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Die rote Agenda

Die rote Agenda

Titel: Die rote Agenda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liaty Pisani
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nicht präsentieren kann, und wird sich seiner bedienen,
um die wer weiß wievielte Umwälzung an der Spitze dieses Landes durchzuführen.
Die Geschichte wiederholt sich, wie immer.«
    Ogden
zuckte die Schultern. »Allerdings. Ich kann mir vorstellen, dass er sich
köstlich amüsiert, unser Alimante«, bemerkte er kühl. »Lass uns jetzt die
Slawen verhören, ich will wissen, wer als Mittelsmann zwischen ihnen und dem
Senator dient.«
    »Und was
machen wir dann mit ihnen?«, fragte Stuart.
    »Hängt
davon ab…«
    Stuart sah
ihn neugierig an. »Meinst du, sie können uns auf irgendeine Art nützlich sein?«
    »Im
Augenblick, da wir noch auf die überwältigenden Enthüllungen von Alimante
warten, sind diese drei die einzige Verbindung, die der Dienst zu dem
Organisator der Operation Agenda hat. Auch kleine Fische können entscheidend
sein. Wir haben den Auftrag erhalten, die zu finden, die Lowelly Grey ermordet
haben, und das haben wir getan, wie wir auch die Agenda wiederbeschafft haben.
Wenn der Auftraggeber, wie es scheint, derselbe ist, der den Befehl gab, die
beiden Richter zu töten, umso besser. Doch ich werde nicht warten, bis Alimante
uns erzählt, was ihm seine Mafiosi enthüllt haben. Der Drahtzieher bei dieser
Sache hat auch Verena und Astoni entführen lassen. Für mich ist [197]  das jetzt
eine persönliche Angelegenheit. Endlich einmal stimmen meine Interessen mit
seinen überein.«
    Stuart
nickte. Er wusste, was Ogden sagen wollte. Alimante hatte sein politisches
Projekt, für das der Dienst arbeiten würde, doch Ogdens Motivation war viel
stärker. Die Operation Agenda stellte sich für viele als ein furchtbares
Instrument der Rache heraus, und er hätte nicht in der Haut dessen stecken
mögen, der vor sechzehn Jahren die Ermordung der beiden Richter befohlen hatte.

[198]  27
    Der
Senator beugte sich vor und blickte von der Terrasse über die Dächer Roms. Die
herrliche Aussicht, die er von seiner Dachwohnung aus bewundern konnte, hob
immer seine Stimmung, besonders am frühen Morgen, wenn die Piazza di Spagna
noch verlassen dalag und sich in ihrer ganzen Schönheit zeigte.
    Er sah auf
seine Uhr: halb sieben. Er war, wie es seiner Gewohnheit entsprach, schon
vollständig angekleidet. Auch wenn es nur ein Frühstück war, was man auf der
teilüberdachten Terrasse angerichtet hatte, wurde es doch aufwendig serviert.
Glas und Silber funkelten in der ersten Morgensonne, und das Tischtuch aus
besticktem Leinen flatterte leicht in der Brise. Dass die Luft noch kühl war,
störte ihn nicht, im Gegenteil. In diesem Jahr hatte der Sommer verfrüht
begonnen, Ende Mai erreichte die Temperatur mittags schon dreißig Grad. Obwohl
er Sizilianer war, hasste er Hitze, und dies hatte vielleicht sein Schicksal
bestimmt, denn sein Leben hatte sich hauptsächlich fern der Insel abgespielt.
    Die Operation
in Turin, organisiert von seinem zuverlässigsten Mann, dem Sizilianer, war
abgeschlossen, allerdings nicht ganz so wie vorhergesehen. Als er erfahren
hatte, was alles schiefgelaufen war, hatte den Senator ein heiliger Zorn
gepackt.
    [199]  »Ihr
solltet den Professor entführen, niemanden sonst!«, hatte er ins Telefon
gebrüllt.
    »Die Frau
war mit ihm in der Suite, unsere Männer hatten keine Wahl. Dummerweise hielt
sich auch noch ein Dritter bei ihnen auf, zu allem Überfluss bewaffnet. Wir
wissen noch nicht, wer das war«, hatte der Sizilianer gesagt.
    Bei dieser
Nachricht sprang der Senator von seinem Stuhl auf. Das passte ihm ganz und gar
nicht. Obwohl es immer noch fast unmöglich war, ihm auf die Spur zu kommen. Die
Killer, die sein Strohmann beauftragt hatte, kamen nicht aus Sizilien. Niemand
sollte ahnen, welche Ziele er heimlich verfolgte, weder seine hochgestellten
Kollegen noch Matteo Trapani, der unauffindbare Boss der Cosa Nostra, den seit
Jahren niemand mehr gesehen hatte.
    Verärgert
zuckte der Senator mit den Schultern. Die Dinge waren von Anfang an nicht
gutgelaufen, und er hatte nicht mehr den Elan von früher. Seit einigen Jahren
hielt er sich im Hintergrund, versteckte sich hinter seinem politischen Amt und
seiner Kunstsammlung und überließ es den aktiven Politikern, die Geschäfte und
Kontakte mit seinen nicht präsentablen Landsleuten zu pflegen. Er wollte die
Jahre, die ihm noch blieben, genießen, ohne Gefahr zu laufen, ins Gefängnis zu
müssen oder ermordet zu werden. Über Jahrzehnte hatte er diesen Dummköpfen
beigebracht, wie man Gesetze umging und immensen Profit aus der

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