Die rote Agenda
sie
schließlich nach oben kamen. Franz und die anderen zwei Agenten stießen die
Gefangenen in den Minibus, Ogden und Stuart stiegen mit Verena und Astoni in
den BMW .
Während der
Fahrt wechselten sie nur wenige Worte. Verena und Astoni waren durch die
abfallende Anspannung todmüde, während die Chefs des Dienstes die Ereignisse
lieber nicht in ihrer Anwesenheit kommentierten.
Im safe house angekommen, brachte man Verena und den Professor
ins Wohnzimmer. Das Haus bestand aus vier Schlafzimmern, einem großen Wohnraum,
einer Küche und drei Bädern. Im Souterrain, wo sich auch die Technikräume
befanden, waren ein Schlafsaal mit drei Feldbetten und ein Duschraum
eingerichtet. Neben dem Schlafsaal gab es drei kleine schallisolierte Zellen,
wo man die Slawen einzeln einschloss.
»Wie fühlt
ihr euch?«, fragte Ogden den Professor und Verena.
»Gut«,
antwortete der Professor. »Wenn man bedenkt, [191] was geschehen ist. Und wie geht
es dir, Verena?«, wollte er dann besorgt von ihr wissen.
Sie
lächelte müde. »Ich bin erledigt…«
»Sie
sollten etwas essen«, sagte Stuart. »Das ist in solchen Fällen wichtig. Ich
lasse Ihnen von Bruno etwas Warmes zubereiten. Er ist ein ausgezeichneter Koch.
Haben Sie Appetit?«
Die beiden
nickten. »Ja, allerdings«, gab Verena zu. »Vor lauter Angst habe ich einen
Mordshunger bekommen.«
»Ja, ich
auch«, stimmte Astoni zu.
»Dann gehe
ich mal das Abendessen bestellen. In der Zwischenzeit können Sie Ogden
erzählen, wie sich alles abgespielt hat«, bat Stuart sie im Hinausgehen.
»Er
verliert keine Zeit«, sagte Verena mit einem Lächeln, aber ihre Stimme klang
leicht genervt.
Ogden
nickte. »Das stimmt, doch die Situation erfordert es.«
»Wie
immer…«
Er zuckte
die Schultern. »Tut mir leid«, sagte er. Das tat es ihm wirklich. Er ertrug es
nicht mehr, dass sie in die gefährlichen Angelegenheiten des Dienstes
verwickelt wurde, auch wenn der in diesem speziellen Fall nicht allein für die
Ereignisse verantwortlich war. Doch in diesen Stunden hatte Ogden eine
Entscheidung getroffen. Verena sollte nicht mehr seinetwegen in Gefahr geraten,
und wenn er deshalb für immer ohne sie leben müsste. Morgen schon würde er sie
mit Begleitschutz nach Zürich zurückschicken, vielleicht zusammen mit Paolo
Astoni, falls sie sich wirklich weigern sollte, ihn allein zurückzulassen. Doch
dies war nicht der richtige Augenblick, das Thema anzusprechen, er [192] würde es
später tun, wenn sie sich von dem Schock erholt hatte.
»Nun, dann
berichtet mir mal…«, sagte er zu den beiden.
Doch es gab
nicht viel zu erzählen. Man hatte sie in den Krankenwagen geschafft, ihnen die
Augen verbunden und sie in das unterirdische Zimmer eingesperrt. Erst dann
wurden sie von den Augenbinden befreit. Die drei Männer hatten während der
Fahrt fast nicht gesprochen, und durch die gepanzerte Tür war in den wenigen
Stunden ihrer Gefangenschaft kein Laut von draußen zu ihnen gedrungen.
»Ein
schallisolierter Raum«, kommentierte Ogden.
»Leider
können wir euch nicht helfen«, sagte Verena.
In diesem
Augenblick kam Bruno herein und brachte auf dem Servierwagen das Abendessen.
»Ich hoffe,
es schmeckt«, sagte er. »Der Wein ist ein Sauvignon, ich habe im Keller nichts
Besseres gefunden. Und mit dem wenigen, das da war, konnte ich nur eine Pasta
mit Tomatensoße machen«, wandte er sich an Ogden. »Ein Gästehaus müsste
eigentlich besser ausgerüstet sein.«
Ogden
lächelte, amüsiert über diese Beschwerden. »Wir kümmern uns darum. Niemand von
uns mag Konserven.«
Bruno
nickte. »Gut. Man kann nicht arbeiten, wenn man sich von Essen aus Dosen
ernährt. Guten Appetit«, wünschte er, bevor er das Zimmer verließ.
Verena
begann zu essen. Die Pasta war köstlich, und auch Astoni schien sie zu
schmecken.
»Bruno ist
Italiener, aus dem Süden. Er kocht sehr gut«, erklärte Ogden.
»Dann wird
er euch nützlich sein. Durch den Umstand, [193] dass er aus dem Süden stammt,
meine ich«, präzisierte Verena.
»So ist es.
Aus diesem Grund ist er mit dabei.«
Ogden stand
auf. »Jetzt muss ich mich um eure Entführer kümmern. Am besten legt ihr euch
nach dem Essen gleich schlafen.«
»Wir sind für
euch nicht von Nutzen gewesen, ihr habt uns zu schnell befreit.« Verena
versuchte ironisch zu sein, doch der Scherz gelang ihr nicht.
In Wahrheit
fühlte sie sich keineswegs gut. Sie war müde, und es handelte sich nicht nur um
körperliche Schwäche. Es war ihr klar, dass sie,
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