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Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin

Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin

Titel: Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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sterben werde, wenn wir keinen Arzt holten, und sofort sagte Pierre, daß er sterben werde, wenn wir einen holten... Doch dann«, fuhr Beatrice fort, »am späteren Nachmittag, war klar, daß Pierre es nicht schaffen konnte. Er verblutete vor unseren Augen. Die Küche sah inzwischen so aus wie seinerzeit das Bad, als Helene
versucht hatte, sich das Leben zu nehmen. Ich ging zum Telefon und rief Dr. Wyatt an. «
    Franca sagte leise: »Und Sie erreichten ihn?«
    Beatrice nickte. »Ja. Ich erreichte ihn. Und er kam sofort.«
     
     
    Guernsey, 1. Mai 1945
     
    Dr. Wyatt traf gegen fünf Uhr ein und leistete rasch Erste Hilfe bei Pierre, der sich bereits in einem Zustand der Agonie befand.
    »Er muß ins Hospital«, sagte er. »Beatrice, ruf dort an. Sie sollen einen Wagen schicken. Falls sie hoffentlich«, fügte er hinzu, »noch genug Benzin haben.«
    Beatrice erledigte den Anruf, kehrte dann in die Küche zurück.
    »Wie ist das passiert?« fragte Dr. Wyatt gerade.
    »Mein Mann hat auf ihn geschossen«, sagte Helene. Sie hatte aufgehört zu weinen. »Er war heute... nun, er war...« «
    »Ich weiß, wie er heute war«, unterbrach Dr. Wyatt trocken, »ich hatte am frühen Morgen selbst das Vergnügen.« Er hatte einen Verband angebracht, der die Blutung stillte, aber Pierre sah mehr tot als lebendig aus. »Himmel, warum haben Sie mich denn nicht früher geholt?« fragte er, und ohne eine Antwort abzuwarten, setzte er hinzu: »Wo ist Mr. Feldmann?«
    Beatrice öffnete den Mund, um ihm zu sagen, daß Erich nebenan liege und ebenfalls mit dem Tod kämpfe, aber ehe sie die Worte aussprechen konnte, mischte sich Helene ein. Ihre Stimme klang überraschend klar und fest.
    »Wir wissen es nicht«, sagte sie. »Mein Mann hat das Haus verlassen nach der Schießerei. Er war nicht bei Sinnen. Wir konnten ihn nicht aufhalten.«
    Wyatt schien an dieser Auskunft nicht zu zweifeln. Er nickte nur und wandte sich wieder seinem Patienten zu. Beatrice starrte Helene fassungslos an. Diese erwiderte den Blick sehr ruhig. Sie will ihn nicht retten, schoß es Beatrice durch den Kopf, mein Gott, sie will ihn dort liegen und sterben lassen!
    Ihre Beine wurden schwach, und sie setzte sich auf einen
Küchenstuhl, sah Dr. Wyatt bei seinen Wiederbelebungsversuchen zu und wartete auf den Krankenwagen. Dabei schossen ihr Hunderte von Gedanken durch den Kopf: Was ging in Helene vor? Weshalb hatte sie Wyatt angelogen? Sie verurteilte Erich zum Tode, wenn sie ihn ohne ärztliche Hilfe dort im Nebenzimmer liegen ließ. Sollte sie eingreifen? Sagen, daß Helenes Auskunft nicht stimmte? Daß...?
    Wahrscheinlich, überlegte sie, war Helene geleitet worden von dem Gedanken, den sie, Beatrice, während ihrer hektischen Gespräche zu Beginn des Nachmittags bereits geäußert hatte: Wenn Erich gerettet wurde, konnte er unverzüglich Pierres Verhaftung anordnen, die dann unweigerlich zu dessen Erschießung führen mußte.
    Ist es deshalb, fragte sich Beatrice tief verwundert. Opfert sie Erich, um Pierre zu retten? Opfert sie ihren Mann für einen französischen Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiter?
    Der Krankenwagen erschien rasch, und Pierre wurde abtransportiert. Dr. Wyatt folgte kurz danach mit seinem Auto. Er verschwand am Fuße der Auffahrt, bog auf die Straße. Die friedliche Stille des Maitages senkte sich wieder über Haus und Anwesen.
    Die beiden Frauen waren jetzt allein mit Erich Feldmann.
    Beatrice sah Helene von der Seite an.
    »Warum hast du das getan?« fragte sie. »Warum hast du behauptet, daß Erich weg ist? Warum hast du...?«
    »Was hätte ich sonst tun sollen?« fragte Helene zurück.
    »War es wegen Pierre? Wolltest du ihn retten?«
    »Nein. Ich wollte nicht Pierre retten. An ihn habe ich gar nicht gedacht.«
    »Aber...?«
    «Ich habe an mich gedacht«, sagte Helene. »Ich wollte mich retten. «
    Sie starrte Helene an. Sie konnte nicht fassen, was diese gesagt hatte. Helene hatte soeben erklärt, daß sie entschlossen war, ihren Mann sterben zu lassen, um ihn für alle Zeiten loszuwerden, und Beatrice hatte den Eindruck, in einen bösen Traum geraten zu sein. Helene hatte den ganzen Tag über geweint und gezittert und sich der Situation keinen Moment lang gewachsen gezeigt,
und nun stand sie da und erklärte kaltblütig, sie werde ihren Mann sterben lassen, um sich für den Rest ihres Lebens von ihm zu befreien.
    »Das können wir nicht machen«, sagte Beatrice, als sie endlich wieder sprechen konnte, »das ist... das ist so etwas wie

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