Die Roswell Verschwörung: Thriller (German Edition)
gedacht.
»Ich kann mich gut daran erinnern, wie verrückt du warst.«
»Warum hast du damals gekniffen?«
»Ich war Offiziersanwärter. Ich hätte es mir nicht leisten können, bei einer solchen Sache erwischt zu werden.«
»Bist du immer noch so verklemmt?«
»Verklemmt? Nur weil ich keine Lust hatte, mir den Arsch abzufrieren?«
»Niemand hätte uns entdeckt.«
»Ich hatte keine Lust.«
»Genau das meine ich. Du warst – bist – charmant, intelligent, kompetent und verlässlich. Aber du bist auch wahnsinnig vernünftig. Bei allem, was du tust, wägst du erst einmal genau ab. Jede Handlung wird bei dir zur mathematischen Gleichung. Ich wollte damals einfach nur, dass du manchmal spontaner bist. Wie beispielsweise, als du Fay in Queenstown gerettet hast.«
»Das hatte nichts mit Spontaneität zu tun. Das war knallharte Notwendigkeit. Zwei Männer haben auf uns geschossen.«
»Und warum hast du uns nach Australien begleitet?«
Tyler konzentrierte sich eine Weile auf sein Essen, bevor er Jess wieder ansah.
»Ihr braucht Hilfe.«
Jess lächelte.
»Du hast schon immer eine Schwäche für die Jungfrau in Nöten gehabt.«
Sie stocherte in ihrem Essen herum.
»Nana hat mir vom Autounfall deiner Frau erzählt. Das muss schwer für dich gewesen sein.«
»Ja, es war schwer.«
»Hast du dich jemals wieder auf Partnersuche gemacht?«
Genau so hatte er sie in Erinnerung. Sie redete nie um den heißen Brei herum. Er leerte sein Glas.
»Ich bin ständig auf Achse. Da ist es schwierig, eine Beziehung aufrechtzuerhalten.«
»Machst du das extra?«
»Es ist die Folge.«
»Hm.«
»Was soll das heißen?«
»Du warst damals so eisern, du wolltest dich unbedingt sofort häuslich niederlassen. Ich hätte nie gedacht, dass du für flüchtige Beziehungen zu haben sein könntest.«
»Seit der Uni ist eine Menge Zeit vergangen.«
»Stimmt.«
»Nicht für dich.«
»Doch. Ich habe es mit der Ehe versucht. Hat aber nicht hingehauen.«
»War er zu vernünftig?«
»Im Gegenteil. Er war ein hübscher Surfer-Boy. Lag mir zwei Jahre auf der Tasche, dann habe ich ihm die Spielwiese aufgerollt.«
»Und jetzt?«
»Ich habe mich bei einer Online-Partnervermittlung angemeldet, aber nach dem vierten Spinner habe ich die Suche nach einem Seelengefährten aufgegeben. Ich benutze die Agentur nur noch für Sex.«
Sprachlos sah Tyler sie an, bis sie in lautes Lachen ausbrach.
»Das war ein Witz! Junge, vielleicht hast du dich wirklich nicht geändert!«
Er schüttelte den Kopf. Dann bestellte er lächelnd noch etwas zu trinken.
Sie vergaßen die Zeit und verließen das Restaurant erst gegen elf Uhr. Ihre Erinnerungen an die Uni hatten viel Gelächter und einen Ausflug an die Bar zur Folge gehabt. Tyler hatte zu spät gemerkt, dass seine fünf Drinks weitaus mehr Pisco als Limettensaft enthielten. Die zwei Glas Wasser, die er hinterhergekippt hatte, halfen nichts, und ihr anschließender Spaziergang zum Hotel verteilte den Alkohol nur noch schneller in seinem Blut.
Jess erging es nicht besser. Sie hatte ebenso viele Gläser getrunken wie er und wog die Hälfte. Auf dem Weg zu ihren Zimmern stützten sie sich gegenseitig, um nicht allzu sehr zu schwanken. Als Jess stolperte und Tyler sie kaum halten konnte, hatten sie Mühe, ihr Lachen zu unterdrücken.
»Das hätte ich tun sollen«, sagte sie.
»Was? Mich betrunken machen? Ich wäre trotzdem nicht nackt über den Platz gerannt.«
»Und jetzt?«
»Kommt nicht in die Tüte.«
»Spaßverderber.«
Sie hatten ihre Zimmer erreicht, die einander genau gegenüber lagen.
Jess befühlte ihre Taschen und sagte dann: »Verflixt.«
»Was?«
»Ich habe keinen Schlüssel mitgenommen.«
Tylers Kopf wurde einen Augenblick lang klar. Er konnte sich nicht vorstellen, dass Jess es mit einer so billigen Masche versuchen würde.
»Such noch einmal.«
»Wenn du mir nicht glaubst, such selbst.«
»Ich glaube dir.«
Er hob die Hand, aber Jess packte sie, bevor er an die Tür klopfen konnte.
»Nicht wecken.«
Irgendwo in Tylers Kopf schrillte ein Alarm, aber sein vom Alkohol benebeltes Unterbewusstsein stellte ihn auf stumm.
»Schlaf in meinem Bett«, sagte er selbstbewusster, als er sich fühlte. »Ich mache es mir auf der Couch bequem.«
Jess erstarrte.
»Das … das … kann ich nicht.«
Er holte seinen Schlüssel aus der Tasche und hob eine Hand wie zum Amtseid.
»Ich schwöre, mich wie ein Gentleman zu betragen.«
»Spontan«, grinste
Weitere Kostenlose Bücher