Die Roswell Verschwörung: Thriller (German Edition)
eine Idee?«
»Fahr im Zickzack, aber so, dass er erst aufschließen kann, wenn wir unseren Ausgangspunkt erreicht haben. Dann lass ihn rechts vorbei. Erinnerst du dich an den Felsen beim Anleger? Vielleicht bringen wir ihn dort zum Kentern.«
Grant nickte.
»Einen Versuch ist es wert.«
Trotz ihrer reduzierten Geschwindigkeit brauchten sie nicht lange, bis sie wieder das nördliche Ende der Schlucht erreicht hatten.
»Fertig?«, schrie Grant.
Statt einer Antwort hob Tyler die Pistole. Grant steuerte nach links und duckte sich, Tyler hörte, wie ihr Verfolger seitlich aufschloss. Er schien aber noch warten zu wollen, bis er auf gleicher Höhe war, bevor er mit ihnen Schluss machte. Nun setzte Tyler sich auf und legte an. Mit etwas Glück würde er der Sache jetzt ein Ende machen.
Das Glück ließ ihn im Stich. Sein Schuss ging daneben, aber ihr Verfolger zuckte zurück. In der gleichen Sekunde rammten sie sein Boot. Wegen der Pistole hatte er nur eine Hand am Steuer und reagierte zu langsam. Tyler sah sein staunendes Gesicht, als er merkte, dass er mit Vollgas auf den Steinstrand zuraste. Er wollte nach links ausweichen, aber Grant ließ ihm keinen Zentimeter Platz. Erst in der allerletzten Sekunde riss Grant das Steuer herum. Ihr Boot scherte aus, hatte aber keinen Kontakt mit dem Ufer. Ihr Verfolger imitierte Grant, hätte aber keine schlechtere Entscheidung treffen können. Hätte er seinen Kurs gehalten, wäre er den Strand hinaufgerutscht und irgendwann zum Stillstand gekommen. So streifte sein Boot bei vollem Tempo das felsige Ufer und überschlug sich. Die Motoren jaulten laut auf, als sie Luft zogen. Wäre er angeschnallt gewesen, hätte der Überrollbügel ihn geschützt. Stattdessen wurde er vor das Boot geschleudert und zermalmt.
Grant nahm das Gas weg und näherte sich langsam dem Anleger. Vier Polizisten hatten die Jagd auf dem Fluss verfolgt. Sie hielten die Gewehre auf die Ankömmlinge gerichtet und forderten sie auf, die Hände zu heben. Grant gehorchte und ließ das Boot ans Ufer treiben. Tyler ließ seine Pistole fallen und hob ebenfalls die Arme.
»Wir haben es geschafft«, sagte er zu Fay. »Sie können jetzt aufstehen. Aber keine schnelle Bewegung. Ihren Polizisten scheinen die Finger zu jucken.«
Fay richtete sich auf und blickte die Männer forschend an. Ihr Gesicht erhellte sich, als sie einen von ihnen erkannte.
»Gütiger Himmel, Michael Brown! Stecken Sie die Knarre weg! Das hier sind doch nicht die Bösewichte!«
Der Angesprochene sah sichtlich erleichtert aus, er senkte sein Gewehr und gab seinen Kollegen ein Zeichen.
»Mrs Turia? Uns wurde gemeldet, Sie seien das Opfer einer Geiselnahme geworden.«
»Glauben Sie nicht alles, was Sie hören.«
Sie schnallte sich ab und stand auf. Tyler reichte ihr die Hand. Während sie ausstiegen, hörte er eine Frau »Nana!« rufen. Sie rannte an den Polizisten vorbei und warf sich Fay in die Arme. Wenn sie nicht so dunkelhäutig wäre, dachte Tyler, könnte sie die Enkelin sein, von der die alte Dame gesprochen hatte. Die beiden umarmten sich innig, bis die junge Frau Fay etwas zurückschob und musterte.
»Wie entsetzlich, dass dein Haus abgebrannt ist. Wie geht es dir?«
»Mir geht es gut, Jessica, dank diesen beiden jungen Männern.«
Sie wies auf Tyler und Grant. Die Frau wandte sich um. Tyler sah sie zum ersten Mal richtig. Alles an ihr wirkte sportlich, von der Hose mit Schnürbund und dem schwarzen Kapuzenpullover bis zu dem modisch geschnittenen schulterlangen braunen Haar. Sie trug kein Make-up, aber bei ihrer samtigen braunen Haut und ihren vollen Lippen war das auch nicht nötig. Die jungen Polizisten warfen ihr sowieso verstohlene Blicke zu.
Es war sehr viel geschehen an diesem Morgen, aber die junge Frau gab Tyler den Rest. Er blinzelte, als könnte er seinen Augen nicht trauen. Das letzte Mal hatte er sie auf der anderen Seite der Erde gesehen. Fünfzehn Jahre war es her. Augen wie schmelzende Schokolade starrten ihn überrascht an.
»Tyler? Was zum Teufel ist denn hier los?«
Tyler öffnete den Mund, aber die Worte wollten ihm nicht über die Lippen. Er wandte sich zu Fay.
»Jess McBride ist Ihre Enkelin?«
Fays betretener Gesichtsausdruck sprach Bände. Sie hatte offensichtlich gewusst, dass Jess und Tyler während ihres Studiums befreundet gewesen waren.
6. Kapitel
Als Wladimir Koltschew nach der Landung in Alice Springs seine Nachrichten durchsah, hatte er noch immer nichts von seinen Leuten in Neuseeland
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