nicht den Eindruck gehabt, daß es ihm gelingen würde, einen zusammenhängenden, intelligenten Satz herauszubringen. Am Ende würde er sogar lallen. Es hätte nahegelegen, dies einmal auszuprobieren, in der Einsamkeit des Badezimmers ein paar Worte an sich selbst zu richten, aber selbst davor fürchtete er sich. Sein Anblick reichte, ihn tief zu erschüttern. Seine

Weitere Kostenlose Bücher