Die Roswell Verschwörung: Thriller (German Edition)
in die Kamera.
»Kann er mich sehen?«, erkundigte sich Morgan.
»Nein.«
Sie beugte sich über das Mikrofon.
»Dr. Kessler, hier spricht Special Agent Bell. Ich weiß, dass Sie in den Diebstahl der Bombe verwickelt sind.«
»Ich will Pine Gap unbehelligt verlassen und das Xenobium mitnehmen.«
»Sie wissen selbst, dass ich dem niemals zustimmen kann.«
»Entweder geben Sie grünes Licht, oder ich jage Pine Gap in die Luft.«
Kessler hielt einen Gegenstand von der Größe einer Grapefruit in der Hand. Morgan legte die Hand aufs Mikrofon.
»Kann er das?«, fragte sie den Sicherheitschef.
»Woher zum Teufel soll ich das wissen?«
Morgan sah Tyler an. Der nickte bedächtig.
»Ich habe zwar gerade zum ersten Mal von dem Zeug gehört, insofern ist es schwierig, die Lage richtig zu beurteilen. Aber wenn das, was er da in der Hand hält, ein Zünder ist, in dem das Xenobium steckt, würde ich sagen, dass es möglich ist.«
»Wie groß wäre der Schaden?«
»Kessler hat uns erzählt, er hätte hundert Gramm von dem Zeug, und es sei doppelt so wirksam wie Hafnium-3«, erklärte Grant.
Es war Tyler anzusehen, dass er rechnete.
»Das entspräche einer Sprengkraft von sechzig Tonnen TNT . Wie dick sind die Wände des Tresorraums?«
»Stärke der Seitenwände drei Meter fünfundsechzig«, kam es prompt vom Sicherheitschef. »Die Tür ist aus gehärtetem Stahl. Sechzig Zentimeter dick.«
»Das reicht nicht. Der Tresorraum liegt zehn Stockwerke tief?«
Washburn nickte. »Am Rand des Stützpunkts.«
Tyler warf Morgan einen kurzen Blick zu.
»Bei einer Explosion im Tresor sind gravierende Schäden am Fundament zu erwarten. Entkommt Kessler aber, würde das Zeug die Hälfte der Gebäude dem Erdboden gleichmachen.«
»Und was ist, falls er das vorhat?«, warf Grant ein.
»Wir können es nicht riskieren, dass er nach oben kommt«, entschied Morgan. Sie hob ihre Hand vom Mikrofon.
»Entschärfen Sie das Ding, und wir werden verhandeln.«
»Nein.« Dr. Kessler klopfte auf den Zünder. »Ich habe ihn gerade auf sechzig Sekunden eingestellt. Wenn die Tür sich nicht innerhalb der nächsten Minute öffnet, geht die Bombe los.«
Morgan sah auf die Wanduhr.
»Wenn Sie Geld wollen, finden wir eine Lösung. Wir können Ihnen Hilfe schicken.«
»Lassen Sie mich raus. Und zwar sofort!«
»Wurde ein Mensch entführt, an dem Ihnen liegt? Sagen Sie es uns, und wir lösen das Problem.«
»Ich habe niemanden. Ich hatte mein Leben dem Projekt gewidmet. Und wofür? Zwei Scheidungen, die mich jeden Cent meines Gehalts kosten, eine lausige Rente und eine leere Wohnung. Jetzt möchte ich wenigstens einen Ruhestand im Luxus erleben.«
Fünfundvierzig Sekunden.
»Ich lasse Sie nicht gehen.«
»Dann bleibt mir nichts, wofür ich leben könnte.«
»Doch. Wir können eine Lösung finden.«
»Und ich sitze dann den Rest meiner Tage in einer Zelle in Guantanamo? Nein, so stelle ich mir meine Zukunft nicht vor.«
Dreißig Sekunden. Sie wusste, dass er nicht bluffte, aber sie konnte ihn unmöglich mit dem Xenobium ziehen lassen.
Sie legte die Hand aufs Mikro. »Ziehen Sie sofort Ihre Leute ab.«
Der Sicherheitschef rief in aller Eile seine Männer zurück. Morgan versuchte, nicht an Vince zu denken.
Wieder zu dem Wissenschaftler gewandt sagte sie: »Die Bombe ist wertlos ohne Xenobium. Das haben Sie selbst erklärt.«
»Ich bin sicher, es gibt einen Alternativplan.«
Fünfzehn Sekunden.
»Ich bluffe nicht. Die Tür wird sich nicht öffnen.«
»Ich weiß.«
»Dann lassen Sie das.«
Morgan wollte ihn unbedingt zum Aufgeben bewegen.
»Es gibt keine Alternative.«
Fünf Sekunden. Dr. Kessler begann leise ein Selbstgespräch zu führen.
»Wo sind Vince und Ihre Leute?«, fragte Morgan den Sicherheitschef.
»Auf dem Weg nach oben. Welches Stockwerk sie erreicht haben, weiß …«
Der Monitor wurde hell, und der Boden erbebte wie bei einem Vulkanausbruch. Morgan hielt sich an der Konsole fest. Der Fußboden knirschte, Kaffeebecher, Headsets und Bücher fielen klappernd nach unten. Nach einer Minute verebbte das Beben.
Morgan rannte bereits in Richtung Treppenhaus, um nachzusehen, ob Vince die Detonation überlebt hatte.
27. Kapitel
Selbst vom Eingangstor des Stützpunkts aus konnte Tyler mühelos die Mulde erkennen, die durch Kesslers Detonation entstanden war. Jeder, der nicht für Bergungsarbeiten benötigt wurde, hatte in der vergangenen Stunde das Gelände verlassen müssen. Nur die Rettungsmannschaften durften noch
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